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Barbara

Barbara

Titel: Barbara
Autoren: Frank Newman
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Vorwort des Herausgebers

    »Wenn die Mitglieder dieser Internationale der Jugend — die Beatniks und Provos, alle, die hip sind und in Versenkung und Extase leben — 20 Jahre lang die gleichen Wertmaßstäbe und die gleichen Ideale behielten, bis sie um die vierzig sind und selber Eltern, dann vielleicht würden sie eine grundlegende Veränderung in den Wertsystemen ihrer Gesellschaft und im Verhältnis der Geschlechter zueinander bewirken, die die Freude am Töten nur noch eine unglückseligen Episode in der historischen Vergangenheit des Menschen sein ließe.«
    Diese Worte Geoffrey Gorers kann man »Barbara« als passendes Motto voranstellen, einem Buch, das im zeitgenössischen Roman zweifellos zum erstenmal eine neue Gesellschaft, eine neue Ansicht und Praxis des menschlichen Lebens beschreibt, wie wir sie heute sehr schnell auf den prächtigen Ruinen unserer jüdisch-christlich — marxistischen Zivilisation heranwachsen sehen.
    Auch in der Vergangenheit hat jede Generation in gewissem Maße die Erfahrung studentischer Unruhen und jugendlicher Anarchie gemacht. Aber die Entwicklung, die sich heute anbahnt, ist weitaus ernster und verspricht, entscheidender und grundsätzlicher zu sein. Sie geht weit über eine simple Uneinigkeit mit der herrschenden Gesellschaft hinaus: sie verwirft sie voll und ganz. Sie bezieht ihre Kraft aus der Jugend oder den gerade erst Erwachsenen: aber sie ergreift auch tief und durchaus wirkungsvoll in der einen oder anderen Weise die älteren Generationen.
    Sie entzieht sich vollkommen den Normen der weltlichen und geistigen Mächte, die bisher unsere Welt beherrscht haben indem sie sie ganz einfach ignoriert. Sie lehnt es ab, sich mit den Fesseln religiöser oder politischer Art einfangen zu lassen ja sogar, sich überhaupt mit Religion oder Politik auseinanderzusetzen... Der Papst, Stalin, und unsere so zahlreichen Präsidenten können ihr gestohlen bleiben, ein Posten arbeitsloser Dilettanten, die auf dem Abstellgleis gelandet sind.
    »Barbara« ist nicht nur ein ausgesprochen spannender Roman, sondern auch eine Art Traktat, der in kraftvoller und absichtlich extremer Weise das Ideal jener neuen und nur unbefriedigend definierten Avantgarde beschreibt, die Geoffrey Gorer eben die »Internationale der Jugend, die Beatniks und Provos, alle, die hip sind und in Versenkung und Extase leben« nennt (zweifellos eine recht unbestimmte Bezeichnung, aber ebenso treffend wie irgendeine andere, denn keine ist besser).
    Dieses Ideal definiert sich im wesentlichen durch ein Wort: Lust. Lust ist ein elementares Menschenrecht. Lust, verstanden als Gegensatz zu den jüdisch-christlich-marxistischen Wertvorstellungen von Arbeit, Pflicht, Rangordnung, Gehorsam, Familie, Vaterland, Krieg und Langeweile. Lust ist Zeichen und Ausdruck für alles, das positiv, schöpferisch und schön an der menschlichen Natur ist. Lust nicht als Frivolität, sondern als eine Form der Askese verstanden, als eine Disziplin, die die Seele befreien, das Verständnis und die Würdigung des Lebens vertiefen und unendlich entwickeln soll... Die die Empfindungen und Gefühle zu ihrer größten Intensität steigern; alles, was stagniert, was beschwerend, düster und hoffnungslos ist, abwehren soll. Lust verstanden als Hoffnung, Freude, Offenbarung, Fortschritt und Bewußtsein.
    Der Konflikt mit den »traditionellen Werten« unserer alten Gesellschaft ist in diesem Punkt offensichtlich am schärfsten. Die christlichen Kirchen haben uns jahrhundertelang gelehrt, daß es auf Erden kein Glück gibt, sondern nur in einem zukünftigen Leben, und daß wir zu diesem nur Zugang finden werden, wenn wir uns während des irdischen Lebens einer Reihe demütigender Unnatürlichkeiten unterwerfen. Die kommunistischen Staaten behaupten, daß Glück ein Ziel der Geschichte ist, das allein gemeinsam von der ganzen Menschheit in unbestimmter Zukunft zusammen mit dem endgültigen Sieg der arbeitenden Klasse über den Kapitalismus erreicht werden kann, in beiden Fällen wird Glück als eine entfernte Hoffnung betrachtet, um (wie eine Mohrrübe, die man einem Esel hinhält) die Massen bei der Stange zu halten, damit sie fügsam bleiben und blindlings den Mächtigen gehorchen.
    Die gegenwärtige Revolte richtet sich gegen solch eine entwürdigende Komödie. Glück ist das Grundrecht eines jeden menschlichen Wesens und Glück ist allein in der Gegenwart möglich, hier und heute. Glück ist kein abstrakter Begriff: es definiert sich quantitativ und
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