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Moon

Moon

Titel: Moon
Autoren: James Herbert
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wurde ausgewählt.
    Der Körper war auf Raumtemperatur abgekühlt. Jetzt wurde er vom Brustbein bis zum Schambein aufgeschnitten, und dann von einer Hüfte zur anderen. Blut quoll rasch aus dem tiefen Kreuz hervor.
    Das Fleisch wurde nach außen geschlagen, dann zurückgeklappt. Bereits karmesinrote Finger gruben sich hinein.
    Das Etwas nahm die Organe heraus, wenn nötig, mit jähen Schnitten, und legte sie auf die Bettdecke, wo sie schillerten und dampften. Das Herz, ganz zuletzt gepackt und herausgerissen, wurde auf den Haufen geworfen, rutschte, fiel und schlug mit einem klatschenden Laut auf dem Boden auf. Ein ekelerregender Geruch erfüllte den Raum.
    Ein Behältnis war geschaffen worden, und es war bald wieder gefüllt.
    Die Gestalt durchsuchte den Raum nach kleinen Gegenständen - jedoch erst, nachdem die Gaben der toten Frau verwendet worden waren.
    Als das Etwas endlich zufriedengestellt war, holte es Nadel und Faden aus der auf dem Bett liegenden Verpackung.
    Es machte sich daran, die Klappen wieder zusammenzunähen, mit großen, groben Stichen, und es lächelte die ganze Zeit. Und dieses Lächeln verbreiterte sich zu einem Grinsen, als es an den letzten Gegenstand dachte, den es in den Leichnam gelegt hatte.

Er glitt über die grüngefärbten Felsen hinweg, eine leichte Bewegung, entspannt, benutzte die Hände nur gelegentlich, um die Richtung zu ändern, wenn es galt, den Entenmuscheln auszuweichen, die tief in die vom Wasser aufgeweichte Haut schneiden konnten. Die Beine beugte er gemächlich, mit langen, anmutigen Stößen aus den Hüften heraus, so daß ihn die halbbeweglichen Schwimmflossen leicht durch die Strömung trieben.
    Korallengewächse winkten ihm in gespenstischer Fröhlichkeit zu, und aufgeschreckte Fische wirbelten vor seinem verstohlenen Einbruch davon, Seeanemonen schienen ihm stumme Zeichen zu geben. Tageslicht drang von hoch oben herunter, und seine Strahlen zersetzten sich, die heilige Stätte des Meeresbodens war stumm und geheimnisvoll. Childes konnte nur die schweren, dumpfen Geräusche seiner eigenen Bewegungen hören.
    Ein winziges Wellenkräuseln, ein Erschauern im Sand fiel ihm auf, und er näherte sich vorsichtig, legte eine Hand behutsam auf einen Felsvorsprung und hielt sich leicht schwankend daran fest.
    Unter ihm hatte sich ein Seestern an eine Herzmuschel geklammert, preßte sie nieder und stemmte die beiden Schalenklappen mit seinen Saugfüßen auseinander. Der Seestern ging geduldig zu Werke, er benutzte abwechselnd seine fünf Arme, um die Beute zu ermüden, und er erweiterte den Spalt entschlossen und legte das Körpergewebe der Herzmuschel frei. Childes beobachtete fasziniert, wie der Jäger schließlich seinen Magen nach unten schob, in die Öffnung versenkte und die fleischige Substanz darin aufsaugte.
    Eine feine Veränderung ganz in der Nähe - unter den Graten und Vertiefungen des mit Entenmuscheln bewachsenen Gesteins - lenkte die Aufmerksamkeit des Tauchers ab. Verwirrt betrachtete er das schroffe Relief ein paar Augenblicke lang - dann bemerkte er es wieder... eine jähe Bewegung. Eine stachelige Spinnenkrabbe huschte über den Fels, auf Schale und Zangen wuchsen grüne Algen, sowohl in den Untiefen wie auch in tieferem Wasser eine natürliche und wirksame Tarnung; verharrte sie still, war sie buchstäblich unsichtbar.
    Childes ließ die Krabbe nicht aus den Augen, und er bewunderte ihre Behendigkeit und Schnelligkeit: das kleine, vielbeinige Geschöpf wurde durch die Verstärkung des Sichtglases seiner Tauchermaske und durch das Meerwasser selbst vergrößert und schien ihm jetzt recht nahe zu sein. Gleich darauf erstarrte sie plötzlich zur Reglosigkeit, als sei ihr schlagartig bewußt, daß sich irgend etwas an sie heranschlich. Er bewegte einen Finger, ganz leicht nur, ein Tasten, und stimulierte eine weitere Bewegung.
    Das Lächeln des Tauchers über diese plötzliche panische Hast verzerrte sich durch den zwischen Zähne und Gaumen gekeilten Schnorchel, und ihm wurde plötzlich bewußt, daß in seinen Lungen fast keine Luft mehr war. Ohne Hast schickte er sich an, zur Oberfläche zurückzugleiten.
    Die Vision kam ohne Vorwarnung. Genau wie die Visionen in der Vergangenheit.
    Aber er wußte kaum, was er da sah, denn es war in seinem Geist, nicht vor seinen Augen; ein wirres Durcheinander von Farben und Gerüchen. Seine Hände zappelten im Wasser. Da war etwas Langes und Glänzendes, zusammengerollt, rot und schillernd vor Nässe. Jetzt Metall,
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