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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten
Autoren: Andreas Franz
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Freitag, 18. Juli 2003, 18.05 Uhr
    Dr. Jürgen Kaufung hatte seine Praxis vor zwanzig Minuten geschlossen, sich umgezogen und noch einmal prüfend um sich geblickt, ob auch alles aufgeräumt und der Computer ausgeschaltet war. Seine Sprechstundenhilfe war bereits vor einer halben Stunde gegangen, weil es nichts mehr für sie zu tun gab. Das Wochenende konnte kommen, keine Patienten, die ihm die Ohren voll jammerten, wie schlecht es ihnen gehe, obwohl den wenigsten von ihnen etwas fehlte, höchstens ein sinnvoller Lebensinhalt, obgleich er natürlich auch Patienten hatte, die krank waren. Einige von ihnen blickten dem Tod sogar schon ins Auge, und doch klammerten sie sich wie Ertrinkende an das Leben, das aber nicht mehr als ein brüchiger Strohhalm war. Andere ergaben sich in ihr Schicksal, fanden sich damit ab, dass ihre Zeit gekommen war. Sein gegenwärtig schlimmster Fall war eine achtundzwanzigjährige Frau, verheiratet, Mutter von zwei kleinen Kindern, die an einem inoperablen Tumor des Stammhirns litt. Wie lange sie noch durchhalten würde, konnte keiner sagen, einen Tag, eine Woche, vielleicht auch noch ein Jahr. Die einzige Hoffnung war ein Wunder, und Kaufung war überzeugt, dass es diese Wunder gab. Er hatte selbst einige miterlebt, von denen das großartigste, die Spontanheilung eines Todgeweihten, alle behandelnden Ärzte in Erstaunen versetzte, denndie Schulmedizin hatte ihn längst aufgegeben. Mittlerweile hatte er seine große Liebe, die er in der höchsten Not kennen gelernt hatte, geheiratet, der Krebs war vollständig aus seinem Körper verschwunden, und keiner hatte eine Erklärung für das, was da geschehen war. Kaufung aber wusste, es war diese Liebe, die dem Körper neue Kraft eingehaucht hatte.
    Er schloss die Praxis ab, stieg in seinen Porsche 928 und fuhr kaum zehn Minuten, bis er am Tennisplatz Siebeneichen ankam. Er hielt vergeblich Ausschau nach dem Auto seines Matchpartners, mit dem er sich für halb sieben verabredet hatte, der aber meist schon mindestens eine Viertelstunde vorher da war, und wollte gerade aussteigen, als sein Handy klingelte.
    »Hi«, meldete er sich, nachdem er die Nummer auf seinem Display erkannt hatte. »Wo bist du?«
    »Tut mir leid, aber ich schaff das nicht. Ich hatte bis eben ein wichtiges Kundengespräch und muss noch einige Besorgungen machen. Außerdem muss ich ganz ehrlich sagen, dass es mir heute zu heiß ist.«
    »Hättest du mich nicht ein paar Minuten früher anrufen können, dann wäre ich auch nicht hergefahren«, sagte Kaufung leicht ungehalten. »Du kommst also nicht?«
    »Wirklich, ich steck noch mitten in der Arbeit. Ich mach’s wieder gut, versprochen.«
    »Okay, dann such ich mir eben jemand anders. Aber bevor du auflegst, ich müsste mit dir reden. Passt es am Montag um halb neun?«
    »Um was geht’s?«
    »Nicht am Telefon. Komm am Montag um halb neun in meine Praxis, oder nenn mir einen andern Termin.«
    »Mein Gott, jetzt mach’s doch nicht so spannend. Du tustja grad so, als ob ich todkrank wäre«, sagte der andere lachend.
    »Lass uns am Montag in Ruhe über alles sprechen, ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir. Und keine Angst, okay?«
    »Ich hab keine Angst, verdammt noch mal! Mir geht nur deine Geheimniskrämerei auf den Senkel«, entgegnete der andere wütend.
    »Moment«, bat Kaufung und stieg aus. Eine junge Dame, die eben in einem Mercedes Cabrio auf den Parkplatz gefahren war, kam auf ihn zu und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, doch der Blick, den sie ihm zuwarf, war mehr als eindeutig. Ohne die Sprechmuschel zuzuhalten, sagte er: »Hi, Denise. Hast du Lust, eine Partie mit mir zu spielen?«
    »Mit Vergnügen. Ich hab nämlich eben eine Absage erhalten.«
    »Was für ein Zufall, ich auch. Geh schon mal vor, ich muss noch das Telefonat zu Ende bringen, bin aber gleich bei dir.« Kaufung sah ihr nach. Er würde eine Runde mit ihr spielen, wenn auch nur in gedrosseltem Tempo, obwohl sie eine exzellente Spielerin war. Nachdem Denise außer Sichtweite war, wandte sich Kaufung wieder seinem Gesprächspartner zu. »Ich hab schon einen Ersatz für dich gefunden.«
    »Hab ich mitbekommen. Sag mal, hast du mit Denise etwa auch schon …«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, erwiderte Kaufung grinsend.
    »Hahaha! Deine Mädels werden auch immer jünger.«
    »Genau das ist der Reiz am Ganzen, mein Lieber. Außerdem ist das meine Sache. Und überhaupt, wenn du meinst,ich würde dein Grinsen nicht sehen, das kannst
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