Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
du dir sparen. Ich würd mal lieber vor der eigenen Haustür kehren. So, und jetzt muss ich Schluss machen, ich hab nämlich heute Abend noch eine Verabredung.«
    »Mit Denise?«
    »Nein.«
    »Sag bloß, du machst noch immer mit Petra rum. Sie ist verheiratet.«
    »Na und? Du hast auch eine tolle Frau zu Hause und …«
    »Aber man gönnt sich ja sonst nichts, oder siehst du das anders?«
    Kaufung nahm, während er telefonierte, die Sporttasche aus dem Kofferraum, in der sich zwei Tennisschläger mit unterschiedlicher Bespannung, ein kleines Handtuch zum Abtrocknen des Schweißes während des Spiels, ein großes für die Dusche danach und mehrere andere Utensilien befanden, die er für das anstehende Match und das folgende obligatorische Beisammensitzen an der Bar benötigte. Es war ein drückend schwüler Tag, die Sonne schien durch dünne Schleierwolken, ein leichter Südwestwind brachte kaum Milderung. Und sollte der Wetterbericht Recht behalten, dann würden die Temperaturen in den folgenden Tagen auf über fünfunddreißig Grad steigen und sich später kräftige Gewitter entwickeln.
    Kaufung zog den Reißverschluss seiner Tasche auf, nahm einen der beiden Schläger in die Hand und klopfte ein paarmal gewohnheitsmäßig gegen die Bespannung.
    »Wie geht’s dir eigentlich heute?«, fragte er wie beiläufig, das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt, während er mit der Funkfernbedienung den Porsche abschloss.
    »Wie soll’s mir schon gehen? Gut, außer dass ich in Arbeit fast ersticke und beim Tennis nie eine Chance gegen dichhabe«, antwortete der andere verkniffen lächelnd, was Kaufung zwar nicht sah, aber am Ton hörte.
    »Aha, daher weht also der Wind!«, sagte Kaufung lachend.
    »Das hat damit nichts zu tun. Ich hab dir doch gesagt, dass ich noch einiges zu erledigen habe. Und jetzt rück schon raus, weshalb willst du mich am Montag sprechen?«
    Kaufung zuckte mit den Schultern, schürzte die Lippen und fuhr erneut wie beiläufig fort: »Deine Ergebnisse sind heute gekommen, und darüber sollten wir mal reden.«
    Der andere griff sich an die Stirn und entgegnete: »Das hättest du doch gleich sagen können, ich hab’s wirklich über all dem Stress vergessen. Und, muss ich bald sterben?«
    »Quatsch! Montag, okay? Und jetzt lass uns aufhören, ich will spielen.«
    »Wart doch mal. Ich hab am Montag keine Zeit, ich bin fürchterlich im Druck. Im Prinzip kann ich die ganze nächste Woche nicht. Ist es etwa doch was Ernstes?«, hakte der andere nach, dem das seltsame Gehabe von Kaufung nicht ganz geheuer war. Er benahm sich anders als sonst, auch wenn er sich das nicht anmerken lassen wollte. »Könntest du vielleicht nachher noch ein paar Minuten deiner kostbaren Zeit für einen guten Freund opfern, bevor du zu deiner Petra fährst? Ich bitte dich als Freund darum, denn ich möchte mir nicht gerne das ganze Wochenende über den Kopf zerbrechen, weshalb du so ein Geheimnis aus der ganzen Sache machst.«
    Kaufung überlegte und antwortete nach einigem Zögern mit leichtem Unmut in der Stimme: »Also gut, dann eben heute, denn ab übernächste Woche bin ich, wie du weißt, für drei Wochen auf Sylt. Ich muss dir was zeigen und auch erklären. Sei um Punkt acht in der Praxis, aber länger als eine halbe Stunde hab ich nicht Zeit.«
    »Keine Sorge, du wirst deine Verabredung schon nicht verpassen.«
    »Das will ich auch stark hoffen. So, und jetzt möchte ich noch ein bisschen was für meine Fitness tun«, entgegnete Kaufung, dem es überhaupt nicht in den Kram passte, nachher noch einmal in die Praxis zu müssen. Bei fast jedem andern hätte er nein gesagt, wäre er am Freitagabend um einen Termin gebeten worden, aber weil es sich um einen Freund handelte, willigte er ein. »Bis dann. Und sei bitte pünktlich.«
    Kaufung war dreiundvierzig, eins zweiundachtzig groß, braun gebrannt und durchtrainiert. Er wirkte sehr jugendlich und legte großen Wert auf seinen Körper, rauchte nicht, trank nur hin und wieder etwas Alkohol, aber er war stolz darauf, noch nie betrunken gewesen zu sein. Für viele seiner Patienten war Alkohol eine Art Lebenselixier, manche von ihnen tranken schon morgens auf nüchternen Magen Cognac oder Whiskey, um den Tremor, das Zittern der Finger und Hände, die Schweißausbrüche und die Übelkeit in den Griff zu bekommen. Sie hatten alles, Geld, Macht, Einfluss, und doch waren sie aus den unterschiedlichsten Gründen unzufrieden mit ihrem Leben. Ein Immobilienmakler, den er seit zehn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher