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Moon

Moon

Titel: Moon
Autoren: James Herbert
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»Ein bißchen spät, jetzt noch damit anzufangen. Nächstes Mal gebe ich dir etwas Schwierigeres.«
    »Ich könnte bleiben.«
    Eines der anderen Mädchen kicherte, und Childes spürte, wie er ganz gegen seinen Willen lächerlich errötete. Vierzehn Jahre, um Gottes willen!
    »Du vielleicht schon. Aber ich nicht. Räum einfach deinen Platz auf, bis es klingelt. Oder, noch besser: hilf Jeanette mit ihrem Programm... Sieht so aus, als hätte sie Schwierigkeiten.«
    Ein leichter Ärger flackerte in ihren Augen, aber das Lächeln änderte sich nicht. »Okay, Sir.« Ein wenig zu flott.
    Sie ging zu Jeanette hinüber, und dieses Gehen war ein Tänzeln, und insgeheim schüttelte er den Kopf über ihren Auftritt... So, wie sie sich bewegte... das war zu wissend für ihr Alter. Selbst ihr kurzgeschnittenes, sandfarbenes Haar und die kecke Nase brachten ihr wirkliches Alter nur wenig zur Geltung, und die eifrig knospenden Brüste machten ohnehin jedes kindliche Bild zunichte, das die Schuluniform aus blauem Rock, schlichter, weißer Bluse und gestreifter Krawatte abgeben sollte. Im Vergleich zu ihr schien Jeanette Zoll für Zoll das kleine Schulmädchen zu sein, bei dem die Fraulichkeit noch nicht einmal über den Horizont blinzelte. Sieht so aus, als ob Begabung nicht nur aufs Lernen beschränkt sei, dachte er.
    Er schlenderte langsam an den Bänken entlang, beugte sich hier und da vor und gab den anderen Mädchen (manche saßen gemeinsam vor einem Gerät) Anweisungen, bald von ihrer Begeisterung angesteckt, und war ihnen behilflich, ihre eigenen Macken aufzuspüren; und er zeigte ihnen die korrekten Vorgehensweisen. Die Schulglocke überraschte ihn, obwohl er gewußt hatte, daß es gleich läuten mußte.
    Er richtete sich auf und bemerkte, daß Kelly und Jeanette nicht gerade voneinander begeistert waren. »Okay, schaltet die Geräte aus«, sagte er, an die Klasse gewandt. »Mal sehen, wann habe ich euch wieder...?«
    »Donnerstag«, antworteten sie im Chor.
    »In Ordnung, schätze, am Donnerstag werden wir dann die verschiedenen Computertypen durchnehmen und zukünftige Entwicklungen. Ich hoffe, daß ihr dann ein paar gute Fragen an mich habt.«
    Jemand stöhnte.
    »Irgendein Problem?«
    »Wann machen wir mit der Grafik weiter, Sir?« erkundigte sich das Mädchen. Sein rundliches, fast pausbäckiges Gesicht war vor Enttäuschung regelrecht geknittert.
    »Sehr bald, Isabel. Wenn ihr soweit seid. Und jetzt ab mit euch, und laßt nichts zurück. Ich schließe ab, wenn ich gehe.«
    Der allgemeine Aufbruch verlief nicht so ordentlich, wie es sich die Leiterin des La Roche Mädchen-College vielleicht gewünscht hätte, aber Childes sah sich weder als Lehrer noch als Zuchtmeister; er war nur der Computerberater dieser Schule - dieser und noch zweier anderer auf der Insel. Solange die Kids in der Spur blieben und das, was er ihnen beibrachte, einigermaßen aufnahmen, dachte er nicht daran, die lockere Atmosphäre im Klassenzimmer abzustellen. Er wollte nicht, daß sie sich an den Geräten zurückhielten, und in dieser Hinsicht war eine eher informelle Atmosphäre recht hilfreich. Im Grunde genommen hielt er die Kinder aller drei Schulen für bemerkenswert gut erzogen - sogar diejenigen am Jungen-College.
    Seine Augen brannten, gereizt von den weichen Kontaktlinsen, die er trug. Er überlegte, ob er sie gegen seine Brille auswechseln sollte, die er (für Notfälle) ganz unten in seiner Aktentasche bei sich trug, entschied aber, daß das zuviel Mühe bereitete. Die Reizung würde nachlassen.
    »Klopf, klopf!«
    Er drehte sich um und sah Amy in der offenen Tür stehen.
    »Kommt Sir zum Spielen raus?« fragte sie.
    »Du bittest mich darum?«
    »Wer bin ich, daß ich stolz sein könnte?« Amy schlenderte ins Klassenzimmer herein; sie hatte ihre Haare zu einem straffen Knoten zurückgebunden - ein Versuch, schulmeisterlich auszusehen. Für Childes betonte es ihre Sinnlichkeit, genau wie ihr hellgrünes, hochgeschlossenes Kleid, denn er wußte, was sich hinter dieser Verkleidung verbarg. »Deine Augen sehen wund aus«, bemerkte sie, spähte schnell zur offenen Tür zurück und küßte ihn dann, als sie sah, daß die Luft rein war, auf die Wange.
    Er widerstand dem Impuls, sie an sich zu ziehen. »Wie
    war dein Tag?«
    »Frag nicht. Ich hatte Drama.« Sie schüttelte sich. »Weißt du, was für ein Stück sie zum Semesterende aufführen wollen?«
    Er verstaute seine Unterlagen in der Aktentasche und klappte sie zu. »Verrat's
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