Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monster (German Edition)

Monster (German Edition)

Titel: Monster (German Edition)
Autoren: Benjamin Maack
Vom Netzwerk:
jemandem gesehen, der dein Vater ist.«
    »Willst du jetzt auch noch behaupten, ich lüge?«
    »Nein. Aber hier steht, dass dieser Mann schon seit 25 Jahren tot ist.«
    »Na und. Ich bin 32 und bin früh Halbwaise geworden«, sagt sie, löst sich von mir, schaut mich trotzig an.
    »Quatsch.«
    »Na, was glaubst du denn, wie alt ich bin.«
    »Weiß ich auch nicht.«
    Sie küsst mich. Ganz kurz nur. Schnappt mit ihrem Mund nach meiner Unterlippe. Er ist eiskalt, obwohl es eine schwüle Sommernacht ist.
    »Komm schon. Hier entlang«, sagt sie und lotst mich tiefer auf den Friedhof. Bevor ich etwas sagen kann, schlüpft sie durch ein Loch in der Hecke.
    Auf der anderen Seite liegt ein düsteres Rechteck, in dem sich der Mond spiegelt. Sie zieht ihren schwarzen Troyer aus, lässt die Shorts ihre Beine hinunterrutschen. Darunter ist wieder der Bikini. Sie läuft zum Beckenrand. »Ups«, ruft sie. Es macht ein kratzendes Geräusch am Beckenrand, als sie ausrutscht und ins Wasser fällt. Der Mondteller zerbricht in tausend Scherben. Ich renne zum Beckenrand, kann in der Dunkelheit aber nichts sehen. Zeit vergeht. Sie taucht nicht auf. Ich weiß nicht, was mich daran hindert, ihr hinterherzuspringen. Ich schaue einfach zu, wie der Mondteller sich Welle für Welle wieder zusammensetzt.
    Dann teilt sich das Wasser. »Miau«, prustet sie und schiebt einen Schwall in meine Richtung, »ich bin eine ertrinkende Katze. Du musst mich retten. Miau! Rette mich!«
    Lassie macht einen Satz ins Becken.
    »Komm auch rein«, sagt sie. »Na los!« Und Lassie scheint mich anzulächeln. Sie lächeln beide. Zwei lächelnde körperlose Köpfe auf dem dunklen Wasser.
    Der Rest von ihr macht unter der Oberfläche ein paar merkwürdige Bewegungen, dass ich kurz denke, sie hat einen Krampf. Dann wirft sie etwas zum Beckenrand. Es dauert ein bisschen, bis ich verstehe, dass es ein Teil ihres Bikinis ist.
    Ich drehe mich um und laufe weg.
    »Hey«, höre ich es noch rufen. Aber das könnte sonst wer sein.
    Ich lasse sie im Wasser zurück und krieche durch das Loch auf den Friedhof.
    Ich habe vergessen, wie ich zum Haus zurückkomme. Alle Straßen sehen gleich aus. Alle Hecken sehen gleich aus. Zweimal links, einmal rechts? Zweimal rechts, einmal links? Ich schaue in den Himmel, überlege ernsthaft, ob ich nicht nach den Sternen navigieren kann. Aber der Weg ist viel zu kurz, und ich weiß nichts von den Sternen. Als die Sonne aufgeht, finde ich endlich das Haus.
     
    »Hey, da bin ich wieder. Warum bist du gestern Abend so plötzlich abgehauen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du siehst nicht gerade glücklich aus. Was ist denn los mit dir?«
    »Ach, nichts.«
    »Dann komm her und küss mich.«
    Sie legt eine Hand in meinen Nacken und drückt meinen Mund auf ihren.
    »Was soll das?«
    »Ich weiß nicht. Ich find’s gut. Ich wollte es einfach mal ausprobieren, und mir gefällt’s.«
    »Aber ... warum lassen dich deine Eltern eigentlich noch so spät raus?«
    »Warum? Ich bin 19, habe grade mein Abitur mit 1,4 bestanden und kann tun und lassen, was ich will. Die Welt ist mein Spielplatz. Und ich will dich küssen. Außerdem habe ich ja einen Wachhund dabei. Nur für den Fall, dass du überlegst, mich im Keller als deine Sexsklavin wegzusperren.«
    Ich bekomme einen Halbsteifen. Und es ist mir egal, ob sie das merkt.
     
    Wir gehen nicht wieder schwimmen oder sonst irgendwohin. Sie kommt abends, wir sehen fern, wir knutschen. Dann geht sie wieder. Ich bleibe nachts wach und schlafe tagsüber. Ich schaue nicht mehr in den Garten. Ich öffne nicht, wenn es tagsüber an der Tür klingelt. Um das Haus kümmert sich Margarita. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so gut gefühlt habe. Wir reden nicht viel. Während wir uns küssen, lasse ich meine Hand unter ihren Pulli rutschen, und sie lässt es geschehen. Wenn wir auf dem Sofa aufeinander liegen, spürt sie die Erektion in meiner Hose. Aber es kümmert sie nicht. Diese Tage im Halbschlaf, diese Nächte auf dem Sofa sind ein ganz neues, fremdes Leben.
     
    »So, genug ferngesehen«, sagt sie, »komm mit.« Und als würde sie das Haus schon lange kennen, zieht sie mich ins Schlafzimmer mit dem großen Ehebett. Sie beginnt sich auszuziehen. Unter ihren Sachen trägt sie wieder den Bikini. Sie legt sich auf das Bett und sagt, ich soll herkommen. Ich komme her. Wir küssen. Sie zieht mir das T-Shirt aus. Ich sage ihr, dass wir das nicht machen können. Sie sagt, dass sie das aber so will, legt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher