Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monty Vampir

Monty Vampir

Titel: Monty Vampir
Autoren: Grit Poppe
Vom Netzwerk:
bestaunte sich selbst. Er sah wirklich nicht übel aus.
    Das schwarze, zottige Haar stand ihm vom Kopf ab wie die Stacheln eines Igels – das hatte er wohl von seiner Mutter geerbt. Sein Kinn war kantig wie das seines Vaters und seine Ohren spitz wie die seines Großvaters.
    Er riss seinen Mund weit auf und betrachtete seine Zähne. Sie sahen irgendwie weniger gefährlich aus, als er es sich wünschte,aber vielleicht lag das einfach daran, dass er sie heute noch nicht mit der Zahnfeile geschliffen hatte.
    »Hörst du mir überhaupt zu?«, fragte Luzi.
    Monty schüttelte den Kopf.

    »Findest du mich als Vampir eigentlich gruslig genug?«
    Luzi seufzte. »Also, du meinst deine weiße Hautfarbe, deine violetten Lippen, deine kleinen Fledermausohren und den schrecklich durchdringenden Blick deiner schillernden Augen?«
    Monty lächelte erfreut. Noch nie hatte ihn jemand so liebevoll beschrieben.
    »Ziemlich gruslig«, antwortete Luzi. »Danke.«
    »Aber …«
    »Aber?«
    »Das Problem ist … du bist keiner mehr.«
    »Kein was?«
    »Kein Vampir.« Monty sah im Spiegel, dass sich seine Augenbrauen in die Höhe zogen.
    »Deine Krankheit ist … tja, wie soll ich es sagen … du bist ein Mensch!«
    »Quatsch«, sagte Monty. »Quatsch mit Blutegelsoße.«
    »Du kannst nicht mehr fliegen. Das Tageslicht macht dir nichts aus und du hast jetzt ein Spiegelbild«, stellte Luzi fest.
    »Kannst du vielleicht die Wand deines Hochhauses hinauflaufen?«, fragte Monty aufgebracht. »Oder auf das Dach eines fahrenden Busses springen?«
    Luzi schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid«, sagte sie leise. »Das ist alles meine Schuld. Ich hab dich gebissen, um Mitternacht während einer Mondfinsternis.«

    Monty starrte sie erschrocken an. »Du meinst …?«
    »Sieht ganz so aus.« Sie tippte mit dem Zeigefinger auf sein Spiegelbild.
    »Verfluchter Modder! Ich will kein Mensch sein!«
    »Kann ich verstehen«, sagte Luzi traurig.
    Monty sah einen Tropfen Wasser aus ihrem Auge kullern. Was sollte das nun wieder bedeuten?
    »Da lern ich mal einen Vampir kennen und dann muss so was passieren!«, schluchzte sie.
    Aus irgendeinem Grund verspürte Monty das Bedürfnis, sie zu trösten. »Es ist nicht deine Schuld. Die Verwandlung kommt wahrscheinlich nur von dem roten Saft, den ich immer trinke.«
    Luzi kicherte und wischte sich den komischen Tropfen weg. »Wenn das stimmt, müssten alle Menschen, die Blutwurst essen, Vampire werden.«
    Monty verstand nicht ganz, was sie damit meinte. Aber er freute sich höchst seltsam über ihr Kichern.
    »Mach dir mal keine Sorgen«, sagte ersanft. Aber als sein Blick aus dem Fenster fiel, machte er sich selbst plötzlich Sorgen. Die Sonne ging unter! Wenn seine Eltern nun seinen leeren Sarg entdeckten!
    »Ich … ich muss los«, stammelte er. »Du hast nicht zufällig einen Bus?«

    »Einen Bus?« Luzi grinste ihn an, und erst jetzt sah er, dass sie eine Zahnlücke hatte. »Nö. Aber ich könnte dir mein Fahrrad leihen.«
    Mit einem Fahrrad zu fahren, war viel schwieriger, als auf dem Dach eines Busses zu reisen. Er musste immerzu treten und gleichzeitig lenken. Luzi hatte ihm gezeigt, wie es funktionierte, aber er fuhr trotzdem in Schlangenlinien und einmal landete er in einem Straßengraben mit Brennnesseln.
    So ein Modder! Mehr als alles andere sehnte er sich danach, wieder fliegen zukönnen.
    Er strampelte wie ein Verrückter, trotzdem kam er viel zu langsam vorwärts. Von der Sonne war nur noch ein mattes rotes Leuchten zu sehen. Als er die Fabrik endlich erreichte, war das Licht ganz verschwunden.Seine Mutter suchte ihn bereits. Unruhig rannte sie von einem Zimmer zum nächsten, kreischte und jammerte und rief laut seinen Namen. Eine Schar Kakerlaken folgte ihr wie immer auf Schritt und Tritt. Vielleicht lag das an dem Duft ihres Parfums Old-Grufti-Mief , das wirklich besonders schön stank.
    So kam es auch, dass Monty seine Mutter erst roch, dann hörte und schließlich sah. Im gleichen Augenblick bemerkte sie ihn und stürzte auf ihn zu. »Wo warst du bloß?«
    Statt eine Antwort abzuwarten, schloss sie ihn in die Arme, und zum ersten Mal fiel Monty auf, wie grauenerregend furchtbar fies das Parfum seiner Mutter war. Es nahm ihm fast den Atem. Offenbar hatte sich auch sein Geruchssinn verändert. Aber seine Mutter schnupperte ebenfalls verwundert an ihm herum. »Du riechst nach Mensch«, stellte sie fest. »Nach Menschenblut.«
    Monty erschrak und suchte fieberhaft nach einer Erklärung.
    Aber seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher