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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten
Autoren: Andreas Franz
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Stuhl die Scheibe des Arzneischranks ein, entnahm ihm mehrere Ampullen Morphium sowie alles, was er an Beruhigungs- und Betäubungs- und auch Schmerzmitteln fand, griff nach einem Beutel mit der Aufschrift Bayer und stopfte alles hinein. Anschließend wischte er mit mehreren Desinfektionstüchern den Brieföffner, den Schreibtisch und die Stuhllehne ab, ging zur Toilette und spülte die Tücher hinunter. Wieder im Sprechzimmer, sah er auf den Toten, verzog die Mundwinkel verächtlich und sagte kaum hörbar: »Schade, dass wir nicht mehr Tennis spielen können. Was soll’s, du hast sowieso immer gewonnen, das wurde mit der Zeit langweilig. Du warst eben immer ein Gewinner. Aber irgendwann muss man auch mal verlieren können.«
    Er zog das Schreiben des Labors aus seiner Patientenkarte heraus, steckte es in die Tasche und schaute nach, ob irgendetwas über seine Infizierung oder den durchgeführten Test in seiner Karte stand, doch noch hatte Kaufung nichts vermerkt. Er ging an den Computer, sah, dass Kaufung dort einen Eintrag über den Laborbericht gemacht hatte, löschte diesen und fuhr den PC herunter. Die Patientenkarte verstaute er wieder zwischen den anderen alphabetisch geordneten Karten im Schrank, schloss ihn ab und legte den Schlüssel in die oberste Schreibtischschublade.
    Ein Blick durch die halb offene Tür in den edel dekoriertenHausflur, niemand war zu sehen, wie auch, wenn außer Kaufung, seiner Sprechstundenhilfe, der Putzfrau und natürlich den Patienten kaum jemand sonst diese Villa betrat. Vielleicht noch die eine oder andere Liebschaft, mit der Kaufung hier ein Schäferstündchen abgehalten hatte. Er sah an sich hinunter, an seiner Kleidung und seinen Schuhen war kein Blut, huschte durch den Ausgang und ließ die Tür nur angelehnt. Im Park gegenüber herrschte noch reges Treiben, doch keiner nahm Notiz von dem Mann, der soeben einen Mord begangen hatte. Mit gemäßigtem Schritt ging er zu seinem Auto, schließlich wollte er nicht auffallen. Er hatte eine Verabredung, und er wollte die Dame nicht zu lange warten lassen. Während der Fahrt rief er sie an und sagte, er sei in etwa zwanzig Minuten bei ihr.

Freitag, 22.17 Uhr
    Peter Brandt und Andrea Sievers saßen seit einer Stunde in einem italienischen Restaurant. Seine Töchter Sarah und Michelle waren am Nachmittag von ihrer Mutter abgeholt worden. Fünf Wochen in Spanien, fünf Wochen Luxusleben pur, und obwohl die Mädchen beteuerten, dass sie nicht deswegen zu seiner Ex und ihrem Neuen fuhren, hatte Brandt doch ein ungutes Gefühl im Bauch, das eigentlich hauptsächlich aus Angst bestand. Er liebte seine Töchter über alles, aber er wusste auch, dass sie sich in einem Alter befanden, in dem das Materielle einen extrem hohen Stellenwert einnahm. Und seine Exfrau hatte jetzt das Geld, das sie sich immer wünschte. Er hoffte inständig, sie würde nicht auf diese Weise die Mädchen auf ihre Seite ziehen wollen, doch kannte er sie gut genug, umnicht zu wissen, dass sie es versuchen würde, auch wenn ihr eigentlich relativ wenig an Sarah und Michelle lag. Ihr ging es hauptsächlich darum, ihm eins auszuwischen. Was dabei aus den gemeinsamen Töchtern wurde, war ihr egal. Die Tatsache, dass er das alleinige Sorgerecht besaß, war für sie ein Stachel in ihrem Fleisch, den sie jedoch niemals würde entfernen können. Deshalb war seine Laune auch nicht die beste, obwohl er versuchte, sich das Andrea gegenüber nicht anmerken zu lassen. Das Einzige, worauf er bestanden hatte, war, dass Sarah und Michelle ihn regelmäßig anriefen, damit er wusste, ob es ihnen wirklich gut ging. Und sollte er auch nur den Hauch einer Ahnung haben, es wäre nicht so, würde er sich in den nächsten Flieger setzen und sie holen.
    Brandt und Andrea hatten sich die ganze Woche über nicht gesehen und genossen den Abend zu zweit. Sie hatten gut gegessen und jeder zwei Gläser Rotwein getrunken. In Andreas Gegenwart vergaß Brandt zu einem großen Teil seine Sorgen. Er hatte Bereitschaft, aber wie meistens, vor allem im Sommer und zur Ferienzeit, war diese Bereitschaft nichts anderes als jeder normale Dienst. In den mittlerweile mehr als fünfundzwanzig Jahren bei der Polizei war er nur selten nachts aus dem Schlaf geklingelt und zu einem Tatort gerufen worden, und er verschwendete auch keinen Gedanken daran, dass es in dieser Nacht anders sein könnte. Er und Andrea unterhielten sich über die vergangenen Tage, an denen sie zwar regelmäßig telefoniert hatten, aber es war
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