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Agrarwende jetzt

Titel: Agrarwende jetzt
Autoren: Franz Alt , Brigitte Alt
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I. Kapitel
    Wie wollen wir leben?

1. Bringt BSE die Wende?
    »Was bringt den Doktor um sein Brot?
A - die Gesundheit, b - der Tod.
So hält er uns, auf dass er lebe,
zwischen beiden in der Schwebe.«
     
    Eugen Roths Ärztelästerung gilt auch für die heutigen Mediziner: Sie wissen von vielem etwas, aber fast nichts über das Wichtigste, nämlich über gutes und gesundes Essen. Ich möchte durch dieses Buch ein wichtiges politisches Thema bei denen zur Sprache bringen, die es wirklich angeht: bei den »Endverbrauchern« - also bei uns allen. Es gibt tausend Krankheiten, aber nur eine Gesundheit!
    Unsere Tochter Christiane hatte als 14-jährige einen Reitunfall und lag drei Wochen mit gebrochenem Bein in einer Baden-Badener Klinik. Die Klinik war zwar so modern, dass ich abends mit Christiane essen und bei ihr übernachten durfte, aber das Essen war so schlecht, dass ich dem Chefarzt sagte: »Jetzt weiß ich endlich, dass ein Krankenhaus in Deutschland Krankenhaus heißt, weil man hier vom Essen krank wird.« - »Aber, Herr Alt«, wehrte der Chefarzt der renommierten Klinik im noblen Kurort ab: »Was hat denn Essen mit Gesundheit zu tun?«
    Meine spätere Recherche ergab, dass bis heute in der Ärzteausbildung in Deutschland und Europa der Zusammenhang zwischen gesundem Essen und Gesundheit so gut wie nicht gesehen und nicht gelehrt wird.
    Deshalb konnte sich unsere Landwirtschaft zu einer Chemielandwirtschaft entwickeln, und deshalb konnte die frühere Lebens mittelproduktion zu einer Nahrungs mittelproduktion verkommen. Die Produkte machen zwar satt, sind aber immer weniger Mittel zum Leben, weil Lebendiges in ihnen kaum noch enthalten ist. »Masse statt Klasse« und »Hauptsache, satt und billig« bestimmen die Nahrungsmittelproduktion. Hauptsächlich deshalb steigen die so genannten Gesundheitskosten, die eigentlich Krankheitskosten sind, ins Unermessliche. Jede neue Gesundheitsministerin weiß davon ein Lied zu singen.
    Vergessen wurde die biologische Grunderkenntnis: Nur Leben kann Leben weitergeben. Im Gegensatz dazu hat der Begründer der traditionellen ayurvedischen Medizin in Indien, Caraka Samhirta, vor 2100 Jahren gelehrt:
    »Allein durch gute Nahrung gedeiht der Mensch, schlechte Nahrung hingegen ruft Krankheit hervor.«
    Voraussetzung für die Gesundheit aller Lebewesen sind gesunde Böden, gute Luft und sauberes Wasser. Das wusste der griechische Arzt Hippokrates schon 400 Jahre vor Samhirta:
    »Eure Lebensmittel sollen eure Heilmittel sein, und eure Heilmittel sollen eure Lebensmittel sein.«
    Den ersten Teil dieses Buches habe ich während einer Ayurvedakur in Südindien geschrieben. In der klassischen Ayurvedamedizin gibt es noch Be-hand-lungen und nicht nur Verschreibungen wie in der abendländischen Schulmedizin. Die Handarbeit der Ärztin und von zwei bis drei Therapeuten am Körper des Patienten dauert täglich zwei Stunden. Für eine Verschreibung braucht ein Arzt in Deutschland zurzeit im Schnitt drei Minuten.
    Die Analogie zu unserem Thema Ökolandwirtschaft: Gesunder Landbau erfordert - ähnlich wie die klassische ayurvedische Medizin - mehr Handarbeit und weniger chemische Verabreichung. Durch massenhaften Einsatz von chemischen Spritzmitteln und Kunstdünger wurden zwar die Erträge pro Hektar gesteigert, aber die Qualität der Nahrungsmittel hat gelitten.
    In den hinduistischen Veden lese ich:
    »Meine Hand ist Gott. Diese Hand bewahrt alle heilenden Geheimnisse, die ganz machen mit ihrer sanften Berührung.«
    In den heiligen Schriften der Menschheit hat Handarbeit offenbar einen viel wichtigeren Stellenwert als in den heutigen Industriegesellschaften.

2. Landwirt - werde wesentlich!
    Als Folge unserer ständigen Misswirtschaft ist in jüngster Zeit die Qualität unserer Nahrungsmittel immer mehr ins Gerede gekommen. Die Kritikpunkte sind im Wesentlichen:
    • Massentierhaltung ist ökonomisch sehr effektiv, aber ökologisch schädlich und ethisch nicht zu verantworten. Es entstehen gefährliche Klimakiller, wie CO 2 , Methan und Lachgas.
    • Die Vereinten Nationen schätzen, dass die Landwirtschaft weltweit zu 15 Prozent für den Treibhauseffekt verantwortlich ist. Die Kosten für diese Umweltschäden tauchen aber in den Lebensmittelpreisen nicht auf.
    • Ökologisch katastrophal ist auch der Anbau pflanzlicher Nahrungsmittel. Die Böden werden durch zu viel Chemie geschädigt und zerstört.
    • Unsere Kulturlandschaften werden monotoner. Viele Tier- und Pflanzenarten finden in
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