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Mann Mit Grill Sucht Frau Mit Kohle

Mann Mit Grill Sucht Frau Mit Kohle

Titel: Mann Mit Grill Sucht Frau Mit Kohle
Autoren: Milosz Matuschek , Alexandra Kilian
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Allem Anfang wohnt kein Zauber inne
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Mann ohne Grill trifft ...
    Â»Sven«, »Lars« und »Ölle«. So hießen sie, die Möbel in der heilen Mittelstandswelt Süddeutschlands, in der ich aufgewachsen bin. Einfamilienhaus, Wallfahrtskirche, je­­den Sonntag Rinderroulade mit Knödeln. Die Orte um unser Dorf herum hatten so klangvolle Namen, wie »Oed«, »Au« oder schlicht »Wiese 1«. In der latent in­­zestuösen Enge meiner oberbayerischen Heimat war die Singlebörse Nr. 1 das Dorffest. Dating war hier unbekannt. Man traf sich auf dem Platz, trank Bier aus großen Krügen, und wenn man genug getrunken hatte, griff man nach der Banknachbarin und war dann ein Leben lang verheiratet.
    In meiner neuen Heimat Berlin heißt das Dorffest Zitty und ist ein Stadtmagazin. »Der Michael« springt mir gleich ins Auge. Nein, ich suche nicht nach Männern. Und »Michael« ist auch kein Möbelstück aus dem Hause Ikea. Obwohl, vielleicht ja doch? Michael ist Toiletten­sklave. Als »Lebendtoilette Michael« bietet er alles an, was eine Toilette kann. Ja, alles . Kostenlos. »K.f.I.« – keine finanziellen Interessen. Und wenn man auf die Nase drückt, spült er?
    Dann gibt es da noch »Horst, 55 (aber jünger aussehend)«, der nach »einem Studenten (bis 30)« sucht, der ihn (gegen Taschengeld) ›gefühlvoll von hinten …‹
    Ich blättere um und freue mich zum ersten Mal, dass ich schon über 30 bin.
    Erst jetzt erkenne ich, wo ich mich befinde. Die Rubrik nennt sich »Harte Welle«. Und ich wurde gerade unter ihr begraben. Ich wühle mich durch zwei Seiten Freaks und das, was man in meinem Dorf »pervers« nennt und hier, na ja, sagen wir »lebendige Szenekultur«. Ich nenne sie »F-D-P-Fraktion«: Freaks, Deppen, Perverse.
    Heute Abend bin ich in der realen Welt eingeladen. Zur Grillparty bei einer Kollegin in Kreuzberg.
    Â»Biste nich von hier, wa?«
    Das ist auf dieser Party hier so der Standardspruch, wenn ich einen Satz sage, in dem ein »r« vorkommt. Das rolle ich scheinbar ein bisschen. Oder auch ein bisschen viel. Am schnellsten verrate ich mich, wenn jemand wissen will, was ich in Berlin mache. »Ich absolvierrrre gerrrrade das jurrrristische RRRReferrrrendarrrriat«, so klingt das dann in Berliner Ohren.
    Â»Biste nich von hier, wa?« – »Nee, bin ich nicht.«
    Eigentlich sollte ich auf dieser Party ja eine Frau kennenlernen, aber die ist wohl noch nicht hier. Dabei ist es dringend mal wieder Zeit für eine Freundin, denke ich mit einem Glas Wodka Bull in der Hand und schaue in die Runde. Muss ja nicht gleich eine für immer sein. Bei den Juristinnen habe ich mich schon mal umgesehen. Aber die sind alle so furchtbar kompetent. Und ein Rechthabenwoller in der Familie reicht eigentlich.
    Gleich mal vorweg: Der Dating-Crack bin ich nicht gerade. Beim Online-Dating bin ich ungefähr das, was Reiner Calmund in der 400-Meter-Staffel der Hürdenläufer ist. Irgendwas zwischen »the Biggest Loser« und »der Schwiegerschreck«. Eigentlich ist diese moderne Liebeswelt etwas ziemlich Armseliges, denke ich. Geht das nur mir so? Die Kreuzberger Altbauwohnung füllt sich langsam mit schönen Menschen …
    Â»Komm, ich stelle sie dir vor«, reißt mich Kollegin Sarah mit dem »Ich-habe-alles-im-Griff«-Lächeln aus mei­nen Gedanken. Gott, Verkupplungen sind so scheiße, denke ich und klammere mich im Geiste an der Bar fest.
    Â»Welche ist es denn?«, frage ich leise. »Die Blonde mit den großen Brüsten«, schnarrt mich jemand von der Seite an. Alle wissen Bescheid. Nur ich nicht. Na toll.
    Dann sehe ich sie.
    Ach, die Hunziker ist auch hier?, schießt es mir durch den Kopf. Groß, blond. In der Tat. Auf die Brüste zu starren schaffe ich leider nicht. Noch nicht. Die knallblauen Augen lenken zu sehr ab.
    Die Hunziker heißt Alexandra, und sympathisch ist sie auch. Auf den ersten Blick vielleicht etwas zu sehr Schicki-Micki-Perlhuhn-Fraktion für meinen Geschmack. Typ: Hannoveraner Hochadel. Doch das rückt in den Hintergrund, als sie zu reden anfängt: von deutscher Geschichte, ihrer Arbeit als Redakteurin und von sich. Sie ist solo. Schon seit sechs Jahren. Das ist auffällig lang. Haltbarkeitsdauer überschritten?, frage ich mich. Für eine hübsche junge Frau ist das
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