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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter
Autoren: Jack McDevitt
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Stimme von Oberst Quinn meldete sich. »Hier Lowell.«
    »Lowell, hier ist das Orbitallabor. Ich möchte mit dem Präsidenten sprechen.«
    »Stellen Sie sich hinten an«, sagte Quinn.
    »Oberst, es ist dringend!«
    »Zur Zeit ist alles dringend. Ich lege Sie auf die Warteschleife.«
    »Ich muß …« Und die Leitung war schon tot.
    Andrea ballte die kleinen Fäuste. »Wir haben keine Zeit für so was! Ich kenne vielleicht jemanden, der zu ihm durchdringt.« Sie beugte sich über das Mikrophon und drückte eine Taste. »Kordeshew, hier ist das Orbitallabor. Ich muß mit Kaplan Pinnacle sprechen. Sofort, bitte.«
     
     
Percival Lowell, Flugdeck, 4 Uhr 34
     
    Charlie sprach gerade mit Al Kerr, der kurz davor stand, in Panik zu geraten. Und Charlie wußte nicht, was er ihm sagen sollte.
    Rachel blickte ihn an und tippte an ihren Kopfhörer. Noch ein Anruf. Er hatte ihr gesagt, daß er niemanden zu sprechen wünschte außer Carpenter und Feinberg. »Warten Sie kurz, Al«, sagte er. Dann blickte er verärgert zu Rachel hinüber. »Wer ist es?«
    »Dr. Hampton möchte Sie sprechen.«
    Mein Gott! »Vertrösten Sie sie auf später.«
    »Sie sagt, es wäre dringend. Meint, Sie müßten mit ihr reden.«
    Charlie nickte. »Schalten Sie sie durch.«
     
     
Antonia Mabry, Einsatzleitung, 4 Uhr 37, neunzehn Minuten bis zum Einschlag.
     
    »Ja«, räumte Feinberg ein. »Es ist möglich. Aber es ist eine entfernte Möglichkeit. Gott weiß, was …«
    »Tun Sie es.«
    »Herr Präsident …«
    »Tun Sie es, gottverdammt!«
    »Wir sind nicht darauf vorbereitet. Wir müssen die Zündsequenz schätzen. Falls wir dabei einen Fehler machen, was wir wahrscheinlich tun werden, verlieren wir vielleicht die gesamte Bevölkerung des Planeten. Möchten Sie wirklich dafür die Verantwortung übernehmen?«
    Bilder blitzten in Charlies entsetzter Psyche auf: Schweißnasse Sklaven, die Steinblöcke durch die ägyptische Wüste zerrten; Menschen, die Religionen erfanden, um einem von Krankheit geplagten, gewalttätigen, ziellosen Leben Sinn zu geben, und die dann von diesen Religionen unterjocht wurden; Frauen, die ohne großes Glück versuchten, ihre Jäger-Ehemänner zu zivilisieren; eine Welt, die sich mühte, die Herrschenden an die Kandare zu nehmen. All die Schlachten, die Seuchen, das Steigen und Sinken der Flüsse, die Inquisitionen, die Nutzlosigkeit … Millionen einzelne Menschen hatten Opfer gebracht und dabei meist nie geahnt, in welche Richtung sich ihre Lebensform entwickeln würde. Jetzt endlich trugen die gemeinsamen Anstrengungen Früchte. Jetzt hinzunehmen, daß dieser Felsbrocken abstürzte, bedeutete, sich das wieder entreißen zu lassen, alle Welt in die Höhlen zurückzuschicken, die ganzen Kämpfe gegen Krieg und Krankheit und Aberglauben neu auszutragen, alles zu wiederholen.
    »Ich verstehe«, sagte Haskell. »Ich trage die Verantwortung.«
     
     
Einstufen-Raumfähre Arlington, Passagierkabine, 4 Uhr 38, achtzehn Minuten bis zum Einschlag.
     
    George Culver öffnete die Luke zur Luftschleuse, und Mary trat ein. Sie wirkte müde und verängstigt. Auf dem Bildschirm sahen sie die Christopher Talley, die unterwegs war, um sie abzuholen. Curt lehnte den Helm ans Schott; es widerstrebte ihm, die Raumfähre zu verlassen. George legte ihm eine Hand auf die Schulter und steuerte ihn sachte zur Luftschleuse.
    »Seht mal«, sagte Mary. Ihre Augen hingen am Monitor. Die Talley entfernte sich wieder.
    »Sie passen ihre Fluglage an«, meinte George.
    Curt schüttelte den Kopf. »Nein, das denke ich nicht.«
    »Talley«, sagte George. »Wir sind zum Aufbruch bereit.«
    »Verstanden, Arlington, aber der Plan ist geändert worden.«
    Eine andere Stimme, ruhig, eindringlich, die Stimme des Präsidenten, meldete sich im Rundspruchkanal: »Meine Damen und Herren«, sagte der Präsident, »hier ist Charles Haskell. Ich brauche Ihre Hilfe. Sie haben gesehen, wie groß dieses Ding ist, kennen seine Geschwindigkeit, wissen, was passiert, wenn es abstürzt.« Er brach ab, und sie hörten ihn atmen. »Wir haben immer noch eine Chance, den Possum aufzuhalten. Aber sie erfordert, daß wir alle noch etwas länger hier draußen bleiben. Es tut mir leid, Sie dazu aufzufordern, aber ich habe keine Wahl. Wir haben keine Wahl. Alles, worum wir uns je gesorgt haben, jeder, den wir je geliebt haben, ist einer furchtbaren Gefahr ausgesetzt. Und es ist einfach niemand sonst da, der hinzutreten und tun könnte, was getan werden muß.«
     
     
Antonia
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