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Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)

Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)

Titel: Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
Autoren: Anthony Horowitz
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ein brutaler und gefährlicher Diktator war, und im Spätsommer desselben Jahres hielten Razims Eltern ein konspiratives Treffen in ihrem Haus ab. Sie besprachen mit anderen Akademikern, Schriftstellern und einflussreichen Freunden, wie man ihn loswerden könnte. Wie hätten sie ahnen sollen, dass Razim ihr Gespräch mit dem digitalen Aufnahmegerät aufzeichnete, das sie ihm zum vierzehnten Geburtstag geschenkt hatten? Am nächsten Tag schwänzte er die Schule und ging mit der Aufnahme zur Polizei.
Die Rache brach wie ein Wüstensturm über die Familie herein. Razims Eltern wurden verhaftet und ohne Prozess erschossen. Was mit seiner siebzehnjährigen Schwester geschah, fand Razim nie heraus. Es interessierte ihn auch nicht. Als er sie zum letzten Mal sah, wurde sie schreiend von vier grinsenden Polizisten aus dem Haus gezerrt und in den Laderaum eines Kleinbusses gestoßen. Auch die anderen Teilnehmer des Gesprächs wurden verhaftet und verschwanden auf Nimmerwiedersehen.
Als Belohnung für seine Treue lud der Polizeichef den nun verwaisten Razim in sein Büro über dem Gefängnis in der Nähe des Farouk-Palastes ein. Er hatte sich mit seinem dicken Bauch hinter den Schreibtisch gezwängt, als der Junge hereingeführt wurde. Was er sah, gefiel ihm nicht. Razim war klein für sein Alter, mager und ähnelte mehr einem Mädchen als einem Jungen. Er hatte einen gerade geschnittenen Pony und trug eine Schuluniform. Am meisten machte dem Polizeichef allerdings die ausdruckslose Miene des Jungen zu schaffen. Sein Gesicht war wie aus Wachs und die Augen hätten genauso gut Glaskugeln sein können. Sie zeigten keinerlei Anteilnahme oder Neugier.
Doch der Polizeichef ließ sich nichts anmerken. »Du hast deinem Land einen großen Dienst erwiesen«, begann er höflich. »Deine Eltern und ihre Freunde waren Verräter. Du hast das Richtige getan.«
Der Junge verzog keine Miene.
»Wie soll es jetzt deiner Meinung nach weitergehen?«
»Ich dachte, ich könnte Polizist werden«, antwortete Razim. »Sie müssen bestimmt viele Leute töten. Dabei würde ich gerne helfen.«
Der Polizeichef hatte selbst Kinder, und dieser Junge, der noch ein halbes Kind war, war ihm nicht geheuer. »Dafür bist du zu jung.«
»Aber ich will nicht mehr in die Schule. Das ist langweilig.«
»Du solltest Tikrit verlassen …«
Einen Moment lang war der Polizeichef versucht, seine Pistole zu ziehen und den Jungen zu erschießen. Ihm war, als hätte er einen Skorpion oder eine giftige Schlange vor sich. Er musste sich zusammenreißen, nicht mit der Hand nach dem Holster an seinem Gürtel zu greifen.
»Wir besorgen dir Pflegeeltern«, sagte er. »Irgendwo weit weg.«
»Bekomme ich keine Belohnung?«
»Doch. Aber das dauert noch.«
Razim kam schließlich zu einer reichen Familie, entfernten Verwandten des Präsidenten in Bagdad. Die Familie verachtete ihn vom ersten Tag an, stellte aber wohlweislich keine Fragen. Von da an begann er aufzublühen. Er war weiterhin ein ausgezeichneter Schüler und wurde mit siebzehn Jahren jüngster Student der Ingenieurschule des Amir Abad Campus in Teheran. Inzwischen hatte er allerdings andere Zukunftspläne. Er wollte mithilfe seiner naturwissenschaftlichen Kenntnisse neue Waffen erfinden. Es war bekannt, dass Saddam Hussein biologische und chemische Waffen entwickelte. Razim selbst interessierte sich besonders für Handfeuerwaffen. Im ersten Semester an der Universität hatte er für seinen zwanzigseitigen Aufsatz über das jugoslawische Sturmgewehr Zastava M70 eine Auszeichnung bekommen. Wie er wusste, waren seine Eltern mit dieser Waffe erschossen worden. Er träumte davon, eines Tages eine neue Waffe zu erfinden, die nach ihm benannt sein würde.
Es sollte anders kommen. An seinem achtzehnten Geburtstag bekam er ein Schreiben auf dem offiziellen Briefpapier der irakischen Regierung. Wie sich herausstellte, hatte sich ein hoher Regierungsbeamter an den Jungen erinnert, der seine Familie verraten hatte. Razim sollte sofort die Universität verlassen. Er wurde eingeladen – und eine solche Einladung kam einem Befehl gleich –, Mitglied des Mukhabarat zu werden. Bereits am nächsten Tag hatte er sich im Büro des Beamten einzufinden.
Der Mukhabarat war der gefürchtete irakische Geheimdienst. Razim verspürte beim Lesen des Briefes entfernt so etwas wie Freude. Er kannte die Horrorgeschichten, die über den Geheimdienst im Umlauf waren, und wusste, dass er für eine Tätigkeit als Agent bestens geeignet war. Er packte
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