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Weil du mich liebst

Weil du mich liebst

Titel: Weil du mich liebst
Autoren: Beth Kery
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KAPITEL 14
    Sie stand vor der Leinwand, so stark konzentriert, dass sie erst nach und nach bemerkte, dass Leute in den Raum gekommen waren und sich leise unterhielten. Sie blinzelte und schob sich mit der Hand, in der sie den Pinsel hielt, eine Haarsträhne aus der Stirn.
    »Hallo?«, rief sie. Ihre Stimme klang sogar in ihren eigenen Ohren wie betäubt. Dass man sie beim Arbeiten unterbrach, ärgerte sie nicht weiter, sie war eher enttäuscht. Seit Ian am Tag zuvor abgereist war, hatte sie nur dann wirklichen Frieden gefunden, wenn sie den geliebten Schutzraum der kreativen Konzentration betreten hatte.
    »Mr. Sinoit hat gerade festgestellt, dass Sie aussehen, als wären Sie in Trance, und ich habe ihm erklärt, dass Sie immer so aussehen, wenn Sie arbeiten.« Mrs. Hanson lächelte sie an und stellte ein Teetablett auf einem Tisch ab, an dem zwei Stühle standen. Der Gesichtsausdruck der Haushälterin nahm entschuldigende Züge an. »Zumindest wenn Sie gute Fortschritte machen.«
    »Ich mache Fortschritte.«
    »Es tut mir leid, dass wir dich unterbrochen haben, aber du bist vor lauter Arbeit nicht zum Frühstück gekommen. Nur James, Short und ich saßen da, und die beiden haben sich die ganze Zeit nur über Brooklyn unterhalten«, erklärte Gerard. Francesca lächelte. Sie hatte Arthur Short, den kurzhaarigen US -Amerikaner mit dem kantigen Kinn, der für James arbeitete, am Tag zuvor beim Abendessen kennengelernt und fand ihn sehr nett. »Du und Anne, ihr habt mir gefehlt«, sagte Gerard mit trockenem Lächeln. »Und ich habe gedacht, eine kleine Erfrischung würde dir jetzt guttun. Anne macht sich Sorgen, dass dein Appetit verschwunden ist, seit …«
    Francesca zwang sich zu lächeln, als Gerard Ian und seine Abreise zu erwähnen vermied. So … da waren sie also wieder so weit und versuchten, das Thema Ian zu umgehen. Doch nicht mit ihr.
    »Seit Ian abgefahren ist? Ja, ich denke, ich hatte seitdem keinen großen Hunger mehr. Aber überlassen wir es doch Mrs. Hansons Tee-Angebot, meinen Appetit wieder zu wecken.« Sie warf einen Blick auf die Scones, das Blätterteiggebäck, die Sahne und die frische Marmelade, die auf der Etagere lockten.
    »Darf ich Ihnen einschenken?«, fragte Mrs. Hanson.
    »Nein, das mach ich«, sagte Francesca und nahm gegenüber von Gerard Platz. Sie hatte schon ihren Mund geöffnet, um Mrs. Hanson zu bitten, sich zu ihnen zu setzen, doch sie schloss ihn wieder, als sie Gerard ansah. Sosehr sie es inzwischen gewohnt war, mit der Haushälterin zusammen Tee zu trinken, sosehr zweifelte sie daran, dass es zu seinen Vorstellungen passte.
    »Dann lasse ich Sie jetzt allein«, sagte Mrs. Hanson freundlich und ging.
    »Es freut mich zu hören, dass du mit dem Bild gut vorankommst«, sagte Gerard. »Darf ich es mir nachher einmal anschauen?«
    »Gerne«, antwortete Francesca. Sie schenkte aus der Porzellankanne ein.
    »Mir kommt es so vor, als hätten wir uns in den letzten Tagen nicht oft gesehen«, bemerkte Gerard.
    Sie goss sich Sahne in ihren Tee und sah ihn dann genauer an.
    »Es war ja auch eine Menge los, in letzter Zeit. Und ich befürchte, dass ich sehr introvertiert werde, wenn ich an einem Bild arbeite. Wie geht es dir denn?« In ihrer Frage schwang die Sorge um sein Wohlbefinden nach der Schießerei mit. »Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, mich ruhig mit dir zu unterhalten, nachdem das mit Brodsik passiert ist«, sagte sie. »Es muss schrecklich für dich gewesen sein … und es ist es jetzt sicher immer noch.«
    »Es war ganz sicher ein Schock.« Gerard nippte mit finsterer Miene an seinem Tee.
    »Ich habe mich auch noch nicht bedankt.« Sie legte den Scone, den sie in der Hand hielt, auf den Teller zurück, urplötzlich hatte sie der Appetit wieder verlassen. »Wenn du nicht gewesen wärst«, sie zögerte, schließlich wollte sie nicht so melodramatisch klingen wie dann wäre ich jetzt tot . »Wer weiß, welches Chaos Brodsik dann vielleicht angerichtet hätte?«, hörte sie sich stattdessen sagen.
    »Auch wenn ich es lieber gehabt hätte, dass die Umstände anders wären, bin ich doch froh, dass ich etwas tun konnte, um ihn aufzuhalten«, erwiderte Gerard ruhig.
    »Ich wünsche niemandem, dass er in solch eine Situation kommt, aber du hast dich sehr mutig verhalten.«
    Er lächelte vorsichtig und stellte seine Teetasse ab.
    »Und du? Leidest du wieder sehr unter Ians Abreise?«
    Sie war von seiner Frage überrascht, schließlich hatte er es gerade noch vermieden, Ians Namen
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