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Monty Vampir

Monty Vampir

Titel: Monty Vampir
Autoren: Grit Poppe
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Und das war’s. Dann konnte er weiterleben wie zuvor. Oder?
    Monty schob den Sargdeckel beiseite, als plötzlich etwas Unglaubliches passierte: Ein blendender Strahl traf ihn wie ein Pfeil. Licht! Überall Licht! Und diesmal war es nicht der Mond. Durch die Fenster der Sargfabrikschien ungehindert die Sonne! Sein Herz raste. Er war zum falschen Zeitpunkt aufgewacht! Das war ihm ja noch nie passiert.

    Schon wollte er panisch in das schützende Dunkel tauchen, da fiel ihm etwas auf. Wie merkwürdig – das Licht blendete ihn zwar, machte ihm sonst aber gar nichts aus. Er spürte nicht mal ein Kribbeln auf der Haut. Sonst, wenn ihn auch nur ein Hauch der Morgendämmerung erwischte, färbte sich seine Haut sofort feuerrot und brannte. Und jetzt? Nichts.
    Er erhob sich zögernd und wandte sich dem Tageslicht zu.
    »Was ist hier los?«, flüsterte er verdutzt. Sein Magen knurrte jetzt laut wie ein Grizzlybär und Monty beschloss, erst mal einen Saft zu trinken.
    Ungeduldig hob er die Arme, um in die Küche zu fliegen, doch nichts passierte. Sein Umhang hing schlaff an ihm herab. Kein sanfter Sog hob ihn in die Höhe, so wie er das sonst gewohnt war. Monty schlug ein paarmal hilflos mit den Armen. Er bewegte sich kein bisschen von der Stelle und kam sich etwas dämlich vor.
    Na, wunderbar. Jetzt konnte er nicht mal mehr fliegen. Bei dem Wort wunderbar fiel ihm Luzi wieder ein. Hatte sie etwa was mit seiner Verwandlung zu tun? Ja, sicher. Wer denn sonst? Vielleicht hatte sie ihn ja mit einer schlimmen Menschenkrankheit angesteckt.

    Es half nichts: Er musste zu ihr. Sie allein konnte ihm helfen. Wenn er wirklich krank war, sollte sie ihm gefälligst die nötigen Medikamente besorgen.
    Monty schimpfte wütend vor sich hin,während er in die Küche rannte. Wie sollte er eigentlich in die Stadt kommen?
    Wenige Augenblicke später lief er die Straße hinunter. Ein Liter roter Traubensaft schwappte angenehm in seinem Bauch. Er war ein guter Läufer, daran hatte sich nichts geändert, aber der Weg zu Luzi war weit und er wollte keine Zeit verlieren.
    An einem Glashäuschen sah er Menschen, die in einen Bus einstiegen. Er wollte schon immer mal mit so einer Kiste auf Rädern reisen.
    »Wo wollen wir denn hin, junger Mann?«, fragte ein bärtiger Mensch, der ganz vorn in dem Bus saß und ihn skeptisch musterte.
    Monty staunte über die Frage, aber er lächelte höflich und sagte: »Wo Sie hinmöchten, weiß ich nicht. Ich will zu Luzi.«
    »So, so. Und wo wohnt diese Luzi?«
    »In einem Menschenhaus«, sagte Monty,obwohl er eigentlich fand, dass er darauf nicht antworten musste.
    »Also eine Fahrt ermäßigt. Das macht ein Euro dreißig.«
    Monty wusste nicht genau, wovon der Fremde redete, aber er ahnte es. »Solch euronische Münzen habe ich nicht.«
    Sein Bruder besaß Geld. Er arbeitete manchmal nachts für die Menschen und flog mit Pappkartons umher, in denen sich etwas Duftendes befand, das Pizza hieß.

    »Ach! Na so was aber auch. Hast’ dein Taschengeld schon verprasst? Da musst du wohl zu Fuß gehen, Bürschchen.« Der Bärtige machte eine ungeduldige Bewegung mit der Hand und diesmal verstand Monty, was gemeint war.
    »Sie sind ein sehr unhöflicher Mensch«, beschwerte er sich. Aber er stieg aus. Schließlich wollte er nicht noch mehr Ärger.
    Als der Bus anfuhr, rannte Monty ihm einfach nach, stieß sich im Laufen von der Erde ab und sprang auf das Dach. Na bitte, wenigstens ein paar seiner Fähigkeiten besaß er noch. Auf einem Dach zu reisen, war fast so gut wie fliegen.
    Und zum Glück hielt der Bus direkt in Luzis Neubauviertel. Mit wehendem Umhang sprang Monty ab und winkte dem verdutzten Bart-Menschen zu. Ein Haus sah aus wie das andere, hier war er also richtig.

    Nach einigem Umherirren entdeckte er an einem der Balkone den weißen Gespensterumhang. Der Stoff flatterte im Wind, als wollte er dem kleinen Vampir zuwinken.
    »Ich komm ja schon«, murmelte Monty. Wieder nahm er Anlauf und lief in Windeseile die Wand hinauf. Er hörte einen Menschen, der auf der Straße stand, überrascht ausrufen: »Aber das gibt’s doch wohl nicht! Da … da klettert ja ein Kind!«
    Monty machte sich nicht die Mühe zu antworten, er beeilte sich nur noch mehr.
    Auf dem Balkon entdeckte er ein Blatt Papier, das unter ein Tischbein geklemmt war. In schwarzer Schrift stand da:

So ein Modder!
    »Ich glaube, ich weiß, welche Krankheit du hast«, sagte Luzi betrübt.
    Monty stand vor dem großen Spiegel in ihrem Zimmer und
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