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Mondkuss

Mondkuss

Titel: Mondkuss
Autoren: Astrid Martini
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schaffte es gerade noch rechtzeitig, ein verzücktes Seufzen zu unterdrücken. Nun starr ihn nicht so an. Hast du noch nie einen attraktiven Mann gesehen? Na also! Und nun Haltung, wenn ich bitten darf! Auf wackligen Beinen trat sie einen Schritt zurück. Als sie seinen Blick bemerkte, der langsam über ihren Körper wanderte und auf den harten Spitzen ihrer verräterischen Brüste verweilte, die sich fast schon schmerzhaft gegen den Stoff ihrer Bluse drängten, wurde sie eine Spur nervöser … wenn das überhaupt möglich war. Dennoch schaffte sie es erneut mit Bravour, ihre innere Aufruhr ganz tief in sich zu vergraben und kühle, leicht überhebliche Gelassenheit vorzutäuschen. „Genug gesehen? Gut, dann kann ich ja nun endlich gehen. Einen schönen Tag noch.“ Mit hoch erhobenem Kopf wandte sie sich ab und entfernte sich raschen Schrittes. Rafael sah ihr versonnen nach. Was für eine Frau! Er dachte im Traum nicht daran, sich so leicht abschütteln zu lassen. Mit einem abenteuerlustigen Grinsen begann er erneut ihr zu folgen. Unauffällig. Langsam. Immer darauf bedacht, nicht von ihr entdeckt zu werden. Aber dennoch zielstrebig.
    ~~~
    Erst nach zehn Minuten im Eiltempo begannen sich Marleens Schritte und ihr aufgepeitschter Puls zu beruhigen. Sie atmete tief ein und aus und musste schließlich sogar über ihre übertriebene gehetzte Flucht lachen. Als wäre der Teufel persönlich hinter dir hergewesen, spottete sie gedanklich über sich und schüttelte den Kopf. Dabei gab sie sich die größte Mühe, das immer noch vorhandene süßliche Ziehen in ihrer Magengegend zu ignorieren.
    Vergeblich! Sie beschloss sich abzulenken, indem sie viele Geschäfte unsicher machte, auf der Suche nach etwas ganz Besonderem. Was genau, wusste sie nicht. Sie wusste nur, dass es ihr auf Anhieb gefallen und ihr einen ebensolchen Adrenalinstoß versetzen sollte wie diese Begegnung mit dem Kerl in Lackhosen, die sie ganz schön durcheinandergebracht hatte. Sie schlenderte die gut besuchte Zeil, Frankfurts Shopping-Meile, entlang und begann sukzessive die verschiedenen Läden abzuklappern. Vor einem Schuhgeschäft in einer der Seitensträßchen der Zeil, in dem es die buntesten, extravagantesten, edelsten, verspieltesten Schuhe gab, die sie je gesehen hatte, blieb sie schließlich fasziniert stehen. Unerhört hohe Absätze, Schnallen, Riemchen, Schleifen, Lack, Leder, Satin, in türkis, rot, orange, apfelgrün, pink, mörderische Spitzen, Strasssteinchen, Federn, Spitze, Perlen … Schuhwerk, das zum Herzeigen, Sammeln, Anschauen, Bestaunen und Verführen gedacht war. Für jede Frau mit ausgeprägtem Schuhtick war etwas dabei. Und dann entdeckte sie die pflaumenfarbenen Lackpumps. Eine Farbe, so atmosphärisch wie die Farben des Bildes, das sie gekauft hatte und so glänzend wie die Lackhose des schönen, jungen Mannes, der sich als Rafael vorgestellt hatte. Rafael … der Name hat etwas Engelhaftes. Dabei ist dieser Kerl die personifizierte Sünde. Eher Luzifer als Engel. Rasch schüttelte sie ihre Gedanken ab und fokussierte ihr Interesse auf die zauberhaften Schuhe. Sie waren verwerflich elegant, vorne oval zulaufend, mit einer Schnalle, die von unzähligen Glitzersteinchen verziert war. Die Absätze waren wahnsinnig hoch und dünn. Was war das Leben, wenn man nicht wenigstens einmal Schuhe wie diese getragen hatte? Sie überlegte nicht lange und ging hinein. Die Farben Creme und Smaragd beherrschten auf angenehme Weise die Einrichtung und gaben dem Angebot eine besondere Note. Hier gab es alles: Vom mondänen Damenschuh über Sandaletten bis hin zu schicken Businessschuhen. In Vitrinen lagen Handtaschen, Schals und weitere Accessoires. „Kann ich Ihnen helfen?“, begrüßte sie eine elegante Verkäuferin. Ja, ich würde mich gerne in Ruhe umschauen, ohne ausgefragt und belagert zu werden. Marleen hasste es, wenn sofort eine Verkäuferin auftauchte und sie fortan nicht mehr aus den Augen ließ. Sie wollte stöbern, schauen, bewundern, in die Hand nehmen, wieder weglegen. Unbeobachtet. Ohne sich zu rechtfertigen. Ohne den Druck, etwas kaufen zu müssen, ohne dieses falsche Lächeln im Nacken. Diese Blicke, denen man sofort ansah, dass sie nicht aufrichtig waren. Nur aufgesetzt, um die begeisterten Ausrufe zu untermalen, die darauf aus waren, möglichst viel zu verkaufen, ohne ein ehrliches Urteil abzugeben. Wie gut, dass sie heute genau wusste, was sie wollte, und was ihr gefiel! „Ich habe im Schaufenster ein Paar
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