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Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Titel: Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)
Autoren: Pernille Tranberg , Steffan Heuer
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Einführung
    Wie würden Sie sich fühlen, wenn Ihr Arbeitgeber von Ihnen verlangte, ihm die Passwörter Ihrer Facebook- und Twitter-Konten zu geben? Oder wenn Sie mit dem Wissen in ein Bewerbungsgespräch gingen, dass der potenzielle Arbeitgeber einen Internetdienst einsetzt, der Ihr Online-Leben Jahr für Jahr durchkämmt? Vielleicht verfolgt Sie Ihre Versicherung heimlich, still und leise im Netz, um zu entscheiden, ob Ihre Prämien erhöht werden sollten? Und vergessen Sie nicht, dass Ihr heißes Date in der Bar das Telefon herausholt, sobald Sie auf die Toilette gehen, um schnell einige Hintergrundinformationen über Sie abzurufen – etwa ob Sie eine Eigentumswohnung besitzen oder bei den Eltern zur Miete wohnen und ein Vorstrafenregister haben.
    Das ist keine Science-Fiction. Genau so ergeht es einigen Menschen jetzt gerade.
    Wie sieht es mit dem Leben Ihrer Kinder aus, die von Geburt an von Unternehmen datentechnisch verfolgt werden, damit sie Werbung rund um deren digitale Präsenz platzieren können, individuell ausgerichtet auf ihre Interessen und Einkäufe – Lied für Lied, Spiel für Spiel, »Facebook-Stups« für »Facebook-Stups« und »Gefällt mir« für »Gefällt mir«? Wenn Ihr Nachwuchs dann das erste Bankkonto eröffnen will, sind Freunde und Familie dank einer Spiele-App, die dessen Fotosammlung und das Adressbuch hochgeladen hat, schon längst in anonymen Datenbanken kreuz und quer vernetzt. Der Hochschulmitarbeiter, der über den Stipendiumsantrag entscheidet, wird Suchmaschinen konsultieren, um verdächtige Löcher in der Biografie Ihres Sohnes oder Ihrer Tochter aufzuspüren.
    Auch das ist keine Science-Fiction, sondern passiert Mitmenschen hier und heute.
    Es kann durchaus sein, dass Sie am Flughafen landen und wegen eines albernen Beitrages Ihrer Freunde, den die Einwanderungs- oder Zollbeamten in den falschen Hals bekommen haben, abgewiesen werden. Und wundern Sie sich nicht, wenn die Kassiererin im Supermarkt oder die Rezeptionsdame im Hotel weiß, wo Sie letzte Woche waren. Schließlich zieht die neue Kasse die Daten von ortsbezogenen Diensten und sozialen Netzwerken heran, in denen Sie aktiv sind, und kann sie mit einem biometrischen Gesichtsprofil sowie den neuesten Kreditkarteneinkäufen abgleichen. Sie werden wie üblich Ihre Rechnung bezahlen. Aber je nach persönlichem Suchergebnis werden Sie vielleicht bevorzugt behandelt oder umgekehrt diesmal keinen Rabatt erhalten – alles abhängig von Ihrem jüngsten Online-Verhalten und vielleicht sogar Ihrer geistigen Verfassung, die sich aus Ihren Posts auf sozialen Medien und aus Ihren Suchbegriffen ableiten lässt.
    Wenn Sie einem Unternehmen Zugriff auf Ihr im Netz gespeichertes DNA-Profil geben, bietet es Ihnen sogar eine VIP-Behandlung an, weil es Ihr Erbgut aufbereiten, untersuchen und weiterverkaufen kann.
    Mit Ausnahme des letzten Beispiels des genetischen Marketings ist keines dieser Szenarien erfunden, sondern beschreibt Algorithmen, die bereits im Internet ihr Unwesen treiben, entweder als Pilotprojekt oder als kommerzielles Produkt. Persönliche Daten sind das schwarze Gold des 21. Jahrhunderts, das die Internetwirtschaft antreibt. »Umsonst« ist der Standard im Netz, aber der Preis, den Sie für vermeintliche Gratisdienste zahlen, sind Ihre personenbezogenen Daten – je präziser, desto besser.
    Viele Unternehmen befinden sich in einem digitalen Goldrausch, um detaillierte Identitätsdatenbanken anzulegen, die ihnen im Idealfall automatisch und in Sekundenbruchteilen ein komplettes Bild von jedem einzelnen Menschen liefern. Der gläserne Verbraucher ist erstmals technisch machbar und bezahlbar – und jeder von uns liefert bereitwillig die Puzzlesteine, auf die gewinnorientierte Firmen angewiesen sind, um diese beängstigende Vision Realität werden zu lassen.
    Wenig Gedanken macht man sich jedoch über die Frage, welchen Schaden unser Übermaß an Mitteilsamkeit oder Oversharing und fraglos hingenommener Offenheit an unserer Identität anrichtet, an unserer Rolle als Familienmitglieder und Freunde, als Schüler und Lehrer, Arbeitgeber und -nehmer, Verbraucher und Bürger. So viel ist sicher: Es ist fast unmöglich geworden, seine Vergangenheit im Internet zu bereinigen, geschweige denn als unbeschriebenes Blatt von vorn zu beginnen.
    Wie Sie die Kontrolle übernehmen
    Dieses Buch ist kein Plädoyer für den Verzicht auf das Internet im Allgemeinen und soziale Medien im Besonderen. Beide machen einfach zu viel Spaß, um
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