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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten
Autoren: Andreas Franz
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persönlich überbringen und dir dann Bericht erstatten.«
    »Und wann?«
    »Morgen oder übermorgen.«
    »Okay. Sollte ich allerdings bis, sagen wir, Dienstag nichts von dir hören, werde ich mich persönlich drum kümmern. Bis jetzt weiß kein Mensch von diesem Befund, und es weiß auch keiner, dass wir in diesem Augenblick hier zusammensitzen. Du weißt, dass ich es mit der ärztlichen Schweigepflicht sehr genau nehme. Aber zwing mich nicht, etwas zu tun, was ich eigentlich nicht will.« Kaufung legte den Laborbericht in die Karteikarte und erhob sich, nachdem er auf die Uhr geschaut hatte. »Ich muss jetzt los. Tut mir leid, dass es so gelaufen ist. Wie gesagt,die Krankheit ist noch nicht ausgebrochen, und wenn du gesund lebst, wer weiß …«
    »Musst du das eigentlich melden?«
    »Nein, es besteht eine nichtnamentliche Meldepflicht, wenn jemand HIV-positiv ist. Es bleibt also alles anonym. Ich kann dir auch noch ein paar Verhaltensmaßregeln geben, damit dein Immunsystem gestärkt wird.«
    »Ich denke, mein Immunsystem ist sowieso schon geschwächt …«
    »Ich erklär’s dir zum letzten Mal. Du trägst zwar das Virus in dir, dein Immunsystem ist aber noch intakt. Und damit das auch so lange wie möglich so bleibt, gebe ich dir folgende Tipps: viel Bewegung, ballaststoffreiche Ernährung, viel Obst und Gemüse, keine Zigaretten mehr und möglichst auch kein Alkohol. Wenn, dann nur in Maßen. Ich stelle dir eine Liste mit Lebensmitteln zusammen, bevor ich in Urlaub fahre. Und ganz wichtig, jeden Tag fünfhundert Milligramm Vitamin C, das schützt vor Erkältungen und Infektionen. Gibt’s als Retardkapseln in der Apotheke, dadurch wird das Vitamin C allmählich an den Körper abgegeben. Außerdem kann ich dich einmal wöchentlich akupunktieren, um so deinen Energiefluss aufrechtzuerhalten. Und natürlich kann ich dir die zur Zeit besten Medikamente verschreiben. Das ist im Moment alles, was ich für dich tun kann. Wenn du meine Ratschläge befolgst, garantiere ich dir, dass du noch lange leben wirst.«
    »Lange leben! Ich bin noch nicht mal vierzig, und du sprichst von lange leben! Wie lang ist das denn in deinen Augen? Zwei Jahre, fünf Jahre?«
    »Das hab ich dir schon gesagt. Aber im Wesentlichen hängt es von dir ab.« Kaufung ging auf seinen Freund zu, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte in versöhnlichemTon: »He, Alter, was glaubst du, was ich für einen Schiss vor diesem Gespräch hatte. Meinst du, es macht mir Spaß, jemandem so was mitzuteilen? Hättest du nicht das volle Programm verlangt, du wüsstest es heute noch nicht. Sei nicht sauer auf mich, ich kann nichts dafür. Außerdem können wir einen zweiten Test machen lassen, manchmal sind die Ergebnisse auch fehlerhaft oder die Proben werden vertauscht. Kopf hoch, okay?«
    »Schon gut. Ich hab nur eine verdammte Angst. Kannst du mir was zur Beruhigung mitgeben, ich bin total fertig.«
    »Kann ich verstehen. Was willst du haben? Valium?«
    »Wenn du hast.«
    Kaufung ging an den Schrank, öffnete ihn und fragte: »Lieber Tabletten oder lieber Tropfen?«
    »Was ist denn besser?«, fragte der andere, nahm, nachdem sein Freund ihm den Rücken zugewandt hatte, den Brieföffner vom Tisch und stellte sich hinter Kaufung, als wollte er ihm über die Schulter schauen.
    »Tropfen wirken schneller und lassen sich vor allem besser dosieren.« Er hielt beide Packungen hoch, ohne sich umzudrehen. »Welche willst du? Aber bitte nicht in Kombination mit Alkohol, dadurch wird die Wirkung um ein Vielfaches potenziert. Außerdem solltest du sowieso in Zukunft auf Alkohol weitestgehend verzichten.«
    »Die Tropfen.« Kaufung wollte sich gerade wieder umdrehen, als er einen stechenden Schmerz im Rücken verspürte. Er ließ alles fallen. Noch zweimal wurde er von wuchtig geführten Stichen getroffen, machte eine halbe Drehung, ein weiterer Stich in den Bauch. Er sank zu Boden, schlug mit dem Hinterkopf gegen den Schrank und blieb fast aufrecht und trotzdem in unnatürlicher Haltung sitzen. Er fasste sich mit einer Hand an die blutende Wunde in seiner rechtenSeite und sah seinen Freund stumm und hilfesuchend an. Blut rann aus seinem Mundwinkel, die Packungen Valium lagen neben ihm. Er wollte etwas sagen, aber kein Laut kam aus seinem Mund. Sein Körper zuckte ein paarmal, seine Augen waren weit aufgerissen, bis jeder Glanz aus ihnen verschwand.
    »Du wirst mich nicht verraten, Freund! Niemals!«, zischte der andere mit hasserfülltem Blick. Er schlug mit einem
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