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Monster (German Edition)

Monster (German Edition)

Titel: Monster (German Edition)
Autoren: Benjamin Maack
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nicht selbst ausdenken. Das muss das Leben übernehmen. Macht es ja auch. Zum Beispiel das Mädchen, das eine Zahnspange hat und alle in der Schule hassen sie, also das Mädchen. Und eine Brille hat sie auch noch. Und dann bekommt sie auf einmal die Zahnspange raus, und die Eltern kaufen ihr Kontaktlinsen, und plötzlich finden alle sie gut. Das sind so Geschichten, da gibt es keinen Sinn. Das sind so Geschichten, die passieren einfach so mir nichts, dir nichts. Weil eben alles irgendwann passieren muss. Denk mal an die Milliarden Menschen. Und die machen was. Ständig. Alle. Den ganzen Tag. Irgendwas und noch was und noch was. Deshalb stehen die Chancen eben auch nicht schlecht, dass alles ständig passiert. Oder irgendwann zumindest. Auch die Sache mit diesem Typen. Ich weiß nicht mehr, wo ich das neulich gelesen habe. Der bekommt eine Million oder noch mehr oder weniger, wenn er den Reichen mit seiner Frau rummachen lässt. Da geht’s dann vorher natürlich hin und her. Aber so was lässt sich ja keiner einfallen. So was passiert eben einfach. Ständig passiert alles. Trotzdem denkt man ja manchmal, dass es niemand anderen gibt. Wenn man mal darüber nachdenkt, wird einem klar, dass es einem die meiste Zeit vorkommt, als würde man nur selbst was machen, was denken, das Ganze, und alle anderen wären nur Schatten. Als hätte sich einer alle nur ausgedacht. Eigentlich weiß man ja, also vom Kopf her zumindest weiß man ja, die gibt es eben alle. Hier. Im Dorf. In New York. In China, Indien, Afrika. Einfach überall. Gott! Allein diese ganzen Länder. Da könnte einem direkt schwindlig werden. So viele Leute. Was die machen, was in denen vorgeht. In jedem so viel wie in dir selbst. So viel Kram. Darüber denkt man besser nicht zu lange nach, oder? So eine Masse an Leuten sind ja wie die Geschichten. Die kann sich keiner ausdenken. Diese Geschichte zum Beispiel: Von dem Mann, der todkrank ist. Krebs. Wie ja die meisten Krebs haben oder kriegen. Erinnerst du dich eigentlich noch an Tschernobyl? Kommt einem so vor, als sei das schon Ewigkeiten her, als der ganze Dreck in die Luft ist. Also die Stoffe. Dreck war es ja nicht. Die Strahlung, unsichtbares Zeug. Wie ja Geschichten auch unsichtbar sind. Wie viele Menschen da auf lange Sicht gestorben sind. Aber ein paar Regenwürmer zum Beispiel haben über die Strahlung gelernt sich zu paaren, anstatt sich selbst zu befruchten. Auch cool irgendwie. Unsichtbare Strahlung. Unsichtbarkeit überhaupt. Aber dieser Mann hat eben den Krebs, oder war es was anderes? Und dann lernt er seinen Bettnachbarn kennen, der auch nicht mehr lange hat. Wie war das noch mal? Weil die beiden genau gleich lachen oder ihre Stimmen klingen genau gleich, glaube ich. Und am Anfang können die sich nicht leiden, aber dann doch und dann wieder nicht, und dann wird’s am Ende noch mal dramatisch. Mit Tränen und allem. Aber dazwischen gehen die beiden noch mal Fallschirmspringen. Und beim Fallen mit dem neu gewonnenen Freund überdenken die noch mal ihr ganzes Leben. Ich habe ganz vergessen, wo ich das gelesen habe. Macht ja aber jeder. Egal, ob todkrank oder normalsterblich. Wenn man aber ehrlich ist, kann das keiner, so ein ganzes Leben überdenken. Passiert ja viel zu viel, ist viel zu kompliziert so ein Leben. Kann alles passieren oder auch nichts. Oder es kommt einem nur vor wie nichts. Nur eins passiert nicht. Habe ich zumindest noch nicht erlebt. Ich habe noch nie erlebt, dass, wenn eine Serie heißt wie der Held, dass der abkratzt. Heißt eine Serie wie der Held, schafft der es immer. Klar kriegt der auch am meisten ab. Also leicht ist es nie, aber ist es ja auch so nie. Oder fast nie. Wobei es vielleicht ja auch öfter leicht ist, als man denkt. Findest du das nicht auch beruhigend? Etwas, auf das man vertrauen kann. Viele haben ihr Vertrauen ja längst verloren. Vielleicht ist es auch einfach egal, ob andere auf was vertrauen oder überhaupt was finden. Genauso egal, ob die sich was ausdenken. Müssen sie ja auch gar nicht. Das macht ja das Leben. Auf diese Geschichte würde ja wohl auch keiner von selbst kommen: Wo ein Mann jahrelang über die unterschiedlichen Meere fährt, in seinem Boot, und jagt einen einzigen Fisch. Der ist kein Wissenschaftler und fischt auch nicht nach einer ganzen Art, sondern nach einem einzelnen Fisch. Einfach so. Oder hat er den an der Angel und lässt einfach nicht mehr los? Ich hab’s vergessen. Ich habe auch vergessen, auf welchem Sender ich das gesehen
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