Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moon

Moon

Titel: Moon
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
gesorgt, daß du eine Einladung bekommst, aber ich glaube, du hättest dich nicht sonderlich gut amüsiert.«
    »Du kennst mich ganz gut.« Er griff nach dem Zündschlüssel. »Grüß deinen Vater von mir.«
    Sie blickte gespielt finster drein. »Ich bezweifle, daß er das erwidern wird. - Jon, wegen vorhin...«
    »Nochmals danke, daß du mich herausgefischt hast.«
    »Das habe ich nicht gemeint.«
    »Was ich gesehen habe?«
    Sie nickte, »Es ist so lange her.«
    Er sah geradeaus, aber sein Blick ging nach innen. Nach einer Weile erwiderte er: »Ich habe nie wirklich daran geglaubt, daß es vorbei ist.«
    »Aber fast zwei Jahre... Warum sollte es jetzt wieder anfangen?«
    Childes zuckte mit den Schultern, »Vielleicht ist es eine Laune der Natur. Könnte sein, daß es jetzt nicht mehr passiert. Möglich, daß es auch nur Einbildung war... vielleicht hat mir die eigene Phantasie einen Streich gespielt.« Er schloß die Augen, weil er wußte, daß es nicht so war, aber er wollte nicht gerade jetzt darüber diskutieren. Er beugte sich über das Lenkrad zu ihr hinüber, berührte ihren Hals. »Hey, komm schon, hör auf, so sorgenvoll dreinzuschauen. Du läßt es dir morgen gutgehen, und am Montag sehen wir uns in der Schule. Dann reden wir weiter.«
    Amy nahm ihre Badetasche vom Rücksitz, und Childes half ihr, sie hinauszuheben. »Rufst du mich heute abend an?«
    »Ich dachte, du wolltest die Klassenarbeiten durchsehen?«
    »Mir bleibt keine großartige Wahl, wenn am Sonntag dieser Rummel abgeht. Aber ich werde mir ein paar Minuten Pause gönnen.«
    Er zwang sich zu einem unbekümmerten Tonfall. »Okay, Pauker. Sei nicht zu hart zu den Kids.«
    »Kommt drauf an, was sie geschrieben haben. Ich bin mir noch nicht so recht im klaren darüber, was schwieriger ist: ihnen Französisch oder anständiges Englisch beizubringen. Deine Computer können ihre Fehler wenigstens selbst korrigieren.«
    Er schmollte lächelnd, »Ich wünschte, es wäre so einfach.« Er küßte sie noch einmal auf die Wange, bevor sie sich aufrichtete. Die ersten Regentropfen tupften gegen die Windschutzscheibe.
    »Sei vorsichtig, Jon«, bat sie ihn, und sie wollte noch mehr sagen, es war ein ganz starkes Bedürfnis - aber sie spürte seine Ablehnung. Childes kennenzulernen hatte lange, lange gedauert, und ihr war nur zu gut bewußt, daß es selbst heute noch Stellen - dunkle Stellen - in ihm gab, an die sie niemals vordringen würde. Sie fragte sich, ob es seine Ex-Frau je versucht hatte.
    Amy sah dem kleinen, schwarzen Mini nach und runzelte die Stirn; sie winkte nur ein einziges Mal, dann drehte sie sich um und eilte durch die offenstehenden Eisentore und die Auffahrt entlang zum Haus, um dem stark einsetzenden Regen zu entgehen.
    Schon nach kurzer Zeit bog Childes von der Hauptstraße ab und in einen jener schmalen Feldwege ein, die sich wie von Hauptarterien ausgehende Adern über die ganze Insel ausbreiteten. Er fuhr jetzt langsamer, dicht am Straßenrand und den Hecken entlang, so daß entgegenkommende Fahrzeuge (deren Fahrer dieselbe Taktik anwendeten) mühelos vorbeikamen. Er umklammerte das Lenkrad zu fest, seine Knöchel waren bleiche Erhebungen; er fuhr, ohne auch nur einen Gedanken an das Fahren zu verschwenden - er vertraute auf seine Reflexe, jetzt, da er allein war, war sein Geist mit anderen Dingen beschäftigt. Als er das freistehende Reihenhaus erreichte, zitterte er wieder, und auch der bittere Geschmack von Galle war wieder in seinem Hals.
    Er kurvte in die enge Parkbucht vor dem alten, steiner-nen Bau (einen Fleck, den er bei seiner Ankunft damals von Unkraut und Brombeergestrüpp befreit hatte) und schaltete den Motor ab. Er ließ die Tasche mit seiner Taucherausrüstung im Wagen, stieg aus und kramte den Hausschlüssel aus seiner Hosentasche hervor. Erst beim dritten Versuch bekam er ihn ins Schloß, dann stieß er die Tür auf und stürmte den kurzen Flur entlang und ins Bad. Er kam gerade noch rechtzeitig, denn jetzt stülpte sich sein Magen um, und alles kam hoch, wie in einem Expreß-Aufzug. Er würgte über der Toilettenschüssel und brachte doch nur einen kleinen Teil der Substanz heraus, die sein Inneres verklumpte. Er putzte sich mit Zellstoff die Nase, spülte alles hinab und sah zu, wie das weiche Papier herumwirbelte, bis es endlich verschluckt wurde. Dann nahm er seine Brille ab, wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser und drückte die Handflächen mehrere Sekunden lang auf die Augen, um sie abzukühlen.
    Während
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher