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Monster (German Edition)

Monster (German Edition)

Titel: Monster (German Edition)
Autoren: Benjamin Maack
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Reißverschlusskanten. Ein rotblauer Stängel Fleisch in einem Reißverschlussmaul.
    Was rausschaut, klemmst du zwischen Daumen, Ring- und Mittelfinger.
    Du kannst dich gar nicht mehr daran erinnern, wie es vorher war. Bevor du das hier so sehr wolltest. Immer hast du Angst, dass jemand dich so sieht. Dass du ganz und gar hierzu wirst.
    Du betrachtest das Bild.
    Du betrachtest dein Ding.
    Die Frisur, die Stelle zwischen ihren Beinen.
    Ihr vom Computer verstümmeltes Geschlecht.
    Eigentlich kannst du rein gar nichts erkennen.
    Nicht die Prinzessin.
    Nicht die Scheide.
    Vielleicht ist es auch ein hautfarbenes Höschen.
    Und plötzlich denkst du an das Bikinidreieck des Nachbarmädchens.
    Das ist nicht recht.
    Das ist alles nicht recht.
    Das weißt du.
    Du kommst zum Computerschirm vorgebeugt. Unüberlegt. Das Zeug verschmiert das Polster des Bürostuhls, dein Schamhaar, dein T-Shirt, die Jeans. Du schaust auf das Bild der Frau im Wagen. Von einer Sekunde auf die andere sagt es dir nichts mehr. Es ekelt dich an.
    Du schließt das Browserfenster.
    Du willst Klopapier holen.
    Du öffnest die Tür.
    Diana sitzt davor. Sie huscht hinein.
    Wie ein Pinguin watschelst du zum Badezimmer, die Hose halb heruntergelassen.
    Du wischst dich mit Klopapier ab. Etwas davon bleibt an deinem Ding kleben. Und die kleinen Papierinseln auf deinem Fleisch färben sich rot von deinem Blut.
    Als du mit der Rolle ankommst, sitzt Diana auf dem Stuhl und leckt dein Sperma vom Sitzpolster. Sie schnurrt.
    Du schlägst die Katze.
    Du schlägst sie so, dass sie mit Menschengekreisch vom Sitz gefegt wird. So, dass sie nicht auf ihren Pfoten landet.
    Diana sieht dich an, als hätte sie gerade für immer aufgehört, dir zu vertrauen, und rennt aus dem Zimmer.
     
    Margaritas vorwurfsvoller Blick streift mich, während sie den Küchenboden um mich herum wischt. Ich stehe in Unterhose im Türrahmen und denke an die Cornflakes, die ich gerade essen wollte. Auf dem Cerankochfeld sind Krümel von Gartenerde, Margarita zupft kopfschüttelnd einen Grashalm von der Kühlschranktür.
    »Ich kann das selbst wegmachen«, sage ich mit vollem Mund.
    »Dios mio«, antwortet Margarita und lässt eine Salve von Silben auf mich los. »Si tú fueras mi hijo te daría un par de nalgadas. Qué haces aquí exáctamente durante todo el día? Pareces un chico bien, conciente de lo que haces. Deberías encontrarte con amigos. Siempre que vengo, andas por ahí. Esto no puede ser.«
    Ich verstehe kein Wort, also nicke ich.
    »Blablabla«, macht sie und winkt augenrollend ab. Dann beugt sie sich wieder über ihren Schrubber, nuschelt noch: »Pero el jardín es verdaderamente maravilloso.«
    Ich mache mir eine Schüssel Cornflakes und gehe auf die Veranda. Im Nachbargarten wird eine Schiebetür zugeschlagen.
    »Na komm, leg dich hierhin«, sagt die Stimme des Mädchens sanft. Ich schleiche mich an den Spalt in der Hecke und sehe, wie sie sich auf eine Liege fallen lässt. Am Fußende dreht sich ihr Hund einmal um die eigene Achse und rollt sich zusammen. Er ist ein Klischee von einem Collie, in den Lassiefarben Karamell und Cremeweiß. Irgendwie schön, zwei Körper zu betrachten, die so ruhig nebeneinanderliegen, denke ich und stelle mir im nächsten Moment vor, wie der Bauch des Mädchens in der Sonne riecht. Ich darf solche Sachen nicht denken. Sie ist höchstens 15. Benimm dich nicht wie ein Kinderschänder. Ich kann nicht aufhören, sie anzuschauen. Da taucht Diana zwischen meinen Füßen auf. Mit dem Selbstverständnis, mit dem ein Theaterschauspieler durch den Vorhang auf die Bühne schlüpft, huscht sie durch die Hecke und steht in dem fremden Garten. Ein herausforderndes Miauen erledigt den Rest. Das Mädchen setzt sich auf, sieht erst die Katze an und dann mich. Dann sieht Lassie Diana. Der Hund springt auf und rennt kläffend auf sie zu. Die Zähne gefletscht, als hätte er Tollwut. Ein Hund, der den Verstand verloren hat. Ich will Diana packen und auf meinen Arm retten. Aber als ich versuche, sie zu greifen, kratzt sie mich und ist schon weg, während ich durch die Hecke auf den Nachbarrasen stolpere, wobei ich den schmalen Spalt zu einem fransigen Loch voller abgebrochener Äste aufreiße. Die Katze ist weg, der Hund hinterher.
    »Bei Fuß«, ruft sie. Lassie kommt tatsächlich zu ihr und nimmt schnaufend zu ihren Füßen Platz. Aber Diana ist weg.
    Unsere Blicke treffen sich noch einmal, und sie hält schützend die Hände vor ihr Bikinioberteil.
    »Diana«, rufe
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