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Mondkuss

Mondkuss

Titel: Mondkuss
Autoren: Astrid Martini
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Börse ein italienisches Restaurant gefunden. Es war für seine Qualität und die frischen Zutaten bekannt und bot ein einladendes Ambiente. In einem Nebenraum luden Bar und Polstergruppe zum Verweilen ein, und eine Zwei-Mann-Band spielte Tanzmusik. Italienische Lebensart mitten im Herzen der Stadt. Fröhlich durchschritt sie das Restaurant und entschied sich für einen Fensterplatz. Sie ließ sich auf dem bequemen Stuhl nieder, beobachtete das Treiben auf der Straße, bevor sie zur Speisekarte griff. Sie wollte sich gerade vom Fenster abwenden, als sie stutzte. Das ist doch … Dieser unmögliche Kerl wird doch wohl nicht … Ihr Puls beschleunigte sich. Jetzt entspanne dich und verfalle bloß nicht einem überflüssigen Verfolgungswahn. Die Straßen Frankfurts sind für alle da. Hastig vertiefte sie sich in die Speisekarte und beschloss, keinen Gedanken mehr an diesen Mann zu verschwenden, was jedoch misslang. Unwillkürlich hob sich ihr Blick, und ihr Herz setzte für einen Moment aus. Er war gerade hereingekommen, und ihre Blicke trafen sich. Ein freches Grinsen umgab seine Mundwinkel, als er sich andeutungsweise in ihre Richtung verneigte. Selbstverständlich sah sie hochmütig über ihn hinweg und vertiefte sich scheinbar vollkommen konzentriert in die Speisekarte. „Hallo, schöne Frau.“ Beim Klang seiner Stimme in unmittelbarer Nähe blickte sie nervös auf. Er stand nun genau vor ihr und blickte mit funkelnden Augen auf sie hinab. „Hallo“, gab sie zurück, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, nahm er an ihrem Tisch Platz und sie kam nicht umhin, seine Dreistigkeit zu bewundern. Fasziniert starrte sie in seine strahlenden Augen, zwang sich allerdings dazu, ihn abscheulich zu finden. „Warum fragen Sie, wenn Sie doch machen, was Ihnen gerade in den Sinn kommt?“ „Weil ich Sie bezaubernd finde und meine innere Stimme mir sagt, dass ich tun muss, was zu tun ist.“ „Und was ist zu tun?“ Spöttisch schoss ihre Augenbraue in die Höhe. „Sie davon zu überzeugen, dass wir füreinander bestimmt sind.“ „Wie bitte?“ Sie blickte auf den Tisch und betrachtete fasziniert seine wohlgeformten Hände. Die Finger waren schlank und äußerst gepflegt. „Wovor haben Sie Angst?“ Rafaels Blick vertiefte sich … seine dunklen Augen funkelten wie glühende Diamanten. „Ich habe keine Angst. Ich habe aber eine Abneigung dagegen, analysiert und falsch interpretiert zu werden.“ „Und warum sind Sie so kratzbürstig?“ „Vielleicht liegt das ja in meiner Natur. Besonders, wenn ich wie heute das Alleinsein bevorzuge.“ Ärgerlich blitzte sie ihn an und griff nach ihren Taschen. „Und nun entschuldigen Sie mich.“ Sie erhob sich. Freundlich aber bestimmt zog Rafael sie auf den Stuhl zurück. „Sie bieten mir gerade jede Menge Möglichkeiten zur Analyse. Sie sind empfindlich, verletzlich und wirken gehetzt. Gleichzeitig sind Sie aber auch sehr interessant, wunderschön und charmant, auch wenn Sie diese Eigenschaften unter dem Deckmantel einer Kratzbürste verstecken.“ Marleen war empört. Was bildete sich dieser unverschämte Kerl eigentlich ein? Um kein Aufsehen zu erregen blieb sie sitzen, denn ein paar der anwesenden Gäste schauten sich schon interessiert nach ihnen um. Rafael musterte sie intensiv, ganz so, als hätte er vor, sich jede Einzelheit einzuprägen. Er verschränkte seine Arme hinter dem Kopf und streckte seine langen Beine von sich. „Sie sind hinreißend, wenn Sie wütend sind. Ihre Augen bekommen Leben und der heiße Vulkan, der sich hinter Ihrer kühlen, spröden Fassade verbirgt, kommt ansatzweise zum Vorschein. Ich hätte nicht übel Lust, diesen Vulkan zum Ausbruch zu bringen.“ „Sparen Sie sich Ihren Atem. Auf derartiges Süßholzgeraspel falle ich nicht herein“, erwiderte sie herausfordernd. Theatralisch griff sich Rafael ans Herz. „Ich verzehre mich nach Ihnen, aber gleichzeitig zerbreche ich an dieser unsagbaren Kälte, die Sie umgibt. Drum winke ich Ihnen zum Abschied zu und rufe ‚Adieu’! Ich würde gerne bleiben, bei Ihnen verweilen und um Ihre Liebe kämpfen, aber ich füge mich dem Schicksal und ziehe von dannen. Drehe mich allerdings noch einmal um, im Schlepptau eine weiße Fahne. Sollten Sie mir nachschauen, können Sie meine Spuren sehen, denn der Boden ist aufgeweicht von den heißen Tränen, die ich vergossen habe.“ Dies brachte Rafael mit Hingabe, gespielter Dramatik und
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