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Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)

Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)

Titel: Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
Autoren: Anthony Horowitz
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Geraubte Götter
D er Mann im schwarzen Kaschmirmantel stieg die Treppe seines sechssitzigen Learjet 40 hinunter und blieb einen Moment lang stehen. Sein Atem bildete eine Wolke in der kalten Morgenluft. Ein Tankwagen rumpelte vorbei und der Mann blickte ihm nach. In einiger Entfernung standen zwei Männer in Warnwesten vor einem Hangar und unterhielten sich. Ansonsten schien er allein zu sein. Auf einem Schild an dem Gebäude vor ihm stand WILLKOMMEN IM CITY AIRPORT LONDON. Darunter führte eine Tür zum Einreiseschalter. Der Mann ging darauf zu. Er ahnte nicht, dass jeder seiner Schritte beobachtet wurde.
Er mochte um die fünfzig sein und hatte eine Glatze. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Im Terminal gab er dem Schalterbeamten seinen Pass und sah mit ausdruckslosen Augen zu, wie der Beamte ihn prüfte und zurückreichte. Dann ging er weiter. Er hatte kein Gepäck. Draußen wartete eine schwarze Limousine auf ihn. Am Steuer saß ein Chauffeur in einem grauen Anzug. Grußlos stieg der Mann ein. Er sagte auch nichts, als sie losfuhren und dem Themsebogen in Richtung Canning Town und weiter zum Zentrum von London folgten.
Der Mann hieß Zeljan Kurst und wurde in siebzehn Ländern polizeilich gesucht. Er war Chef der internationalen Verbrecherorganisation Scorpia und bisher, so weit bekannt, noch nie auf den Straßen von London gesehen worden. Der MI6 hatte von seiner Einreise Wind bekommen. Am Einreiseschalter hatte ein Geheimagent gesessen und auch jetzt, auf der Fahrt, wurde er verfolgt.
»Sie fahren auf der A13 Commercial Road Richtung Westen nach Whitechapel. Wagen drei bitte an der nächsten Kreuzung übernehmen.«
»Wagen drei zur Übernahme bereit …«
»Okay, fallen zurück …«
Die körperlosen Stimmen kommunizierten auf einem Kanal, der so geheim war, dass ein unbefugter Lauscher ohne die entsprechenden Filter nur statisches Rauschen gehört hätte. Am einfachsten wäre es gewesen, Kurst gleich auf dem Flughafen zu verhaften. Man hätte ihn innerhalb weniger Sekunden festnehmen, abführen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden lassen können. Doch auf allerhöchster Ebene war beschlossen worden, ihm zu folgen, um zu erfahren, was er im Schilde führte. Schon die Tatsache, dass der Chef von Scorpia England besuchte, war bedeutsam. Dass er allein kam, war unglaublich.
Zeljan Kurst bemerkte seine Verfolger nicht. Er ahnte nicht, dass einer seiner eigenen Leute im Austausch für eine neue Identität und ein neues Leben in Panama seine Flugdaten verraten hatte. Trotzdem war ihm unbehaglich zumute. Gefühlsmäßig hatte alles gegen die Reise gesprochen. Als die Einladung über verschiedene Mittelsmänner und nach einer Reise um die halbe Welt schließlich bei ihm eingetroffen war, hatte er sie zunächst ablehnen wollen. Er war kein Laufbursche. Man konnte ihn nicht wie einen Kellner im Restaurant herbeirufen. Dann hatte er es sich doch anders überlegt.
Wenn der viertreichste Mann der Welt zum Gespräch bittet und allein fürs Kommen eine Million Euro zahlt, sollte man sich zumindest anhören, was er zu sagen hat.
»Sie sind jetzt auf der High Holborn. Wagen vier bereit zum Zugriff.«
»Halt, Augenblick noch! Er biegt ab …«
Die Limousine war quer über die Hauptstraße in eine schmale Straße voller altmodischer Läden und Cafés gefahren. Damit hatten die Männer vom MI6 nicht gerechnet. Für einen kurzen Moment kam Panik auf. Dann bogen zwei ihrer Wagen unter lautem Gehupe des entgegenkommenden Verkehrs ebenfalls ab. Sie sahen gerade noch, wie die Limousine anhielt und Zeljan Kurst ausstieg.
»An Wagen vier: Wo seid ihr?« Die Stimme klang nervös. »Wo ist die Zielperson?«
Pause. Dann: »Sie betritt das Britische Museum.«
Tatsächlich. Kurst war durch das Eingangstor gegangen und überquerte den offenen Platz vor dem berühmten Gebäude mit seiner gewaltigen, von Säulen gesäumten Fassade. In der Hand hielt er einen Spazierstock aus Ebenholz, der in regelmäßigen Abständen auf den Boden schlug. Die Agenten sprangen aus ihren Autos, aber sie kamen zu spät. Von der anderen Seite des Tors sahen sie Kurst im Gebäude verschwinden. Wenn sie jetzt nicht rasch handelten, hatten sie ihn endgültig verloren. Das Museum besaß mehrere Ausgänge. Und ein Mann wie Kurst nahm nicht den weiten Weg nach England auf sich, nur um ein Museum zu besichtigen. Vielleicht wollte er seine Verfolger abschütteln.
»Er ist im Museum. Wagen eins, zwei und drei fahren um das Gebäude herum und beobachten die
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