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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten
Autoren: Andreas Franz
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schließlich hatte er dadurch schon das eine und andere Techtelmechtel mit Patientinnen gehabt. Aber er wusste immer genau, wo die Grenze war, denn sobald er merkte, dass eine von ihnen ernstere Absichten hegte und alles zu einem Spiel mit dem Feuer zu werden drohte, zog er sich zurück. Seine Menschenkenntnis war ausgeprägt genug, um zu erkennen, wer wie er nur das unverbindliche Abenteuer und die Befriedigung körperlicher Lust suchte und wer nicht. Die junge Dame, mit der er die kommende Nacht verbringen würde, gehörte zur ersten Kategorie. Sie liebte den Reichtum und ein bisweilen ausschweifendes Leben, ohne jedoch dabei den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ihr Mann war knapp dreißig Jahre älter und konnte ihr außer einem prall gefüllten Bankkonto und einem luxuriösen Haus kaum etwas bieten, nur hin und wieder etwas Sex, weshalb sie sich ihre Befriedigung woanders holte. Petras Mann wusste darüber Bescheid, angeblich hatte er ihr sogar gesagt, sie solle sich andere Spielplätze suchen, um sich auszutoben, denn sie hatte etwas Nymphomanisches an sich, auch wenn sie keine Nymphomanin im klinischen Sinn war. Dazu hatte sie sich zu sehr unter Kontrolle. Sich mit ihr zu unterhalten war ein Vergnügen. Sie hatte eine hervorragende Schulbildung genossen, das Abitur bereits mit sechzehn bestanden und das Sinologiestudium mit zwanzig beendet, beherrschte neben Chinesisch sechs weitere Fremdsprachen – und sie war im Bett ein wahrer Teufel, und etwas anderes wollte Kaufung auch nicht. Sie stellte keine Ansprüche an ihn, und das war das Wichtigste, neben der Anonymität. Wenn er sich bis jetzt auf etwas verlassen konnte, dannauf die Verschwiegenheit seiner Liebschaften. Petra hatte bisher auch noch keinen Schönheitschirurgen konsultiert, sie hatte es nicht nötig. Sie lebte nicht in den Tag hinein, sondern übersetzte Bücher vom Chinesischen ins Deutsche oder Englische und umgekehrt, eine Powerfrau, deren IQ weit über dem der Normalsterblichen lag.
    Für einundzwanzig Uhr hatten sie sich verabredet, um zu Lorenzo, seinem Stammitaliener, zu fahren, und danach würden sie die Nacht in seinem Haus im Hunsrückweg verbringen, wo ihn zwar viele kannten, sich aber trotzdem jeder um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte, auch wenn einige seiner Patienten ebenfalls in seinem Viertel residierten. Abgeschieden, wie es dort eben so üblich war.
    Und weil die Zeiger der Uhr schon auf fast halb sieben standen, wollte er so schnell wie möglich mit dem Spiel beginnen, sich eine Stunde in der Hitze auspowern, hinterher an der Bar noch einen Orangensaft trinken, sich vielleicht kurz unterhalten, Smalltalk wie zumeist, außer wenn Petra oder Denise dabei waren und er Zeit hatte, denn die Gespräche mit ihnen waren alles andere als oberflächlich, dazu waren die beiden zu intelligent. Hübsch und intelligent, eine reizvolle Mischung. Erst philosophischer Tiefgang, danach sexueller Höhepunkt.
    Die Plätze waren alle belegt bis auf einen, der für ihn bis um halb acht reserviert war.
    Er wurde von Denise bereits erwartet, die am Zaun lehnte und ihn anlächelte. Sie spielten drei Sätze, einen ließ er Denise gewinnen, obwohl er ein Gewinnertyp war und sich noch nie mit halben Sachen zufrieden gegeben hatte. Das Leben hatte es einfach gut mit ihm gemeint, er genoss es in vollen Zügen und hatte vor, dies auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu tun. Natürlich hatte Kaufung auch seineSchwachpunkte, zwei, um genau zu sein, Frauen und ein luxuriöses Leben, aber diese störten ihn wenig, im Gegenteil, sie machten für ihn das Dasein erst so richtig spannend und interessant.
    Weil Kaufung unter Zeitdruck stand, verzichtete er diesmal ausnahmsweise auf das Duschen nach dem Match, genau wie Denise. Sie verstauten die verschwitzten Sachen in ihren Taschen, trockneten sich lediglich den Schweiß ab und begaben sich an die Bar, die um diese Zeit noch nicht so gut besucht war wie in einer Stunde, wenn der Betrieb richtig losging.
    Kaufung bestellte bei Pierre, den er seit sechs Jahren kannte, zwei Orangensaft mit Eis, unterhielt sich noch ein paar Minuten mit der bezaubernden Denise, die ihre körperlichen Vorzüge wie immer hervorragend in Szene zu setzen verstand, verabredete sich mit ihr für den kommenden Dienstagabend, schaute zum wer weiß wievielten Mal auf die Uhr, zehn vor acht, zahlte und sagte, er habe noch einen wichtigen Termin. Doch er verriet nicht, mit wem. Es ging auch keinen etwas an, nicht einmal Denise,
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