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Mondkuss

Mondkuss

Titel: Mondkuss
Autoren: Astrid Martini
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Veränderungen“, stieß Marleen hervor. „Auch daran kann man etwas ändern.“ „Ich möchte daran aber nichts ändern.“ Marleen runzelte die Stirn. „Sag mal, was soll das hier eigentlich werden? Eine tiefenpsychologische Studie meine Person betreffend? Hör mal, ich habe mein Leben im Griff … es gibt nichts zu beklagen. Und weißt du, was mir dabei hilfreich war und ist? Lieb gewonnene Gewohnheiten und ein vertrautes Umfeld. Alles andere hält auf … lenkt ab … bringt mich aus dem Konzept … muss ich nicht haben.“ Sie holte tief Luft. „So, so.“ Ruth erwiderte ihren Blick ungerührt. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein Kontrollfreak bist?“ „Nicht, dass ich wüsste.“ „Dann wird es aber Zeit.“ „Na, du musst es ja wissen.“ „Oh, ja. Und außerdem wird es Zeit, dass du dir einen Mann anlachst. Oder würde dich das auch zu sehr aus dem Konzept bringen – dir die Kontrolle über dein Leben nehmen?“ „Unsinn“, gab Marleen zurück. Ihre Augenbrauen zogen sich unwillig zusammen. „Ich halte Männer einfach nicht lange aus, liebe es, als Single durchs Leben zu gehen, und tun und lassen zu können, was ich möchte. That’s all.“ „Meiner Meinung nach steckt etwas ganz anderes dahinter.“ Liebevoll lächelte Ruth ihrem Gegenüber zu. „Wie meinst du das?“ „So, wie ich es gesagt habe. Aber lassen wir das Thema. In deinen Augen braut sich nämlich ein Sturm zusammen, und ich möchte ihm rechtzeitig entkommen.“ „Nun sag schon.“ Marleen wurde ungeduldig. Einerseits wollte sie dieses Thema so schnell wie möglich beenden, andererseits machte es sie wahnsinnig, dass Ruth etwas über sie zu wissen glaubte, über das sie nicht im Bilde war. Sie fluchte innerlich. Als sie an Ruths Gesichtsausdruck erkannte, dass sich ihr gedanklicher Zwiespalt in ihrer Mimik widerzuspiegeln schien, musste sie lachen. „Nun spann mich nicht auf die Folter. Welche Eindrücke haben Frau Doktor diesen speziellen Fall betreffend?“ „Also, gut. Ich muss kein Fachmann sein, um zu spüren, dass du übergroße Angst vor Nähe und Kontrollverlust hast. Und was die Männerwelt betrifft – so bin ich überzeugt davon, dass du befürchtest, ein Mann könnte dir deine Kraft rauben, wenn du ihn zu nahe an dich heran lässt. Aber ich will dir deine Fassade des glücklichen Singles, der alles im Griff hat, lassen. Damit lebt es sich sicherlich einfacher, als mit bloßgelegten Wahrheiten. Einen Kaffee?“ „Nein, danke. Aber ich nehme das Bild.“ „Obwohl es nicht in deine Wohnung passt?“ „Bitte keine weiteren Analysen. Ich nehme es und gut.“ Marleen atmete tief ein. Dann entspannten sich ihre Gesichtszüge. „Ich habe heute keine Termine und werde ein wenig bummeln gehen. Legst du mir das Bild zurück? Ich hole es dann später ab.“ „Kein Problem.“ Ruth lächelte. Sie wollte noch hinzufügen, dass sie sich freute, dass sie sich mal einen freien Tag gönnte, überlegte es sich dann aber anders. Sie wollte nicht zu rasant hinter die Fassade der Freundin schauen, nahm sich aber vor, sich bei passender Gelegenheit weiter vorzutasten.

Kapitel Drei
    Rafael versuchte unauffällig einen Blick durch die Fenster der Galerie zu werfen, was aber gar nicht so einfach war. Eine wahre Flut an Staffeleien – groß, klein, hoch, tief, lang, breit …ausgestattet mit wunderschönen Gemälden, für die er momentan allerdings keinen Blick hatte – versperrten ihm die Sicht.
    Mit einem optischen Sensor, der im Zickzack und um die Ecken linsen konnte, wäre es ihm sicherlich möglich gewesen, sich Einblick ins Innere der Galerie zu verschaffen, so aber war es ein Ding der Unmöglichkeit.
    Also schritt er einige Male vor der Galerie auf und ab und probierte schließlich, einen Blick durch die bunten Butzenscheiben der Tür zu werfen. Doch unverhofft kommt oft, und ehe Rafael wusste wie ihm geschah, flog die Tür auf, die schöne Unbekannte eilte hinaus und stolperte geradewegs in seine Arme, ganz so, als gehörte sie dorthin. „Entschuldigen Sie vielmals.“ Marleen löste sich aus seinem auffangenden Griff und atmete kurz aus. Als sie im nächsten Augenblick sah, wen sie da fast über den Haufen gerannt hatte, schnappte sie nach Luft. „Sie?“ Heute war definitiv nicht ihr Tag! Erst Ruth, die sie mit ihrem analytischen Blick fast bis auf den Grund ihrer Seele durchleuchtet hatte, dann der Spontankauf des Bildes, welches absolut nicht in ihre Wohnung passte, nur um der Freundin zu beweisen, dass
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