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Frauenheld: Frauenheld

Titel: Frauenheld: Frauenheld
Autoren: Lutz Schebesta
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    I ch kann nicht mehr mit ihr zusammen sein. Nichts von dem, was ich von einer Beziehung erwarte, erfüllt sie. Gar nichts! Wir haben nur Sex, wenn sie es will. Sie schnarcht. Sie ist egoistisch. Gemeinsamkeiten Fehlanzeige. Wo bleibe ich? Streichelt sie mich vielleicht mal in den Schlaf? Nein. Wieso auch, das wollen Männer ja angeblich nicht. Ich schon! Bin ich deshalb etwa kein Mann? Wer hat denn überhaupt diese Regeln aufgestellt?
    Aber egal. Julia war sieben Monate Zeitverschwendung. Sie ist es einfach nicht. Warum begreife ich so etwas immer erst so spät? Warum kann ich nicht wie jeder andere Mann einfach Schluss machen – und es später nicht bereuen? Julia ist bei weitem nicht meine erste Freundin. Aber entweder verliebe ich mich nicht richtig, oder die Frau meiner Wahl stellt plötzlich fest, dass ich doch nicht ihr Typ bin. Basti, lenk nicht ab! Du bist schließlich nicht mehr 18, sondern 32. Du musst es ihr sagen, und zwar gleich. Jeder Tag und jede Nacht mit ihr bringen dich einer Depression näher. Sei ein Mann!
    »Bastian … Basti, bringst du mir ’nen Kaffee mit ins Bett?«
    Ihre Stimme ist eigentlich echt süß. Aber kann sie mich nicht einmal auf dem Klo in Ruhe lassen? Jeder hat doch ein Recht auf Einsamkeit.
    Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als das doch gar nicht so stille Örtchen zu verlassen und meiner Prinzessin ihren Kaffee zu servieren. Hm, vielleicht kriege ich ja eine Belohnung und wir haben mal wieder Sex? Vorgestern Abend war sie zu müde. Letzte Nacht hat sie sich demonstrativ weggedreht. Aber ich bin auch nur ein Mann. Ab und zu darf man doch wohl einfach geil sein und Lust auf eine simple Befriedigung haben, oder etwa nicht?
    »Und nehm die Zigaretten mit«, nörgelt es aus dem Schlafzimmer. Dabei weiß sie doch, wie sehr ich das Qualmen im Schlafzimmer hasse. Ich bin ebenfalls Raucher, aber es muss auch rauchfreie Zonen geben. Sie denkt nur an sich: beim Sex, beim Rauchen, beim Schlafen … Diese Liste könnte man endlos fortsetzen. Basti, trenn dich! Sofort! Aber dann bin ich wieder alleine. Und Weihnachten steht vor der Tür. So schnell findet man ja auch nicht die Nächste, die einen interessiert.
    Und wenn ich mit Julia doch zusammenbleibe und gleichzeitig die Augen offen halte? Eigentlich eine gute Idee, aber ich fürchte, ich bin dafür zu bequem. Solange ich nicht Single bin, werde ich keine Neue kennenlernen.
    Ab und zu verstehe ich mich ja mit Julia noch ganz gut. Und ab und zu hat auch sie mal Lust auf Sex. Aber ob ihr der mit mir überhaupt gefällt? Sonst würde sie doch sicher öfter wollen … Na, soll sie doch mit mir sprechen, wenn ich irgendetwas falsch mache! Ich hab ihr meine Wünsche doch auch gesagt. Was aber wiederum nicht heißt, dass sie mir die erfüllt. Drei Mal hat sie mir einen geblasen! Drei Mal in sieben Monaten! Hallo? Das ist doch nicht normal. Ich steh einfach drauf, aber sie meint, ich wäre nur auf das Machtgefühl aus. Es ist einfach unglaublich. Dabei ist sie es doch, die in diesem Moment die völlige Macht über mich hat!
    »Jule! Heute mit Zucker oder ohne?«, rufe ich lieblos, während der Kaffee durchläuft.
    »Kein Zucker, ich bin zu dick«, grummelte es aus dem Schlafzimmer.
    Recht hat sie. Aber wehe, man sagt was! Eine Konfektionsgröße 36 sieht wirklich anders aus. Dabei liegt es überhaupt nicht an dem einen Stück Zucker, warum Julia unzufrieden ist. Es sind die Fressattacken zwischendurch. Ihre angebliche Mitgliedschaft im Fitnessstudio allein löst das Problem auf jeden Fall nicht. Ich bin auch nicht gerade perfekt, aber ich jammere wenigstens nicht täglich.
    Als ich Julia kennengelernt habe, war sie ein echter Schuss. Mit ihren langen, braunen Haaren und der unverwechselbaren Stubsnase ein richtiger Hingucker. Außerdem weiß Julia, wie man sich anzieht. Nicht prollig und billig. Schöne, aufeinander abgestimmte Kleidung. Eine Frau, auf die ich als Mann stolz sein kann.
    Ich bin mit Zeus, meinem Labrador, durch den Park spazieren gegangen, und sie fragte mich nach dem Weg zum Gloria Theater. Dabei lächelte sie mich so süß an, dass ich einfach nicht anders konnte, als ihr den Weg persönlich zu zeigen. Entweder war sie zu spät dran, oder ich hatte nicht die kürzeste Strecke gewählt, aber die Vorstellung lief bereits. Vielleicht deshalb oder als Dankeschön fürs Hinbringen hat sie mich dann zum Kaffee eingeladen. Aus dem Kaffee wurde ein Kölsch, und aus dem Kölsch wunderbare acht Stunden der lockeren und
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