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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter
Autoren: Jack McDevitt
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hilflos im Mikrobus gesessen hatte, und verfolgte, wie die Dinge ihren Lauf nahmen. Er hielt eine Direktverbindung mit der Einsatzleitung aufrecht, aber er wünschte sich jetzt, er hätte Feinbergs Vorschlag – oder war es Carpenters Vorschlag gewesen? – angenommen, die Ereignisse von der Mabry aus zu überwachen.
    Er hatte sich vom Flugdeck zurückgezogen und seinen Platz Saber überlassen – fast so, als wollte er gar nicht mehr zusehen, wohl wissend, daß er sowieso nicht helfen konnte.
    Nur noch Keith Morley leistete ihm Gesellschaft. Morley redete ins Mikrophon und blickte auf, als Charlie eintrat. Mit einer Handbewegung bat er um Erlaubnis, dem Präsidenten ein paar Fragen vor der Kamera zu stellen. Aber Charlie lehnte mit einem Kopfschütteln ab und plumpste auf einen Sitz.
    Vorn trafen weiter die Anrufe für ihn ein. Rachel hatte inzwischen eine Warteliste mit mehreren hundert Einträgen. Ein paar Gespräche hatte er angenommen. Vor zwanzig Minuten, als die Dinge sich allmählich in die falsche Richtung entwickelten, auch einen Anruf des Papstes. Würden sie Erfolg haben? fragte der Pontifex. Und Charlie antwortete nicht ganz diplomatisch, das wüßten die Götter, und falls der Papst irgendeinen Einfluß hätte, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, ihn zu nutzen.
    Charlies Funktelefon läutete. Es war der Ton der Mabry. »Haskell«, sagte er. Sein Herz klopfte.
    Carpenters Stimme meldete sich. »Auf zwei Raumfähren sind die Tanks leer. Aber wir haben eine Chance. Wir haben den Brocken ein wenig abgebremst. Feinberg ist ein Genie.«
    »Yeah«, sagte Charlie. »Er ist ziemlich gut.« Aber Gott sei für die Frau im Orbitallabor gedankt. Und für Evelyn. (Und, obwohl er das nicht wußte, für Kaplan Pinnacle.)
     
     
Talley, Flugdeck, 4 Uhr 50, sechs Minuten bis zum Einschlag.
     
    ›Falke‹ Adams hatte das heikle Gleichgewicht zwischen dem Bug der Stationsfähre und der zerklüfteten Felswand aufrechterhalten können. Es kam darauf an, die Klippe in einem Winkel von präzise neunzig Grad zur Zentralachse des Schiffes zu halten. Sollte sich dieser Winkel auch nur leicht verändern, würde das Triebwerk der Talley die Stationsfähre demolieren, ihr das Rückgrat brechen, dabei die Achtersektion durch die vorderen Kabinen drücken und das Flugdeck mitsamt den Menschen darauf zermalmen.
    Dieses Szenario ging Adams zu keinem Zeitpunkt aus dem Kopf.
    Tatsächlich hielt er das Schiff schon länger in der richtigen Position, als er es für möglich gehalten hätte. Aber irgend etwas – ein Schluckauf in den Treibstoffleitungen, ein Computerimpuls, eine Unaufmerksamkeit, irgendwas – kippte für einen Augenblick den Energiestrom. Das Ende kam so schnell, daß ›Falke‹ gar nichts mehr von einem Problem bemerkte.
     
     
Antonia Mabry, Einsatzleitung, 4 Uhr 51, fünf Minuten bis zum Einschlag.
     
    »Wir haben die Talley verloren.«
    Feinberg nickte.
    Carpenter blickte auf die Displays. »Was denken Sie?«
    »Noch zu früh.«
     
     
Percival Lowell, Flugdeck, 4 Uhr 52, vier Minuten bis zum Einschlag.
     
    Die Kühlanlage im D-Anzug war angesprungen, und kühle Luft badete Sabers Gesicht. »Wird warm«, sagte sie.
    Rachel nickte. »Wird noch wärmer werden.« Sie waren jetzt in die Ionosphäre eingetreten. Das Schiff war nicht für atmosphärische Flüge konstruiert. Es würde sich sehr schnell erhitzen.
    Lichtstreifen von elektrisch geladenen Sonnenteilchen regneten auf die Felslandschaft der Umgebung herunter. Der Himmel nahm eine rosa Tönung an, und die Sterne waren ausgegangen.
    Von den Einstufen-Raumfähren lieferte nur noch die Arlington Schub. Dazu kam natürlich die Lowell.
    »Halt dich fest«, sagte Rachel und schaltete die Bordsprechanlage ein. »Sorgen Sie für festen Halt, Gentlemen. Es wird jetzt holprig.«
     
     
Einstufen-Raumfähre Arlington, Flugdeck, 4 Uhr 53, drei Minuten bis zum Einschlag
     
    Der letzte Rest Treibstoff schwand dahin, und die Triebwerke schalteten sich aus.
    »Das war’s«, sagte George. Etwas schrecklich Endgültiges lag in der Stille, die sie jetzt einhüllte. Sie waren regelrecht an den Felsen gebunden und vermutlich Richtung Florida unterwegs.
    Ein niedriger Höhenzug an Steuerbord explodierte. Die Bruchstücke flogen nach hinten weg und verschwanden außer Sicht.
    »Die Atmosphäre«, sagte George. Jetzt wurde es eng.
     
     
Antonia Mabry, Einsatzleitung, 4 Uhr 54
     
    Feinberg sah den Zahlen zu, die auf seinem Display liefen. Er war benommen und konnte nichts mehr
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