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Moon

Moon

Titel: Moon
Autoren: James Herbert
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scharfkantiger Stahl, darunter etwas breiig Weiches. Alles schwamm in Blut. Er schwamm in Blut.
    Übelkeit erfüllte ihn, und er schluckte Salzwasser.
    Sein Körper bäumte sich schmerzhaft auf, dann sprudelte ein Gemisch aus Meerwasser und Galle aus seiner Kehle und verstopfte das Schnorchelrohr. Das Mundstück platzte von seinen Lippen, und er schluckte noch mehr Wasser. Childes schrie auf, unbewußt, wie unter einem Zwang, und dieser Laut war nur ein gedämpftes, gurgelndes Krächzen, und er strampelte mit den Füßen, und Arme und Hände reckten sich der Oberfläche entgegen, und ringsum war ein wilder Strudel aus Luftblasen, und sie waren wie das wahnsinnige Chaos hinter seinen Augen. Die lichtüberzogene Höhe über ihm schien so weit entfernt zu sein.
    Und eine zweite Vision brach in seinen Alptraum ein: Hände, grausam, stumpfe Finger, die sich in einem bizarren Rhythmus bewegten. Ein verrückter Gedanken-Blick. Sie nähten.
    Childes' Körper krümmte sich erneut zusammen.
    Instinktiv versuchte er, den Mund zu schließen, in seinem Kopf gab es keine klare Richtung mehr, und er schluckte noch mehr Salzwasser, große Schlucke, und es war, als hätte sich sein Mund zusammen mit dem Meer gegen ihn verschworen. Er verlor die Besinnung, er spürte es genau, seine Arme und Beine fühlten sich so schwach an. So schnell, dachte er. Immer wieder hatte er die Warnungen gehört: Man kann so schnell ertrinken... Aber dann bemerkte er lächerlicherweise den J-förmigen Schnorchel, der in das Halteband seiner Tauchermaske gesteckt war und jetzt lose an seiner Wange kratzte. Er riß sich zusammen, weil er fühlte, daß er abtrieb... und tiefer sank.
    Ein schlanker Arm schob sich unter seine Achseln, Hände griffen energisch zu. Ein Körper war an seinem
    Rücken; ein Druck, wie bei einer Umarmung von hinten. Aufsteigen. Langsam, kontrolliert. Er versuchte, mitzuhelfen, aber da war ein undurchdringlicher Mantel, der sich auf ihn legte.
    Als er wie aus einer schwarzen, würgenden Umklammerung fortkatapultiert durch die Oberfläche brach, war das Leben wieder da, nicht sanft und allmählich, sondern schmerzhaft - schmerzhaft stieß es in ihn hinein,
    Bauch und Brustkorb hoben und senkten sich; er würgte Flüssigkeit heraus; er würgte, kotzte, und wenn es so weiterging, würde er sie beide wieder hinabziehen. Er hörte die besänftigende Stimme kaum, aber er versuchte dennoch, auf die Worte zu achten, er zwang sich, locker zu werden, befahl seinen Lungen, die Luft ganz behutsam aufzunehmen, Zug für Zug, während er das andere ausspie, die Gallenreste hinaushustete.
    Sie schleppte ihn ans Ufer zurück, hielt seine Arme über den Ellenbogen fest, und sein Kopf war an einen ihrer Arme geschmiegt. Sie schwamm auf dem Rücken, neben ihm, und ihre Taucherflossen trieben sie mühelos durch die sanften Wellen voran. Sein Atem kam noch immer stoßweise, angestrengt, aber bald darauf konnte er sie unterstützen, konnte er die Beine bewegen, zeitgleich mit den ihren.
    Sie kamen in seichteres Wasser, und das Mädchen bugsierte ihn herum, so daß er stehen konnte. Sie zog die Maske von seinem Gesicht und legte ihm einen Arm um die gebeugten Schultern, klopfte ihm auf den Rücken, als er noch mehr Wasser hinaushustete, bückte sich mit ihm, das junge Gesicht hart und kantig vor Sorge. Sie kniete sich hin, zerrte die Schwimmflossen von seinen Füßen und nahm dann die ihren ab.
    Seine Schultern bebten - das Atmen war eine
    Anstrengung; halb zusammengekrümmt, die Hände auf die Knie gestützt, stand er da, und allmählich erholte er sich, und das Schaudern ging in ein Zittern über.
    Das Mädchen wartete geduldig. Es hatte die eigene Tauchermaske weit über die Stirn zurückgestreift und die blonden Haare gelöst, so daß sie, vom Wasser dunkel, in triefenden Strähnen über ihre Schultern fielen. Sie sagte nichts, denn sie wußte, daß das im Moment noch sinnlos war.
    Schließlich war es der Mann, der keuchte: »Amy...«
    »Es ist okay, gehen wir an Land.«
    Leicht schwankend verließen sie das Wasser; er spürte ihren stützenden Arm unterhalb seiner Schultern. Auf dem Kiesstrand sackte Childes zusammen. Er war erleichtert, schockiert, elend - all diese Empfindungen stürzten auf ihn ein. Sie setzte sich neben ihn, strich die Haare aus seinen Augen und massierte sanft seinen Rücken.
    Sie waren allein in der kleinen, abgelegenen Bucht; der steile Abstieg durch die verwitterte Felsspalte hatte für viele etwas Beängstigendes, und andere
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