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Das Kind, das deinen Namen traegt

Das Kind, das deinen Namen traegt

Titel: Das Kind, das deinen Namen traegt
Autoren: Michelle Reid
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1.KAPITEL
    Verstohlen betrachtete Claudia den Mann, der erst vor kurzem aus ihrem Bett gestiegen war und nun, nur ein Handtuch um die schmalen Hüften, zurück ins Schlafzimmer kam. Er hatte geduscht und rubbelte sich gedankenverloren mit einem zweiten Handtuch das Haar trocken.
    "Los, Claudia, steh endlich auf." sagte Michael verschlafen und mürrisch und warf ihr dabei einen flüchtigen Blick zu. "Es ist schon spät genug."
    Sie gähnte, streckte sich träge, stützte sich auf einen Ellbogen und schüttelte sich die blauschwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Dann sah sie ihm wieder dabei zu, wie er im Zimmer hin und her ging und seine verstreuten Kleidungsstücke zusammensuchte.
    Michael war ein Adonis, sonnengebräunt und muskulös, mit flinken und geschmeidigen Bewegungen. Und er war ein Senkrechtstarter. Seine erfolgreiche Computer Electronics Company schickte ihn um den ganzen Erdball, wo er Geschäfte abwickelte. Er war vierunddreißig und ha tte einen superscharfen Verstand. Das alles und sein gutes Aussehen machten ihn zu einem Mann, der sich ebenso erfolgreich vergnügte, wie er es verstand, ein Vermögen zu verdienen.
    Aber er war nicht der Typ Mann, den eine Frau mit einem goldenen Ring an sich binden konnte.
    "Claudia...!" Dieses mal klang seine Stimme schon ungeduldiger.
    "Heute kann ich es mir erlauben, ein bisschen länger liegenzubleiben", entgegnete sie ruhig und wartete gelassen auf Michaels Reaktion. "Mein Chef hat mir den Vormittag freigegeben, weil ich neulich so viele Überstunden gemacht habe."
    Michael entging die Ironie ihres kleinen Seitenhiebs, aber das überraschte Claudia nicht. Im Augenblick hatte er nur eines im Sinn - so bald wie möglich ins Büro zu kommen. Die Nacht war vorüber, und nichts an ihr erinnerte mehr an den leidenschaftlichen Liebhaber, den sie nachts in den Armen gehalten hatte.
    Er schwieg, während er Hemd und Hose anzog, erst dann sah er Claudia an. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dir freigegeben zu haben. Jedenfalls nicht für heute morgen ... Verflixt", murrte er ärgerlich und ließ den Blick suchend über den Boden gleiten. "Warum kannst du mir nicht sagen, dass ich meine Kleider an einen Platz legen soll, wenn ich über Nacht bei dir bleibe?"
    "Ich bin nicht dein Kindermädchen, Michael."
    Claudia sah eine seiner grauen Socken aus dem zerwühlten Bettzeug herausragen, zog sie hervor und reichte sie ihm schweigend. Er setzte sich auf den Bettrand, um den Strumpf anzuziehen. Da senkte sich die Matratze unter seinem Gewicht, und Claudia rutschte unwillkürlich an ihn heran.
    "Du kannst unmöglich freimachen", griff Michael das Thema wieder auf. Er fand die andere Socke - und zufällig auch seine Krawatte. Claudia strich ihm sanft über den Rücken und merkte, wie er bei der Berührung erschauerte. Doch dann schüttelte er ihre Hand ab und zog seine Schuhe an.
    "Wir müssen noch den Stanwell-Vertrag durchgehen, bevor ich mich mit den Leuten zum Mittagessen treffe. Komm, sei ein liebes Mädchen. Steh jetzt auf und mach dich fertig. Du solltest rechtzeitig im Büro sein, weil ich vorher noch in meine Wohnung muss, um mich umzuziehen."
    Claudia ließ den Kopf auf das Kissen zurücksinken und sah zu, wie Michael aufstand, sein Hemd zuknöpfte und sich die Krawatte band.
    "Ich meine es ernst, Michael. Heute morgen komme ich nicht. Das habe ich dir letzte Woche schon angekündigt..." Eine glatte Lüge war das, aber Michael würde sich ohnehin nicht mehr daran erinnern. Im Büro hörte er kaum zu, wenn sie ihm etwas Privates erzählte...
    "Ich bin mit einem alten Schulfreund verabredet - den kann ich nicht einfach versetzen."
    Während Michael sich vor Claudias Toilettentisch das Haar kämmte, überlegte er, ob er sie nun zwingen sollte, doch im Büro zu erscheinen.
    "Wann kann ich dann mit dir rechnen?" fragte er schließlich, entschlossen, nicht mit ihr über diese Sache zu streiten, denn es war schon spät und seine Zeit kostbar.
    "Hhmm, vielleicht um eins."
    "Dann bis eins - ach nein, da werde ich ja gar nicht im Büro sein", fiel ihm plötzlich ein, während er seine Jacke anzog und auf die Schlafzimmertür zuging. "Ich bin bis zwei Uhr außer Haus. Dann muss ich Mandy bitten, für dich einzuspringen", sagte er mehr zu sich selbst, in Gedanken schon bei der Arbeit.
    "Mandy weiß schon Bescheid", entgegnete Claudia trocken. Eigentlich hätte Michael wissen müssen, dass sie eine pflichtbewusste Sekretärin war.
    "Michael...?" Sie rief ihn zurück in einem
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