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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz
Autoren: Christiane Spies
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wegnahmen!
    »Bringt mich zum König.« Gábor blieb vor dem Hauptmann der Männer stehen, der als Einziger einen Mantel mit dem königlichen Wappen trug. »Ich werde ihm alles erklären.«
    »Wo ist der Regent?«, fragte der Hauptmann.
    »Er ist tot.« Gábor hob die leeren Hände. »Ich habe ihn umgebracht.«
    Der Hauptmann riss sein Schwert heraus, richtete die Spitze auf Gábors Brust. Veronika stöhnte auf, Miklos knurrte leise.
    »Bringt mich zum König«, wiederholte Gábor ruhig. Nur Veronika sah, wie sich seine Schultern verspannten.
    »Ihr seid festgenommen!«, bellte der Hauptmann. »Ihr alle.« Die Soldaten fesselten den Männern die Hände auf den Rücken.
    Veronika blieb dicht an Gábors Seite, während die Soldaten sie mit barschen Worten durch die Gassen Richtung Königsburg trieben. Sein Gesicht war düster, als er ihren Blick erwiderte.
    »Du hättest den Hauptmann bitten sollen, dich gehen zu lassen«, murmelte er. »Er hätte es getan.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Denkst du, ich lasse zu, dass du erneut aus meinem Leben verschwindest?«
    Seine Augen verdunkelten sich. Sie erkannte, dass sie ihn verletzt hatte, doch wirklich bereuen konnte sie ihre Worte nicht. Die Wunden der Vergangenheit konnten nicht innerhalb einer Nacht geheilt werden.

[home]
    37 . Kapitel
    Buda, August 1458
    S ie standen zusammengedrängt im Burghof, Soldaten umringten sie mit starren Gesichtern. Nur wenige Worte konnten sie wechseln. Gábor erfuhr, dass Lajos und Bodo, die beiden letzten Werwölfe aus Michaels Rudel, letzte Nacht ebenfalls umgekommen waren. »Sie haben sich widersetzt.« Arpad bleckte die Zähne. »Und allmählich werde ich ungeduldig. Ich hoffe, du weißt, was du hier tust.«
    Gábor wollte etwas erwidern, doch der Hauptmann befahl ihm barsch, zu schweigen. So warf er Arpad nur einen scharfen Blick zu.
    Die Sonne brannte bereits mit sommerlicher Hitze auf sie herab, als die Soldaten sie endlich in den Schatten der Burgmauern schubsten.
    Im großen Saal wartete Mathias auf sie. Über seinen Beinkleidern trug er eine knielange Tunika aus Sommerleinen, das in königlichem Rot gefärbt war. Wortlos verharrte er auf seinem Thron, das Kinn gereckt. Hinter ihm standen fünf Männer seiner Leibwache. Sein Blick war finster, als er das Rudel und Paulo musterte. Gábor sah, wie sich seine Augen verengten, als er Veronika ansah.
    Seine Gefährtin neben ihm zitterte vor Anspannung, doch das spürte nur er. Sie war barfuß, aber sie trug ihr einfaches blaues Romakleid mit aufrechten Schultern. Stolz sprach aus ihren Augen, und das Haar fiel ihr in ungebändigten Locken über den Rücken. Sie sah wie eine ungebärdige Kreatur aus, und das war auch richtig so. Es war falsch gewesen, sie jemals in die Mauern von Belgrad und Buda zu zwingen, dieses einzigartige Wesen, das so stark und zerbrechlich zugleich war. Niemals wieder durfte er zulassen, dass jemand sie einsperrte.
    »Eure Majestät.« Er senkte den Kopf. »Lasst mich erklären, was vorgefallen ist.«
    »Ihr habt meinen Onkel ermordet«, herrschte Mathias ihn an. »Dafür seid Ihr mir in der Tat eine Erklärung schuldig, bevor ich Euch in den Kerker werfe.«
    Arpad knurrte. »Ich lasse mich nicht mehr einsperren!« Die Worte stürzten abgehackt aus seinem Mund. Aus dunklen Augen blitzte er Gábor an, ignorierte die königlichen Leibwächter, deren Hände zu ihren Waffen fuhren. »Pfeif auf den König«, knurrte er. »Wir können sie alle töten, wir sind stark genug. Ich bin kein Wolf geworden, um erneut im Kerker zu landen.«
    »Schweig!«, rief Gábor. Wenn seine Hände nicht gefesselt wären, hätte er dem Türken auf sein vorlautes Maul geschlagen. »Du hast mir versprochen, meinen Befehlen zu gehorchen«, zischte er. »Beweise, dass es dir ernst damit war.« Sie starrten einander an, bis Arpad endlich den Blick abwandte.
    »Majestät!« Gábor richtete sich auf. Er musste es riskieren. »Niemals habe ich Euch bedroht, das wisst Ihr. Schickt Eure Wachen hinaus. Euch wird nichts geschehen. Doch was ich Euch zu erzählen habe, ist nicht für ihre Ohren bestimmt.« Sein Blick bohrte sich in Mathias’ Augen.
    Die Zeit verstrich schweigend.
    »Geht!«, befahl der König schließlich. Er machte eine Handbewegung, und erst nach einem Augenblick begriff Gábor, dass er tatsächlich die Wachen meinte. »Wartet vor der Tür.« Immer noch sah er Gábor an. In seinen Augen spiegelten sich Wut und Neugier, doch keine Angst. »Und jetzt sprecht«, sagte er, als die Wachen
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