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Monster (German Edition)

Monster (German Edition)

Titel: Monster (German Edition)
Autoren: Benjamin Maack
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Flecken auf dem Leder und dem Hochflorteppich. Er folgt mir die Treppe hinauf. Ins Badezimmer. Ich lasse Wasser in die Wanne einlaufen. Rote Spuren auf den Fliesen. Meine Hände hinterlassen rote Fingerabdrücke auf den Armaturen, auf dem Wannenrand. Ich ziehe meine Unterhose aus. Ich hebe den Hund in die Wanne. Dann steige ich selbst hinein. Ich nehme ein Stück Seife. Sie riecht nach Lavendel. Dann wasche ich den Hund. Dann wasche ich mich. Dann stehen wir sauber in der Wanne, sehen uns an, wissen beide nicht so recht, was als Nächstes kommt. Lassie macht Platz, setzt sich ins lauwarme Wasser und wartet ab, als wüsste ich, was jetzt zu tun ist. Ich steige heraus, nehme zwei Handtücher aus dem Schrank. In eines wickle ich den Hund, in das andere mich. Lassie, fällt mir auf, während ich sein langes Fell trockenrubble, sieht aus wie ein Collie, ist aber eigentlich viel zu klein für einen. So klein, denke ich, ist kein Collie. Dann gehen wir schlafen.
     
    2
    »Da bist du ja.«
    Ich bin davon hochgeschreckt, dass mir ein fremder Hund über das Gesicht geleckt hat.
    Ich habe dem Hund ein Schälchen Katzenfutter hingestellt.
    Ich habe ein totes Kätzchen vom Rasen gekratzt und es in eine kompostierbare Plastiktüte eingewickelt.
    »Ja, wo bist du denn gewesen, du kleiner Rumtreiber?«
    Ich habe mit einer Harke angetrocknete Katzenreste aus dem Rasen gekämmt.
    Ich habe Magensäure ins Beet erbrochen.
    Ich habe ein bisschen geweint.
    »Wen hast du denn da mitgebracht?«
    Noch bevor der erste Lichtstrahl in den Garten gefallen ist, habe ich eine tote Katze unter einem halbtoten Bäumchen beerdigt.
    »Ich heiße Benjamin. Ich komme aus dem Nachbarhaus.«
    Ich habe meine Kotze umgegraben.
    »Ich weiß. Du bist der Spanner, der mich durch die Hecke beobachtet hat«, sagt sie und lächelt.
    »Ich ...«
    »Schon okay, ich wollte nur sehen, wie du reagierst. Wo hast du Lassie gefunden?«
    »Er heißt wirklich Lassie?«
    »Was dagegen? Und: sie. Es ist eine Sie.«
    »Nein. Sie ... ist mir beim Joggen über den Weg gelaufen.«
    »Ah, cool. Danke fürs Zurückbringen.«
    »Gerne.«
    »Was machst du eigentlich nebenan? Bist du ein Verwandter oder was?« Sie beugt sich vor und wuschelt dem Hund durch das Fell.
    »Ja, ich bin ein Neffe. Ich passe auf das Haus auf, während die beiden als freiwillige Helfer bei einem Brunnenprojekt in Malawi mit anpacken.«
    »Echt? Hätte ich gar nicht gedacht, dass die so drauf sind.«
    »Doch, doch.«
    »Okay, dann bis dann, Benjamin. Warte«, sagt sie und kommt auf mich zu. »Du hast da was am Auge.« Sie leckt über ihren Daumen und wischt mir durchs Gesicht. »Guck«, sagt sie und hält mir ihren Daumen vors Gesicht. »Alles weg.«
    Auf dem Daumen ist ein roter Fleck.
    Ich fühle mich schrecklich müde und lege mich wieder schlafen. Im Bett ist ein Teppich aus Hundehaaren und ein wenig Laub.
     
    Du wichst.
    Du wichst auf der Toilette.
    Du wichst mit dem nackten Arsch auf dem kalten Leder des Sofas.
    Du wichst vor dem Computer.
    Du wichst in deinem Hundebett.
    Du wichst auf dem Ehebett.
    Du wichst, bis kaum noch was kommt.
    Bis deine Eier wehtun.
    Bis dein Ding wieder blutet.
    Bis es dunkel wird.
    Du wichst, bis es an der Tür klingelt.
     
    »Hi, ich habe ganz vergessen, dir zu sagen, wie ich heiße«, sagt sie und schlüpft an mir vorbei ins Haus, Lassie hinter ihr her. »Wow, ist ja noch größer als bei uns. Hätte ich nicht gedacht. Ich wollte schon immer mal wissen, wie es hier aussieht«, sagt sie und setzt sich auf das Sofa. Lassie legt sich auf den Teppich. Die Blutspuren, die der Hund letzte Nacht auf dem Leder hinterlassen hat, beachtet sie gar nicht. »Weißes Leder«, sagt sie, »was für eine bescheuerte Idee. Ist halt einfach nur irre schwer, so ein Ding sauber zu halten.« Sie öffnet den Rucksack und holt eine große Blechschüssel und eine Einkaufstüte heraus. Aus der Tüte schüttet sie eine gewaltige Menge Popcorn in die Schüssel, stellt sie auf den Couchtisch und lässt sich zufrieden in die Sofakissen fallen. »Popcorn«, sagt sie. »Hab ich selbst gemacht. Als Dankeschön, weil du meinen Hund gerettet hast. Jetzt machen wir einen Fernsehabend. Und behaupte nicht, dass du schon was vorhast. Ich weiß, dass das gelogen ist. Ich wäre früher gekommen. Aber ich kann im Moment nicht raus am Tag. Sonnenbrand«, sagt sie, zupft ein wenig Haut von ihrem Arm und steckt sie sich in den Mund. »Ich hab mein Leben fürs Erste auf nachts verlegt. Tagsüber hänge ich höchstens
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