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Mondkuss

Mondkuss

Titel: Mondkuss
Autoren: Astrid Martini
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es zumindest zu versuchen. Doch sie blieb, wo sie war, starrte Rafael nun trotzig in die Augen und sagte laut und deutlich: „Dass du nicht gut auf mich zu sprechen bist, hat berechtigte Gründe. Ich kann dir dein Verhalten also nicht verdenken. Dennoch möchte ich dir sagen, dass ich dich von ganzem Herzen liebe. Rafael, bitte verzeih mir.“ Der Mann, der sich bei Rafael eingehakt hatte, zuckte zusammen, ließ ihn los und warf giftige Blicke in ihre Richtung. Mit zitternden Knien hoffte sie auf eine zumindest ansatzweise positive Reaktion von Rafael. Doch sie wurde enttäuscht, denn er verzog keine Miene und schien sich noch nicht einmal einen Funken darüber zu freuen, dass sie ihm soeben eine Liebeserklärung gemacht und ihn um Verzeihung gebeten hatte. Aber was erwartete sie auch? Schließlich hatte sie es ihm vorgelebt. Will er mich zappeln lassen, oder hat er endgültig mit mir abgeschlossen? Sie war den Tränen nah. Bitte, lieber Gott, hilf, dass er mich noch liebt. Ich will … darf ihn nicht verlieren. Leonard, der alles von seiner Position hinter dem Tresen beobachtet hatte, zwinkerte ihr aufmunternd zu und schob ihr einen Cocktail hin. Er wurde von ihr mit einem dankbaren Blick belohnt. Nun hatte sie wenigstens etwas, woran sie sich festhalten konnte. „Rafael?“ Bittend blickte sie ihm direkt in die Augen. „Bitte, sag doch was. Irgendwas. Aber lass mich um Himmels Willen nicht so dumm hier stehen.“ „Es hat dich niemand dazu gezwungen, herzukommen. Es liegt also in deiner alleinigen Verantwortung dumm herumzustehen. Was hält dich davon ab, wieder zu gehen?“ „Du. Verdammt noch mal, du! Ich wollte dich wiedersehen, dich um Verzeihung bitten, dir sagen, dass ich dich von Herzen liebe.“ „Nun, das hast du getan. Und jetzt?“ „Vielleicht hatte ich ja gehofft, dass du mir verzeihen kannst und zu einem klärenden Gespräch bereit bist. Bitte! Rafael.“ „Es ist zu spät.“ Sie wollte zum Ausgang gehen, drehte sich dann aber wieder zu ihm zurück. „Ja, ich habe einen Fehler gemacht. Ich … können wir nicht woanders noch einmal darüber sprechen?“ „Nein.“ Sein barscher Ton unterbrach sie in ihren Erklärungsversuchen. „Bist du wirklich nicht bereit, mir unter vier Augen zuzuhören? Verzeih mir doch. Es ist alles …“ „Nein! Und nun habe ich genug gehört. Ich möchte die Eröffnung feiern. Ohne dich.“ Er nahm ihr das Glas aus der Hand, stellte es ab, fasste sie am Ellbogen und schob sie zur Tür. Für einen winzigen Moment spielte sie mit dem Gedanken, sich auf den Boden zu werfen und irgendwo festzukrallen, nur um ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Doch sie unterließ es. Ihr blieb momentan nichts anderes übrig, als sich von Rafael hinauskatapultieren zu lassen. Bevor sie ging, blickte sie ihm noch einmal fest in die Augen. „Ich gebe so schnell nicht auf. Ich liebe dich und werde um dich kämpfen. Wenn du ehrlich zu dir selbst bist, musst du zugeben, dass du darauf wartest. Auch wenn du es niemals zugeben würdest. Du bist mir nämlich ähnlicher, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.“ „Nun, dann weißt du mehr als ich. Was für ein Pech, dass du dich irrst. Aber irren ist ja bekanntermaßen menschlich.“ Wortlos drehte er sich um und verschwand im Innern der Bar. „War das gerade Marleen? Wieso ist sie schon wieder weg? Gibt es Neuigkeiten? Habt ihr euch versöhnt?“ Rafael wurde von Helena geradezu mit Fragen bestürmt. „Bitte – ich möchte jetzt nicht darüber reden, okay?“ „Aber …“ „Bitte!“ „Okay. Heute kommst du mir noch mal davon. Aber ich werde darauf zurückkommen.“

Kapitel Siebenundzwanzig
    Müde zog sich Marleen eine warme Wolljacke an. Ihr war kalt. Die Kälte kroch durch ihre Glieder, breitete sich im gesamten Körper aus und umschlang ihr Herz. Tiefe Trauer nahm ihr fast die Luft zum atmen, bündelte sich in ihrer Magengegend zu einem klebrigen, schmerzenden Klumpen.
    Das Schlimme an der ganzen Geschichte war, dass sie Schuld an der Entwicklung trug.
    Ich werde zu Ruth fahren. Ihre Gedanken tun mir gut und vielleicht schafft sie es ja, mir wieder etwas Mut und Zuversicht zu schenken. Müde und frierend kam sie kurze Zeit später bei Ruth an. Deren scharfen Blick entging nicht, dass etwas Entsetzliches geschehen war. „Du siehst verändert aus, Marleen. Was ist passiert?“ „Was soll an mir anders sein? Ich sehe doch aus wie immer, oder?“ Den letzten Satz brachte sie ironisch hervor, jedoch mit Tränen in den Augen.
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