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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz
Autoren: Christiane Spies
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Stadt war vom modernsten und schlagkräftigsten Heer Europas eingeschlossen und wurde unter dem Befehl von Michael Szilagyi von gerade einmal 7000 Mann verteidigt.
    Es mutet fast wie ein Wunder an, dass Johann Hunyadi die Stadt noch retten konnte. Er verdankte dies neben seinem strategischen Geschick vor allem den »ainfältigen Läutten«, 35000 gläubigen Handwerkern, Bauern, Mönchen und Studenten, die sich als Kreuzfahrer betrachteten. Schlecht bewaffnet, im Kampf unerprobt, doch mit fanatischem Gottvertrauen ausgestattet, waren sie dem Aufruf von Wanderpredigern nach Belgrad gefolgt, unter ihnen dem Mönch Giovanni da Capistrano, der später von der katholischen Kirche heiliggesprochen wurde. Leider hätte es die Seiten des Buchs gesprengt, auf das folgenschwere Wirken dieses Mannes auch noch einzugehen.
    In den Szenen zu Belgrads Belagerung mischt sich Historisches mit Erfundenem. Ich habe mich bemüht, den Hergang der Schlacht detailgenau nachzuerzählen: Hunyadis Verzweiflungstat, Feuer in den eigenen Gräben zu legen, den verbissenen Kampf der Ritter in den Gassen und den Ausfall der Kreuzfahrer, über deren militärisch-religiösen Glaubenseifer Hunyadi die Kontrolle verlor. Die versuchte List der Janitscharen am Stadttor ist jedoch genauso erfunden wie der geheime Durchgang unter den Mauern.
    Der Sieg in Belgrad erschien den Ungarn wie ein rettender Segen, in Wirklichkeit schob er den Untergang des ungarischen Königreiches nur um etwa 80  Jahre hinaus.
    Drei Wochen nach der Belagerung raffte die Pest Johann Hunyadi dahin. Sein Tod wurde vom Volk betrauert, doch seine politischen Gegner machten ihn sich zunutze. Ulrich Cilli bemühte sich, die Hunyadis zu verleumden, und König Ladislaus hörte auf ihn. Auch ein anderer nutzte die wirren Zeiten aus: Vlad Drăculea, der Sohn eines einst in Schande ermordeten walachischen Fürsten namens Vlad Dracul, marschierte in die Walachei ein. Er ließ den Amtsinhaber hinrichten und bestieg den Thron. Sein Beiname Drăculea blieb nicht sein einziger; als Vlad Tepeş – Vlad der Pfähler – ist er bis heute als historische Figur bekannt.
    Er hatte einiges gemeinsam mit dem jungen Sultan Mehmet und mit Mathias Hunyadi, Johann Hunyadis Sohn, der mehr als ein Jahr später zur Königswürde gelangen sollte. Alle drei mussten sich die Macht, für die sie eigentlich nicht bestimmt waren, erkämpfen. Sie galten als Aufsteiger, als Herrscher, deren Herkunft nicht den üblichen Glanz des Adels aufwies. Vlad Drăculea war unehelich geboren, und bereits als Kind geriet er als Geisel der Türken ins Getriebe der Machtpolitik seines Vaters. Nach dessen Tod ewig auf der Flucht und im Exil auf die Gnade anderer angewiesen, dürfte er jene Menschenverachtung ausgebildet haben, die seinen Ruf neben all den Legenden heute noch prägt.
    Sultan Mehmet  II . war Sohn einer Sklavin und hatte eigentlich keine Aussicht auf das Sultanat, bis seine älteren Brüder überraschend starben. Seine Zeit als Kronprinz war von schweren Differenzen mit seinem Vater Murad  II . überschattet.
    Mathias Hunyadi schließlich war mit seiner Verheiratung früh seiner Familie entrissen worden und lebte jahrelang als machtlose Geisel in den Händen von Ulrich Cilli und dem ungarischen König. Er erlebte nach Cillis Ermordung die Hinrichtung des eigenen Bruders und entkam selbst nur knapp dem Todesurteil. Nur ein Jahr später schaffte er jedoch, was keiner vorauszusagen vermocht hätte: 1458 wurde er zum König von Ungarn gewählt. Die Umstände, wie der ungeliebte König Ladislaus vorher in Prag zu Tode kam, sind tatsächlich bis heute nicht vollständig geklärt.
    Einige andere Ereignisse rund um die Wirrungen der Königswahl habe ich hingegen verkürzt dargestellt, um näher am Schicksal meiner Figuren bleiben zu können.
    Mathias, der sich nach der Königswahl den Beinamen Corvinus (Rabe) gab, galt damals wie heute zu Recht als einer der bedeutendsten ungarischen Könige. Nicht nur brachte er die Renaissance nach Ungarn, er setzte auch zahlreiche Reformen um und schuf unter anderem ein stehendes Söldnerheer, das im Laufe der Jahre noch von bedeutenden Heerführern befehligt werden sollte.
    Über Mathias’ Alter sind sich die Historiker indes nicht ganz einig. Gingen ältere Forschungen noch davon aus, dass er fünfzehn Jahre war, als er zum König gekrönt wurde, sprechen neuere Ergebnisse davon, dass er erst dreizehn Jahre zählte. Um Mathias’ Beziehung mit Veronika glaubwürdig gestalten zu
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