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Mondkuss

Mondkuss

Titel: Mondkuss
Autoren: Astrid Martini
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Märchen. Es beruht auf Fakten. Und Fakt ist, dass du in deinem Elfenbeinturm thronst, dabei Situationen verurteilst, ohne auch nur ansatzweise bereit zu sein, deren Ursprung zu beleuchten. Als mir dies klar wurde, wurde mir ebenso klar, dass der Punkt gekommen ist, das letzte bisschen Stolz zusammenzusuchen, die ‚Röcke’ zu raffen, mich umzudrehen und zu gehen. Mit dem Ziel, einen anderen Horizont anzusteuern. Ein anderes Schiff zu besteigen oder in der Brandung stehen zu bleiben, bis sich die Welt weitergedreht hat und du nur noch Vergangenheit bist, ein flüchtiges Bild auf dem Spiegel des Meeres an ruhigen Tagen. Machs gut, Marleen.“ „Ich liebe dich.“ „Ich will deine Liebe nicht. Nicht mehr!“ „Ich will dich nicht verlieren.“ „Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Weißt du eigentlich, wie ich mich gefühlt habe, als du meine Versuche, eine Aussprache herbeizuführen, boykottiert hast?“ Sie nickte. „Es tut mir leid!“ „Wie soll ich wissen, ob du das alles auch tatsächlich so meinst?“ „Nimm mich in den Arm, dann spürst du es.“ „Ich denke nicht daran.“ „Das glaube ich dir nicht. Du denkst genauso daran wie ich, willst es aber nicht wahrhaben. Aber okay, wenn du es nicht tust, dann tu ich es eben.“ Bevor Rafael reagieren konnte, hatte sie auch schon die Arme um seinen Hals geschlungen, sich auf die Zehenspitzen gestellt und ihn geküsst. „Hör auf mit dem Unsinn.“ Er stieß sie unsanft zur Seite und wich regelrecht vor ihr zurück. Seine Augen schossen Blitze. „Wie tief muss ich dich verletzt haben! Rafael, das tut mir aufrichtig leid.“ Rafael schaute sie müde an. Ein weicher Schimmer trat in seine Augen, ganz so, als wollte er ihr nun endlich glauben, doch augenblicklich verhärteten sich seine Züge wieder. „Ich bin müde und würde jetzt gerne nach Hause fahren. Fährst du deinen Wagen bitte zur Seite?“ „Das geht nicht.“ „Was soll das denn nun schon wieder?“ „Ich habe eine Panne. Du musst mir helfen.“ Rafael verschränkte die Arme vor der Brust und musterte sie streng. Dann trat ein Funkeln in seine Augen. Ein amüsiertes Funkeln, wie sie zu ihrer Freude feststellte. „Du hast vielleicht Ideen. Was hast du kaputt gemacht?“ „Weiß ich nicht. Ich habe nur so ein Kabel durchgeschnitten. Keine Ahnung, für was es gut war.“ Rafael öffnete die Motorhaube. „Du brauchst ein neues Verteilerkabel.“ „Es kann eine Weile dauern, bis ich es habe.“ Ein zaghaftes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Gegen seinen Willen musste auch Rafael grinsen. „Was soll ich bloß mit dir machen?“ „Mich lieb haben.“ „Die Liebe ist kein Spiel für mich.“ „Für mich doch auch nicht. Ich habe dich verletzt, du hast mich verletzt. Aber in der Liebe gibt es keine Aufrechnung verletzter Gefühle, keine Bonuspunkte, keinen Mengenrabatt. Es tut weh zu sehen, dass wir im ersten Anlauf gescheitert sind. Aber lass uns doch bitte nicht die Schuldfrage klären, sondern noch mal ganz von vorn anfangen. Ich wünsche es mir so sehr und genau das ist es, was mich hier stehen bleiben lässt. Denn wenn es in unserer Hand liegt, den anderen zu verletzten, dann liegt es auch an uns, es anders … besser zu machen. Ich kann nicht aufgeben, will nicht aufgeben. Ich weiß den Weg nicht, und unsere Probleme – der Altersunterschied – werden mit Sicherheit nicht leichter werden oder verschwinden, aber wenn du mir ein bisschen hilfst, werden wir ihn gemeinsam finden. Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich dich lächeln. Ich werde sie geschlossen halten, bis du lächelnd vor mir stehst und deine Hand meine Finger umschließen. Lass´ mich bitte nicht zu lange warten.“ Nachdenklich blickte Rafael die hartnäckige Frau vor sich an. Dann erhellte sich sein Gesicht. Zunächst nur ganz langsam. Hinter seiner Stirn arbeitete es. Er atmete einmal tief durch, schloss die Augen, und dann legte er seine Hand um ihre zitternden Finger. Ihre Lider hoben sich, sie sah das Lächeln, das sich langsam um seine Mundwinkel legte und begann vor Glück gleichzeitig zu lachen und zu weinen. Schluchzend ließ sie sich von ihm in die Arme nehmen. „Rafael?“ „Ja?“ „Erinnerst du dich an den Moment, als unsere Augen sich zum ersten Mal trafen, als sich unsere Blicke ineinander bohrten, verhakten?“ Er nickte. „Das war der Augenblick, der Moment, in dem ich dir verfiel. Nichts war mehr so, wie es war. Du hast mich verzaubert.“ „Leider kann ich aber nicht zaubern, was dein
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