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Monty Vampir

Monty Vampir

Titel: Monty Vampir
Autoren: Grit Poppe
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Mutter lächelte stolz. »Du hast es geschafft, mein Sohn, nicht wahr?«
    Monty nickte unsicher. Was meinte sie bloß?
    »Es ist ein Biss erfolgt«, sagte seine Mutter feierlich. »Zur Geisterstunde. In der Nacht der Mondfinsternis.«

    »Stimmt.« Monty stellte fest, dass das nicht gelogen war. Natürlich behielt er die Kleinigkeit, dass er es war, der gebissen wurde, für sich.
    »Aber was ist mit dir?«, fragte seine Mutter und musterte ihn besorgt. »Du bist so … warm und furchtbar rosig im Gesicht.«
    »Ich … ich fühl mich auch nicht … ich bin wohl krank«, stammelte Monty.
    »Die Aufregung war zu viel für dich, nicht wahr?« Seine Mutter tätschelte ihm die Wange. »Möchtest du dich hinlegen und noch ein bisschen schlafen?«
    Monty nickte. Er fühlte sich wirklich schrecklich erschöpft. Die Nacht hatte schon längst begonnen und auch für Langschläfervampire war es Zeit aufzustehen. Aber Monty ließ sich todmüde in seinen Sarg sinken.
    »Kannst du mir noch ein Kissen bringen?«, bat er seine Mutter.
    »Ein …?« Die Vampirin schluckte. »Du meinst so ein entsetzlich watteweiches Ding?«
    Kissen benutzte in ihrer Familie eigentlich nur Montys Großvater, Graf Aurelius, und das nur, weil seine Knochen schon etwas morsch waren.
    »Ja, und eine Decke, mir ist kalt«, ergänzte Monty bibbernd. Zwar schmiegte sich Taranta an ihn und umarmte mit ihren acht Beinen zärtlich seinen Hals, aber sie war wohl doch zu klein, um ihn zu wärmen.
    »Monty Vampir, was für eine komische Krankheit hast du da bloß?«, seufzte seine Mutter. Dann eilte sie davon, um die seltsamen Wünsche ihres jüngsten Sohnes zu erfüllen, und die Schar der Kakerlaken jagte ihr sirrend und flirrend hinterher.

Kreide zum Frühstück

    Als Monty aufwachte und aus seinem Sarg stieg, war es greller Tag. Er fühlte sich ausgeruht und munter, aber was sollte er jetzt tun? Alle Vampire schliefen um diese Zeit. Einzig und allein Taranta leistete ihm Gesellschaft.
    Er seufzte ein paar Mal gelangweilt vor sich hin und Taranta krabbelte davon und kehrte mit einem Bündel zurück, das in Spinnfäden eingehüllt war. Sie schob es ihm direkt vor die Füße.
    »Das ist ja nett, dass du mir was schenken willst«, murmelte Monty. »Aber ich bin ein Vampir und esse keine Mäuse.« Dann stutzte er. Aßen Menschen vielleicht Nagetiere?
    Er wusste von seinem Bruder, dass sie alles Mögliche verspeisten, kleine Tiere wie Schnecken, Muscheln und Krabben, aber auch große Tiere, wie Kühe, Rehe, Wildschweine und sogar Elefanten – oder? Nur von Mäusen hatte er noch nichts gehört. Er konnte ja Luzi fragen.
    Überhaupt: Er musste sie so einiges fragen. Wie es jetzt weitergehen sollte zum Beispiel. Er konnte doch unmöglich ein Mensch bleiben!

    Was sollte er bloß tun? Erst einmal musste er auf Luzis Zweirad zu ihr strampeln.
    Diesmal hielt er sich schon besser auf dem Fahrrad. Er kam schneller voran, die Schlangenlinien wurden seltener und den Graben mit den Brennnesseln verfehlte er knapp.
    Als er in das Neubauviertel radelte, kam ihm Luzi schon entgegen.
    »Ich muss zur Schule«, murrte sie schlecht gelaunt.
    »Kann ich mitkommen?«, fragte Monty.
    Luzis Miene hellte sich im Nu auf. »Im Ernst? Du willst da freiwillig hin?«
    Monty nickte. Er wusste nicht genau, was eine Schule war, aber er wollte auf keinen Fall den Tag in der fremden Menschenwelt allein verbringen.
    »Okidoki!«, rief Luzi begeistert. »Mal sehn, wir sagen einfach, du bist ein neuer Schüler«, überlegte sie. »Oder du bist ein … wie heißt das noch … ein vertauschtes Kind aus Timbuktu oder Surinam.«
    Monty nickte nur. Von den Menschenregeln verstand er ohnehin nichts. Hoffentlich wusste Luzi, was sie tat.
    »In der ersten Stunde haben wir Sport«, teilte sie ihm mit. »Da musst du über einen Bock springen.«
    »Über einen Ziegenbock?«
    Luzi lachte. »Nein, der Bock hat keine Hörner und einen Kopf hat er auch nicht.«

    Monty fürchtete sich nun doch etwas vor der Schule. Wieso sollte er über einen Bockspringen? Noch dazu über einen, der keinen Kopf hatte?
    »Isst du eigentlich Mäuse?«, fragte er Luzi. »Igitt«, antwortete sie. »Ich bin doch keine Katze! Warum fragst du das? Hast du Hunger?«
    Monty überlegte, dann nickte er. Ja, tatsächlich, sein Bauch fühlte sich ganz leer an.
    Luzi nahm im Laufen die bunte Tasche von ihrem Rücken und kramte darin herum.
    »Hier«, sagte sie und reichte ihm ein krummes, gelbes Ding. »Eine Ba-na-ne . Die schmeckt süß und macht
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