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Reiterhof Birkenhain 08 - Achtung Pferde in Not

Titel: Reiterhof Birkenhain 08 - Achtung Pferde in Not
Autoren: Margot Berger
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1. Kapitel
    Formel-1-Fahrer

    Wütend pfefferte Imke Zavelstein ihren Schraubenzieher gegen die Pferdebox und fuhr herum.
    »Hört auf, mich wie eine Schwerkranke zu behandeln!«, fauchte Imke die beiden Mädchen hinter sich an. »Habe ich vielleicht ein Schild auf dem Rücken: Ich brauche Mitleid?« Nein, aber das war auch nicht nötig.
    Die zierliche Zwölfjährige sah auch ohne Hinweisschild aus wie ein Bild des Jammers - wie sie mit hängenden Schultern vor der leeren Box stand, in der Hand die abgeschraubte Tafel mit dem Namen Deichgraf. Selbst ihr kurzer Pferdeschwanz, mit dem Imke ihr krauses, schwarzes Haar bändigte, hing traurig herunter.
    Die beiden, die sie »gefälligst nicht wie eine Kranke behandeln sollten«, waren Jule Ahrend und Conny Clasen, beide zwölf. Wie Imke verbrachten sie jede freie Minute auf dem Reiterhof Birkenhain.
    Die Reitschule in Großmoorstedt am Stadtrand von Hamburg war für die Mädchen der schönste Platz der Welt. Breite Sandwege führten ins Gelände. Ideal für lange Ausritte, die die Mädchen jetzt in den Herbstferien täglich unternahmen.
    Bevor sie die Schulpferde sattelten, musste der Stall aber top aussehen. Darauf bestand Reitlehrer Kai Jensen. Conny fegte Heureste und Birkenlaub zusammen und warf den Haufen in die grüne Mülltonne.
    »Meine Güte, Imke, bist du empfindlich«, sagte sie und verzog das Gesicht. »Es darf einem ja wohl Leid tun, dass dein Pferd verkauft worden ist. Wenn ich mir vorstelle, dass mein Rocky nicht mehr hier im Stall stände ... « Conny, genannt »Mücke«, stützte sich nachdenklich auf den Besenstiel.
    »Oder meine Sally mit ihrem Fohlen ... «, fiel Jule ihrer Freundin ins Wort.
    Das war zu viel für Imke.
    »Müsst ihr denn immer wieder davon anfangen?«, schluchzte sie und schlug die Hände vors Gesicht.
    Die beiden Mädchen wechselten einen raschen Blick. Sie meinten es doch nur gut, wenn sie Imke wie ein rohes Ei behandelten. Aber bitte, wenn sie nicht wollte ...
    Jule zuckte mit den Schultern und griff sich unwillkürlich in ihr dichtes, rotes Haar. Sie konnten Imke genauso gut links liegen lassen. Dass sie und Conny überhaupt mit ihr sprachen, darüber konnte Imke wirklich froh sein. Sie gehörte nämlich zu einer Clique, die die anderen nur »die Nervis« nannten. Mit den drei Zwölfjährigen gab es nichts als Ärger. Der einzige Grund, dass die Mädchen miteinander redeten, war Deichgraf, Imkes Pferd, das vor zwei Wochen verkauft worden war. »Und du hast mir fest versprochen, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, damit er bleiben kann«, sagte Imke bitter zu Jule. »Da sieht man mal, was hinter deinen großen Sprüchen steckt - nichts.«
    Was Imke sagte, stimmte leider. Zum Teil jedenfalls. Jule biss sich auf die Lippen. Ja, sie hatte ihr geschworen Deichgrafs Verkauf zu verhindern. Jule hatte ein schlechtes Gewissen, wenn Imke dieses Thema anschnitt. Imke hatte sich voll auf ihre Ideen verlassen. Mit List und Tücke wollte Jule jedem möglichen Käufer Deichgraf vermiesen.
    Aber dann . . . dann war Imkes Vater arbeitslos geworden. Er hatte kein Geld mehr für die Boxenmiete. Das konnte man drehen und wenden, wie man wollte. Und den Tierarzt Dr. Teichmüller - er hatte den lahmenden Wallach lange behandelt - konnte Vater Zavelstein auch nicht ohne Ende bezahlen.
    »Du hast Deichgraf doch schon zweimal in Bargteheide besucht«, sagte Jule, um sich irgendwie zu rechtfertigen. »Und es ging ihm super.«
    Die Käuferin, Frau Decker, schien in Ordnung zu sein. Schon deshalb, weil sie Imke erlaubte ihren Deichgraf jederzeit zu besuchen. Vom Reiterhof Birkenhain war es nicht weit nach Bargteheide, aber leider erreichte man den neuen Stall ohne Auto nur schwer. Imke räusperte sich und putzte sich die Nase.
    »Hör auf«, sagte sie gereizt. »Die Wahrheit ist: Ich habe die Pechkarte gezogen und du hast nur Glück.«
    Imke ging zur ersten Außenbox, die zwischen der Reithalle und dem alten Bauernhaus lag, in dem die meisten Schulpferde untergebracht waren.
    Die große Box besaß eine niedrige Tür, über die man die Pferde gut beobachten konnte. Jules Liebling, die braune Stute Sally, und ihr winziges Fohlenmädchen »M2« standen hier. Die beiden blickten kurz hoch, ließen sich aber nicht stören.
    Jule hatte die Pferde vorhin von der Koppel geholt. Obwohl es schon Anfang Oktober war, durfte das Fohlen noch heraus, denn in diesem Jahr war es lange ungewöhnlich warm und sonnig. Jule lehnte sich neben Imke über die Boxentür.
    »Du
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