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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter
Autoren: Jack McDevitt
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Mabry, Einsatzleitung, 4 Uhr 39, siebzehn Minuten bis zum Einschlag.
     
    Feinberg schaltete den Rundspruchkanal ein. »Alle auf Handsteuerung gehen«, sagte er.
    Der Possum rotierte weiter um die eigene Achse, und zwar einmal alle dreiundfünfzig Minuten und elf Sekunden. Die Strategie erforderte jetzt, daß die Ebene nach unten wies, sobald er auf die Ionosphäre traf. Wie die Dinge in diesem Augenblick lagen, würde das jedoch leider nicht geschehen. In elf Minuten war die Ebene in perfekter Position, aber danach drehte sie sich wieder weg. Feinberg mußte zweierlei erreichen: Den Possum beschleunigen, damit er so schnell wie möglich die Ausläufer der Atmosphäre erreichte, und seine Rotation abbremsen.
    »An alle«, sagte er. »Jetzt auf vollen Schub gehen und ihn beibehalten. Alle Fahrzeuge justieren die Fluglagedüsen an Backbord senkrecht zur Rotationsachse und zünden sie.« Damit würden sie sehr wenig erreichen, wohl aber einen Rotationswiderstand erzeugen, und er nahm jetzt alles, was er kriegen konnte.
    Er hatte sich noch mehr überlegt, was er probieren konnte: Den Schub ausbalancieren zwischen den drei Fahrzeugen einerseits, die direkt parallel zur Achse lagen – die Lowell, Moskau und Arlington –, und den übrigen andererseits, die in versetzten Winkeln plaziert waren. Die Zeit reichte jedoch einfach nicht für komplizierte Manöver.
    Carpenter las seine Gedanken und warf einen Blick auf die Treibstoffanzeigen. Er schüttelte den Kopf. »Es wird nicht reichen«, sagte er. »Kommt es darauf an, ob wir den Treibstoff jetzt oder später verbrennen?«
    »Jetzt«, sagte Feinberg. »Die Sache einfach halten.« Die Ebene des Possums glitt hinunter zu den blauen Meeren und den fernen, schimmernden Wolken. Aber sie drehte sich dabei weiter.
    »Wir müssen sie abbremsen«, sagte Carpenter.
    Feinberg prüfte die Zahlen und Bilder auf den Monitoren, entdeckte nichts, blickte zum Fenster hinaus, sah die Lichter der Talley, sah den Einsamen Kamm ins Blickfeld kommen. »Möglicherweise können wir doch etwas tun.«
    Die Mabry, die Kordeshew und die Talley waren ausschließlich für den Verkehr zwischen L1 und Skyport gebaut. Sie landeten nie auf einer planetaren Oberfläche, und sie brauchten damit auch nie vom Grund eines Gravitationsschachtes emporzusteigen. Deshalb erzeugten sie auch keinen Schub, der mit dem einer einstufigen Raumfähre oder der Lowell vergleichbar gewesen wäre. Trotzdem produzierten sie ansehnlich Energie.
    »Genug, um die Rotation zu verlangsamen?« fragte Carpenter, der die Idee sofort begriff.
    »Wir müssen nur ein paar Minuten herausholen«, antwortete Feinberg. »Probieren wir es aus.«
    Er öffnete die Kanäle zu den Piloten der drei Stationsfähren. Er erklärte ihnen, was er zu erreichen hoffte. »Die Stationsfähren beziehen Positionen entlang des Einsamen Kamms, die Kordeshew links von uns, die Talley rechts. Suchen Sie sich gute Stellen, aber halten Sie Distanz zueinander; versuchen Sie, fünfhundert Meter Abstand zwischen die Schiffe zu legen. Setzen Sie das schnellstens um! Drehen Sie den Bug hinein. Gehen Sie auf vollen Schub, sobald ich das Signal gebe.«
    Jay Bannister, Pilot der Kordeshew, bestätigte erst und erklärte ihm dann, die Idee wäre verrückt. »Wir verbrauchen dabei zuviel Treibstoff«, sagte er. »Keiner von uns kommt mehr nach Hause. Ich habe vier Passagiere an Bord.«
    »Sie müssen eben das gleiche Risiko eingehen wie wir anderen auch, Jay«, versetzte Carpenter. »Wenn wir dieses Ding nicht wegschieben können, gibt es für keinen von uns mehr ein Zuhause.«
    Und von Rita, auf dem eigenen Schiff, bekamen sie zu hören: »Ich bin nicht sicher, ob der Rumpf dieser Belastung standhält.«
    Der große Nachteil bestand darin, daß die Stationsfähren, wie die Busse auch, über keine Schubregelung verfügten. Der Schub war entweder ein- oder ausgeschaltet. So mußten die Piloten, die Fahrzeuge mit Hilfe der Feinsteuerdüsen sachte an den Kamm heranlenken. »Kuscheln Sie sich so gut dran, wie Sie können«, empfahl ihnen Carpenter. »Suchen Sie sich jeder ein so flaches Stück Wand, wie sie es nur finden.«
    Der Possum beschleunigte.
    Eine Lampe ging an, und der Funker deutete darauf. »Der Präsident, Sir«, sagte er zu Carpenter.
    Feinberg seufzte.
    Carpenter hörte der Stimme im Kopfhörer zu und nickte. »Soweit alles okay, Sir«, sagte er. »Ich sage Ihnen Bescheid.«
    Sie blickten jetzt durchs Fenster auf das Hinterland und sanken auf die Oberfläche
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