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Monster (German Edition)

Monster (German Edition)

Titel: Monster (German Edition)
Autoren: Benjamin Maack
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klappt. Ich höre leise Musik. Ich lege den Schlauch ins Gras und gehe vorsichtig zur Hecke. Durch einen Spalt zwischen zwei Gewächsen kann ich das Mädchen sehen. Sie trägt denselben Bikini wie am Tag zuvor. Ihre Haut ist immer noch rot verbrannt. Aber jetzt ist ihr Körper voller Hautfetzen, die sich in großen Stücken abpellen. Das Mädchen zieht eine Liege in den Schatten, legt sich drauf und beginnt auf einem Handy herumzutippen. Die Musik kommt aus den Kopfhörern in ihren Ohren.
    Sie sieht sehr jung aus. Vielleicht 13, höchstens 15. Ihre Beine sind lang und dünn, ihre Taille schmal, die Hüften kaum breiter. Ein Vogelmenschenkörper. Spitze Schulterblätter, kantige Beckenknochen und knubbelige Knie. Doch unter ihrem Bikinioberteil wölben sich zwei straff aussehende Brüste. Ich spüre, wie sich mein Ding in der Hose bewegt. Ich muss mich um den Baum kümmern. Ich muss das Bäumchen retten.
     
    Die Wände in dem Büro sind voller Bücher. Fast alle Buchrücken sind schwarz, anthrazit, erdfarben. Der schwarze Metallkasten unter dem antiken Schreibtisch wirkt wie eine fremde Lebensform. Eine laminierte Bedienungsanleitung liegt auf ihm. Ich drücke den Powerknopf in der Mitte der dunklen Front, und der Lüfter nimmt einen asthmatischen Atemzug.
    Ich tippe »Bäumchen« und »Krankheit« in die Suchmaschine, überlege es mir dann anders. Mache aus »Bäumchen« ein »Baum«. Der erste Eintrag ist ein Artikel über einen Baummann. Einen 33-jährigen Indonesier, dessen Hände und Füße sich aufgrund einer einzigartigen Hautkrankheit in borkige Klumpen verwandelt haben.
    Ich muss die Suche einschränken. Ich stelle mir einen Baumliebhaber vor, der gerade den Stolz seines Schrebergartens verliert und verzweifelt in einem Forum um Expertenrat bittet. Ich gebe »seltener Baum«, »welke Blätter« und »Sommer« ein und stoße auf einen Artikel, in dem ich einen Stamm mit großen Löchern sehe. Sie sind von dem asiatischen Laubholzbockkäfer, der per Gemüsefrachter nach Europa eingeschifft wurde, hier keine natürlichen Feinde hat und jetzt langsam, aber sicher die unvorbereitete heimische Flora erledigt. Ich öffne ein zweites Browserfenster und suche ein Bild von dem Käfer. Er sieht aus wie jeder andere.
    Ich tippe »tropische Pflanzen« und »heimischer Garten« in das Suchfeld und bekomme drei nutzlose Treffer. Die Suchmaschine empfiehlt mir, bei meinen durchdachten Wendungen die Anführungszeichen wegzulassen, und auf einmal habe ich mehr als zwanzigtausend Treffer.
    Diana schiebt sich durch den Türspalt, springt gelassen auf den Schreibtisch, marschiert einmal quer über die Tastatur, als sei sie ein Katzenlaufsteg, wobei sie »y    »Na«, sage ich zu ihr, »wollen wir mal schauen, was das Internet über dich weiß?«
    Ich zeige ihr Bilder von anderen Norwegischen Waldkatzen, die sie kaltlassen, und tippe schließlich ihren Namen in ein Onlinelexikon.
    Der Computer spuckt eine ganze Reihe von Bedeutungen aus: römische Jagdgöttin, Asteroid, Mondkrater, eine unterirdische Waffenfabrik im Zweiten Weltkrieg, Musical, Fotokamera, Luftgewehrhersteller, italienischer Fußballer, spanischer Dramatiker, ein Forschungsprojekt der US-Armee, ein hessisches Verkehrsinformationssystem, vier Städte in den USA und ein Ortsteil einer Gemeinde in Unterfranken.
    Ich gebe den Namen bei einer Bildersuchmaschine ein und bekomme seitenweise die gleiche Aufnahme. Das Wrack einer Limousine. Bis ich auf ein Foto stoße, auf dem eine Prinzessin ohne Höschen unter dem Rock aus einem Auto aussteigt. Die Prinzessin ist in dem verunglückten Wagen in einem Pariser Tunnel gestorben. Vermutlich ist sie das auf dem Foto nicht einmal. Das Bild ist unscharf, sie hat ihren Kopf gesenkt. Man sieht kein Gesicht, nur eine Frisur. Ich bekomme einen Steifen. Die Diana auf meinem Schoß verlagert ihr Gewicht, um sich mit meiner Erektion zu arrangieren. Ich verscheuche die Katze aus der Bibliothek und schließe die Tür.
     
    Du betrachtest das Ding. Wie es wächst. Und da ist wieder diese leise Angst, dass etwas Schlimmes passiert. Dass du dich weiter verwandeln könntest.
    Du bist der Baummensch.
    Es reckt sich dir entgegen. Zwischen den scharfen
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