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Moon

Moon

Titel: Moon
Autoren: James Herbert
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mir.«
    »Dracula. Kannst du dir vorstellen, daß Miss Piprelly das gestattet? Ich hab' jetzt schon Angst, ihr den Vorschlag zu machen.«
    Er kicherte. »Hört sich nach einer guten Idee an. Holt wieder so ziemlich das Letzte aus Nicholas Nickleby raus.«
    »Fein, ich werde ihr mitteilen, daß Dracula deine Unterstützung hat.«
    »Ich bin bloß ein Außenstehender, kein vollwertiges Kollegiumsmitglied. Meine Meinung zählt nicht.«
    »Denkst du, meine etwa? Unsere Direktorin ist vielleicht nicht der Ayatollah persönlich, aber ich bin sicher, daß es da irgendwo gewisse Familienbande gibt.«
    Er schüttelte lächelnd den Kopf. »So schlimm ist sie auch wieder nicht. Ein wenig zu besorgt vielleicht, was das Ansehen der Schule betrifft, okay, aber das ist verständlich. Für so eine kleine Insel gibt's hier ganz schön viele Privatschulen; ein ziemliches Überangebot.«
    »Das kommt davon, daß wir eine Steueroase sind. Aber du hast recht: die Konkurrenz ist groß, und der Wettbewerb hart, und die Schulleitung sorgt dafür, daß wir das nie vergessen. Ich mag sie wirklich, auch wenn... «
    Plötzlich bemerkten sie die Gestalt in der Türöffnung.
    »Hast du was vergessen, Jeanette?« fragte Childes und hätte nur zu gern gewußt, wie lange sie schon dort gestanden war.
    Das Mädchen sah ihn schüchtern an. »Tut mir leid, Sir. Ich hab' meinen Füller auf der Bank gelassen.«
    »Schon gut, geh und hol ihn dir.«
    Mit kurzen, schnellen Schritten, den Kopf gesenkt, kam Jeanette in den Raum. Ein blasses Mädchen mit dunklen Augen, das eines Tages vielleicht hübsch sein würde... Aber momentan war sie viel zu klein für ihr Alter, und ihre Haare waren widerspenstig und lang und nicht einmal andeutungsweise zu einer modischen Frisur gekämmt. Ihre blaue Uniformjacke war eine Nummer zu groß, was den Körper darin noch mehr zusammenschrumpfen ließ, und es war eine Scheu an ihr, die Childes entwaffnend fand - und die ihn manchmal an den Rand der Verzweiflung brachte.
    Sie suchte rings um den Computer herum, gegen den sie gekämpft hatte, und Amy beobachtete sie mit einem hauchzarten Lächeln. Childes war bereits damit beschäftigt, die Stecker zu ziehen und die Geräte vom Stromnetz abzukoppeln. Jeanette hatte offenbar kein Glück und starrte den Computer schließlich ziemlich verzweifelt an, als hätte er den vermißten Gegenstand auf geheimnisvolle Art und Weise verschluckt.
    »Kein Glück gehabt?« erkundigte sich Childes, als er an ihrer Bank ankam und sich nach dem Stecker darunter bückte.
    »Nein, Sir.«
    »Ah, das wundert mich nicht. Er liegt auf dem Boden.« Noch immer auf den Knien, reichte er ihr den Füller.
    Sehr ernst und seinen Blick meidend nahm ihn Jeanette aus seinen Fingern. »Danke«, hauchte sie, und Childes war überrascht, sie erröten zu sehen. Sie huschte aus dem Klassenzimmer.
    Er zog den Stecker und richtete sich auf. »Worüber
    lächelst du?« fragte er Amy.
    »Das arme Mädchen ist in dich verliebt.«
    »Jeanette? Sie ist doch noch ein Kind.«
    »In einer Nur-Mädchenschule mit ziemlich vielen Vollzeit-lnternatsschülerinnen erntet jede halbwegs anständig aussehende männliche Person eine gewisse Aufmerksamkeit. Ist dir das nicht aufgefallen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Möglich, daß mir zwei oder drei schon mal ein paar komische Blicke zugeworfen haben, aber ich - he, was soll das heißen, halbwegs anständig aussehend?«
    Lächelnd nahm ihn Amy beim Arm und zog ihn zur Tür. »Komm schon, die Schule ist aus, und ich könnte ein bißchen Entspannung vertragen. Eine kurze Fahrt und ein Longdrink - Gin und Tonic mit viel Eis -, das wäre genau das Richtige, bevor ich zum Essen nach Hause gehe.«
    »Schon wieder Gäste?«
    »Nein, nein, zur Abwechslung mal nur die Familie. Da fällt mir ein: Du bist zum Essen eingeladen, am Wochenende.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Der gute Daddy hatte eine Sinneswandlung?«
    »Hm-hm. Er hält nach wie vor nicht sonderlich viel von dir. Nennen wir's mal Mutters Einfluß.«
    »Das wärmt mein angeknackstes Herz.«
    Sie blickte zu ihm hoch, schnitt eine Grimasse und drückte seinen Arm, bevor sie in den Flur hinaustraten und sie ihn loslassen mußte. Auf der Treppe ins Erdgeschoß hinab registrierte sie die verstohlenen Blicke sehr wohl; einige Schülerinnen taxierten sie, stießen sich bedeutungsvoll mit dem Ellbogen an. Sie und Jon benahmen sich in Gegenwart anderer auf dem Schulgelände ziemlich förmlich, aber ein gemeinsamer Wagen genügte schon,
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