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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz
Autoren: Christiane Spies
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Hunde«, brüllte Pavel ihnen hinterher. »Vermaledeite Türken!«
    Seine Werwölfe griffen zu ihren Waffen, brüllten und knurrten die Soldaten an, die ihren Kreis erstickend eng um die Männer gezogen hatten. Schwerter und Kettenhemden glitzerten in den ersten Strahlen der Morgensonne. Doch sie kämpften nicht. Und Pavel verstummte. Gábor warf ihm einen letzten wachsamen Blick zu, als ihr Boot ablegte.
    In den gelben Augen des Ältesten schimmerte nichts als Hass.
Ich werde euch kriegen.
     
    Veronika fühlte Gábors kräftige Hand in der ihren, während sie aus dem Boot stiegen und auf den Pester Wald zuliefen. Über ihnen stand warm und verheißungsvoll die Morgensonne. Dann tauchten sie ein in den Schatten der Bäume. Blätter raschelten unter ihren Füßen, Vögel ließen aufgeschreckte Rufe ertönen. Im Laufschritt überquerten sie den verwaisten Lagerplatz der Roma. Miklos lächelte ihr zu, während er über einen Bachlauf sprang und sich bereits seine Tunika am Kragen aufriss. Selbst das so grimmige Gesicht des Janitscharen, der mit seinem roten Haar so irritierend wenig türkisch wirkte, sah erleichtert aus. Ob sie ihm trauen konnte, hatte Veronika noch nicht entschieden. Doch ihre Wölfin wusste es bereits.
Unser Rudel,
flüsterte sie.
    Sie blickte zu Gábor auf, der neben ihr stehen geblieben war. In seinen dunklen Augen stand es geschrieben: Sie waren frei, heute, jetzt. Selbst wenn es nur eine Atempause war, bis Pavel sich an ihre Fersen heftete. Aber wenn sie weit genug rannten, würde auch ihr Kind frei sein. Es würde selbst entscheiden können, ob es der Prophezeiung folgen wollte.
    Gábor grollte und knurrte, legte den Kopf in den Nacken, während sein Wolf nach vorne kam. Und auch sie überließ sich nun der wilden Kraft ihrer Wölfin, heulte ihre Freude in die Sommerluft hinaus.
    Es war vorbei. Es konnte beginnen.

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    Nachwort
    G leichgültig welche Mühe sich ein Autor auch gibt, das Leben schreibt einfach die besten Geschichten. Deshalb habe ich mir erlaubt, die Wege meiner erdachten Werwölfe eng mit der wahren Historie zu verflechten. Der Konflikt zwischen dem spätmittelalterlichen Abendland und dem Osmanischen Reich, der Aufstieg der ungarischen Familie Hunyadi und die Belagerung Belgrads bilden den Rahmen für die fiktive Geschichte von Veronika, Gábor und dem Wolfsbund.
    Obwohl die Geschichte des Buchs größtenteils in Ungarn und unter ungarischen Landsleuten spielt, habe ich jedoch der Verständlichkeit halber bei den meisten historischen Figuren auf die deutsche Variante ihrer Vornamen zurückgegriffen. So wurde beispielsweise János zu Johann, Erzsébet zu Elisabeth, Mátyás zu Mathias und Mihály zu Michael. Auch die Orte habe ich größtenteils deutsch beziffert; Semendria und Temeschburg sind nur zwei Beispiele dafür.
    Die Herkunft der Familie Hunyadi liegt im Dunkeln. Fest steht nur, dass Johann Hunyadis Vater ein Söldnerhauptmann mit wenig Besitz war, der zum Dank für seine Dienste das Gut Hunyadvár erhielt. Auch Johann Hunyadi schlug eine militärische Laufbahn ein. Er heiratete Elisabeth Szilagyi aus einer gutsituierten Adelsfamilie. Zu dieser Zeit dürfte er auch Bekanntschaft mit Elisabeths Bruder Michael geschlossen haben. Im Laufe der Jahre erwarb sich Hunyadi einen Ruf als ausgezeichneter Heerführer gegen die Türken. Sein Aufstieg vom niedrigen Landadligen zum wichtigsten Feldherrn Ungarns war damals beispiellos. Seine Verdienste wurden durch königliche Gunst reichlich belohnt, und er wurde Eigentümer so großer Privatgüter, wie sie vorher und auch später in Ungarn wohl niemals mehr in einer Hand vereint waren.
    Trotz seiner Bemühungen verloren die Christen jedoch mehr Schlachten, als sie gewannen. Als 1453 der junge Sultan Mehmet  II . Konstantinopel zu Fall brachte, das viele als letztes Bollwerk der Christenheit sahen, reagierten die abendländischen Königreiche wie gelähmt. Hunyadi verstärkte seine Anstrengungen, die Grenzen zu sichern, doch weder der schwache ungarische König Ladislaus noch der Hochadel unterstützten ihn dabei ausreichend. Insbesondere der einflussreiche Graf Ulrich Cilli führte gegen die Hunyadis böse Worte ins Feld. Auch eine Hochzeit zwischen Hunyadis Sohn Mathias und Ulrich Cillis einziger Tochter Elisabeth änderte nichts an der Feindschaft zwischen den beiden Familien. Die Zukunft des ungarischen Königreichs stand auf der Kippe.
    Am 4 . Juli 1456 eröffneten die türkischen Geschütze die Kanonade auf Belgrad. Die
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