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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten
Autoren: Andreas Franz
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also, Sie und Dr. Kaufung hatten eine Affäre, richtig?«
    »Ja.«
    »Ging das schon länger?«
    »Seit gut einem halben Jahr.«
    »Und Ihr Mann wusste nichts von Ihrem Verhältnis mit Dr. Kaufung, weil …«
    »Doch, er wusste es. Wir hatten ein Agreement.«
    »Was für ein Agreement?«, wollte Brandt wissen.
    »Mein Mann ist knapp dreißig Jahre älter als ich und … Na ja, er hat gesagt, dass er nichts dagegen hat, wenn ich ab und zu …«
    »Dann wäre es doch nicht weiter schlimm, wenn wir ihn befragen würden, wenn er es sowieso weiß.«
    »Da haben Sie auch wieder Recht. Ich bin nur durcheinander.«
    »Wo ist Ihr Mann jetzt?«
    »In Shanghai, geschäftlich. Er ist sehr viel unterwegs.«
    »Und wann kommt er wieder?«
    »Am Dienstag. Er ist vorgestern geflogen.«
    »Okay. Sie warten bitte noch, bis wir drinnen fertig sind.« Er wollte sich gerade umdrehen, als er innehielt und fragte: »War Dr. Kaufung eigentlich verheiratet?«
    »Nein, er wäre nie eine feste Beziehung eingegangen. Seine Freiheit ging ihm über alles.«
    »Verstehe. Gibt es außer Ihnen noch andere Frauen, mit denen er …«
    »Glauben Sie vielleicht, ich war die Erste, mit der er was hatte?«, entgegnete sie unerwartet spöttisch. »Entschuldigung, war nicht so gemeint.«
    »Schon gut. Wir sehen uns gleich noch mal.«
    Die Leute von der Spurensicherung und der Fotograf kamen an, ein Mann stand mit diesem typischen Koffer in der Hand im Hausflur. Brandt musste innerlich grinsen, als er auf den groß gewachsenen Mann zuging und sagte: »Sie sind Arzt?«
    »Ja, ich wurde herbestellt. Dr. Vierling, ich habe Notdienst.«
    Brandt zwinkerte Andrea unauffällig, aber vielsagend zu und wandte sich wieder an Vierling: »Dann wollen wir uns die Bescherung mal anschauen. Aber erst, nachdem der Fotograf seine Arbeit beendet hat.«
    Sie warteten zehn Minuten, bis der Fotograf wieder herauskam und sagte, die Fotos seien in einer Stunde fertig, zogensich Plastikhandschuhe über, die sie sich von einem Streifenbeamten hatten geben lassen, und betraten die Praxis. Obwohl es draußen noch relativ warm war, herrschte hier eine angenehme Kühle.
    »Nobel, nobel«, bemerkte Brandt, nachdem er einen ersten Eindruck von den Praxisräumen gewonnen hatte.
    »Dr. Kaufung hatte nur Privatpatienten«, sagte Dr. Vierling mit diesem Unterton, der Brandt nur zu bekannt vorkam. Vierling, ein normaler Arzt, Kaufung, der das Privileg genossen hatte, die oberen Zehntausend zu versorgen.
    »Sie kennen ihn?« Brandt betrachtete Kaufung, der mit weit aufgerissenen Augen an den Schrank gelehnt dasaß. Ein makabrer Anblick, aber der Tod hatte nur selten ein schönes Gesicht.
    »Wer kennt ihn nicht?! Er hatte nur Patienten, die sich ihn auch leisten konnten. Der hat sich nicht mit Kleinkram abgegeben.«
    »Neidisch?«, konnte Brandt sich nicht verkneifen zu bemerken.
    »Nein, so war das nicht gemeint«, versuchte sich Vierling zu rechtfertigen, was Brandt ihm aber nicht abkaufte. Während Kaufung nur die Sahneschnitten bekam, musste er sich mit einfachen Keksen begnügen.
    »Also gut, dann tun Sie mal Ihre Arbeit.« Brandt schaute sich inzwischen um. Das Glas des Medizinschranks war zerbrochen, Scherben waren über den Boden darunter verteilt, ansonsten wirkte alles sehr aufgeräumt und sauber.
    Vierling ging in die Hocke und beugte sich über Kaufung, um dessen Körper sich eine große Blutlache gebildet hatte, die vom Teppichboden aufgesogen worden und zum Teil schon getrocknet war. Immer mehr Fliegen fanden sich ein und bevölkerten den Körper des Toten.
    »Wollen Sie keine Handschuhe anziehen?«, fragte Andrea Sievers mit hochgezogenen Brauen.
    »Hab ich in der Aufregung ganz vergessen. Das ist das erste Mal, dass ich von der Polizei gerufen werde«, versuchte er sich zu entschuldigen. Er holte die Handschuhe aus seinem Koffer, zog sie über, fühlte Kaufungs Puls, leuchtete mit einer Lampe in seine Augen, stellte sich wieder aufrecht hin und meinte: »Er ist tot. Ein gewaltsamer Tod kann nicht ausgeschlossen werden.«
    »Sehr scharfsinnig«, sagte Brandt mit ironischem Unterton, »aber dass er tot ist, wissen wir schon. Und wie lange ist er tot? Eine Stunde, zwei, drei?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich bin kein Rechtsmediziner.«
    »Aber die Grundkenntnisse sollten Sie schon beherrschen, finde ich«, mischte sich jetzt Andrea Sievers ein. »Lassen Sie mich mal ran.«
    »Wenn Sie meinen, es besser zu können«, sagte Vierling leicht pikiert.
    »Sie kann«, entgegnete Brandt
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