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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman
Autoren: Lara Morgan
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Prolog
    D ie Nacht hatte sich über die uralte Stadt gesenkt, und mit ihr war der Regen gekommen, der wie Nebel über die Mauern wallte. Der Mond war hinter Wolken verborgen; die Flammen der Straßenlaternen flackerten und waberten in der Nässe und warfen ein schwaches, orangefarbenes Licht.
    Azoth schritt durch die regennassen Straßen. Ein Alhanti folgte ihm auf den Fersen.
    »Sorg dafür, dass einige Sklaven morgen daran zu arbeiten beginnen.« Er wies auf die Ruine eines ausgedehnten Gebäudes zu seiner Linken. Es hatte kein Dach mehr, und die meisten Mauern waren nur hüfthoch; der Rest der Steine lag in Haufen auf dem gesprungenen Pflaster.
    Der Alhanti grunzte eine kehlige, zustimmende Antwort.
    Arak, die Azim haben das Tor vollendet. Nuathins Stimme drang in Azoths Geist, und er sah im gleichen Moment den alten Drachen von der Stadtmauer her auf sich zugleiten.
    Gut. Wähle einen von ihnen dazu aus, belohnt zu werden , antwortete er und spürte, wie Hoffnung in der alten Echse aufkeimte. Nuathin wollte auserkoren werden, mit dem Sterblichen verschmolzen zu werden. Azoth lächelte.
    Noch nicht, Getreuer. Ich benötige deine Flügel noch.
    Die Enttäuschung in Nuathins Geist war mit Händen zu greifen, aber Azoth ignorierte sie; erst galt es an andere zu denken.
    Er warf einen Blick zurück auf die Seherin, die von dem Alhanti geführt wurde. Alterin, so nannten sie sie. Sie begegnete seinem Blick mit einer furchtlosen Nachdenklichkeit, die ihn erheiterte. Seherinnen! Sie hielten sich alle für unantastbar. Sogar Fortuse – die ursprüngliche Seherin, ihre Schöpferin – hatte ihn unterschätzt und würde ihren Widerstand noch bereuen!
    Sie gingen zwischen den Ruinen hindurch und kamen auf den Tempelplatz hinaus. Die Gebäude hier waren schon fast wieder heil. Der Tempel hatte neue Türen, und seine schwarzen Steinwände summten vom Klang des Schöpfersteins, der nun unter dem Kuppeldach in Sicherheit war.
    »Warum sind wir hier?«, fragte Alterin.
    »Weil es für den Verlauf der kommenden Ereignisse erforderlich ist.« Er blieb stehen und streckte die Hand aus, um ihr dunkles Haar zu streicheln. Eine Erinnerung drängte an die Oberfläche, eine, die so alt war, dass sie ihm nur zudriftete, wie ein Traum.
    Ihr Gesicht. Es blitzte in seinem Verstand auf. Ein Flüstern, dann war es verschwunden. Seine Hand zitterte leicht, als er sich vom Blick der Seherin abwandte.
    Sie war vom selben Volk wie diese Seherin gewesen. Schwäche , tadelte er sich selbst. Er hatte jenen alten Schmerz schon vor Jahrhunderten hinter sich gelassen: Die Vergrößerung seines Reichs hatte ihn gelindert, und das Wachsen seines neuen Reichs würde ihn auslöschen, wie Azoth auch jene Göttergeschwister auslöschen würde, die den Schmerz verursacht hatten. Er lächelte. Er würde Shaan so viel mitzuteilen haben, wenn er wieder einmal in ihre Träume kroch.
    »Komm.« Er bedeutete dem Alhanti, die Seherin in den Tempel zu führen. »Ich habe dir etwas zu zeigen.«
    Alterins Herz klopfte schnell, als sie die innere Kammer des Tempels betrat. Die Hand des Geschöpfs hatte sich eng um ihren Oberarm geschlossen und drohte, ihr die Schulter auszurenken, wenn sie sich wegbewegte. Sie konnte es nicht ertragen, es anzusehen, die dicke, echsenhafte Haut, die seinen Hals vom neu geformten Kamm bis zu den breiten Schultern bedeckte. Sie wollte nicht in das Gesicht aufsehen und den jungen Mann wiedererkennen, den sie einst gekannt hatte. Er hatte in ihrem Dorf gelebt, als Kind mit ihr gespielt; jetzt war nichts mehr von ihm übrig als die Hülle seines Körpers, der jetzt so viel größer und völlig verändert war.
    Wieder fragte sie sich, warum die Geister sie auserwählt hatten, Zeugin zu werden. Sie hatten sie mit dem Namen »Uriel« belegt: Zeugin unaussprechlicher Dinge. Nein, sie war sich keineswegs sicher, ob sie stark genug war, das zu überleben.
    »Du siehst« – Azoth drehte sich um und breitete die Arme weit aus, um den ganzen Raum zu umfassen – »den Beginn einer neuen Welt.«
    Alterin sagte nichts. Im Zentrum der höhlenartigen Ausdehnung schwebte, getragen von ungesehenen Kräften, der Schöpferstein. Um ihn herum befanden sich drei Kokons; jeder war durch ein Bündel Lichtstrahlen mit ihm verbunden. Dunkle Schatten lagen in der Mitte jeder der Hüllen, warteten darauf, zu schlüpfen. In der Nähe schwebte ein weiteres Lichtbündel; Fühler streckten sich nach seinem nächsten Opfer aus.
    »Hast du nichts zu sagen?« Er
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