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Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)

Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)

Titel: Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)
Autoren: Emily Bold
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Kapitel 1

    London

    R ose Weston stampfte wütend mit dem Fuß auf. Ihr Gesicht war rot vor Ärger und ihre Augen gefährlich zusammengekniffen.
    Die Schimpftriade ihres Vaters hatte gerade ihren Höhepunkt erreicht, aber Rose war nicht gewillt, sich seiner Kritik zu beugen.
    Ihre Stimme war selbst durch die schwere Mahagonitür des Arbeitszimmers im ganzen Haus zu vernehmen. Nicht einmal die dicken Teppiche und die mit Seide bespannte Wandvertäfelung vermochten es, etwas von der Lautstärke zu schlucken.
    „Kein Mensch bekommt mich zu Gesicht, darum ist es doch unwichtig, wie ich gekleidet bin, Vater! Ich gehe ja so nicht auf die Straße“, verteidigte sie sich.
    „Gott bewahre, Rose, dass ich das erleben muss! Es war ein großer Fehler, dich auf die Reise nach Italien mitzunehmen. Du hast sämtliche Regeln des Anstands verlernt und noch nicht begriffen, dass wir uns wieder auf noblem englischen Parkett bewegen.“
    „Pah!“
    „Selbst deine Mitgift würde die Männer nicht locken, wenn sie dich so sehen könnten!“
    Rose strich sich das schwarze Haar zurück auf den Rücken und sah an sich hinab. In Italien hatte sie sich in die leinenfarbige Tunika mit den goldenen Schnallen am Gürtel, die ihren schlanken Körper so angenehm luftig umfloss, regelrecht verliebt. Und niemand hatte sich daran gestört. Und nur, weil sie jetzt wieder in England war, sollte sie in der biederen englischen Mode ersticken? Die Hitze der letzten Tage war in den eng geschnürten Kleidern nicht zu ertragen, darum würde sie sich von ihrer lieb gewonnenen Tunika nicht so einfach trennen.
    „Da bin ich ja beruhigt, Vater! Denn ich habe nicht die Absicht, einen Mann zu wählen, der sich von meiner Mitgift locken lässt.“

    Dorian Weston, der Earl of Windham, sandte ein Stoßgebet zum Himmel, ehe er kopfschüttelnd seine Tochter ansah. Sie war eine Schönheit, selbst in diesem Stück Stoff, das wie ein Lumpen an ihr hing, aber er fürchtete um ihren guten Ruf. In welche Richtung die Gedanken der Männer gehen mochten, wenn sie sie in dieser Aufmachung zu Gesicht bekämen, konnte er sich nur zu gut vorstellen.
    „Rose, Liebes, du warst schon immer furchtbar eigensinnig. Und die Reise hat dein wildes Naturell nur gefördert. Aber ich bin selbst schuld daran. Ich hätte dich längst verheiraten sollen.“
    Rose nickte.
    „Richtig, Vater, das hättest du tun sollen! Ist es nicht genau das, worum ich dich in Italien bat? Und bitte, korrigiere mich, wenn ich falsch liege – hast du nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt, um mir diesen Wunsch zu verwehren und mein Herz zu brechen?“
    Dorian schlug mit der Faust auf den Tisch, aber Rose schob nur schmollend ihre Unterlippe nach vorne.
    „Schluss jetzt! Du weißt sehr genau, dass ich dir noch nie einen deiner Wünsche verwehrt habe, aber dieser erfolglose Hungerleider war kein Mann für dich! Ein Poet! Rose, deine Mutter würde sich im Grabe umdrehen, wenn ich zuließe, dass du dich an einen Dichter verschwendest!“
    Rose ballte ihre Hände zu Fäusten, ihre verkniffenen Lippen waren blutleer, als ihr Vater in ruhigerem Ton fortfuhr: „Nein. Du brauchst einen Mann, der dich führen und lenken kann. Der stark genug ist, mit deinem Hitzkopf fertig zu werden, und der dein Temperament zügeln kann. Und bei allem, was mir heilig ist, Rose, ich werde dir so einen Mann suchen!“
    „Unfug! So einen Mann gibt es nicht! Außerdem lasse ich mich sicher nicht von dir an irgendeinen Kerl verschachern!“
    „Kind, du wirst tun, was ich sage! In den letzten Jahren hast du viel zu oft deinen Kopf durchgesetzt, das hat nun ein Ende! Und nun geh und kleide dich ordentlich. Warum ziehst du nicht das rote Kleid an, welches erst gestern fertig wurde? Rot ist die Farbe der Saison!“, erinnerte er sie an die Worte der Schneiderin, was jedoch auf Rose keinen Eindruck machte. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und schmollte.
    „Rose Weston! Geh jetzt! Ich dulde keinen Widerspruch! Dein Bruder Devlin kann jeden Moment mit Lord Bosworth hier eintreffen.“
    Der Blick, mit dem seine achtzehnjährige Tochter ihn bedachte, ehe sie schmollend aus dem Zimmer rannte, verhieß nichts Gutes. Dorian wusste, für Rose war ein Kampf erst beendet, wenn sie ihren Kopf durchgesetzt hatte.

Kapitel 2

    D er Schweiß rann Alex durch sein dichtes, dunkelblondes Haar in den Kragen, als er endlich die in der Mittagshitze flirrende Straße, die aus London hinausführte, hinter sich ließ. Das Hemd klebte ihm unangenehm am
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