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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)
Autoren: Nick Bilton
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Vorbemerkung des Autors
    Der Schriftsteller Julian Barnes schrieb einmal: »Geschichte ist die Gewissheit, die dort entsteht, wo die Unvollkommenheiten der Erinnerung auf die Unzulänglichkeiten der Dokumentation treffen.« ( Vom Ende einer Geschichte , Köln 2011)
    Grundlage des vorliegenden Buches sind mehrere Hundert Stunden Interviews mit heutigen und ehemaligen Mitarbeitern von Twitter und Odeo, Staatsdienern, Freunden und wichtigen Bekannten von Twitter-Führungskräften sowie mit Mitarbeitern von Konkurrenzunternehmen und Gespräche mit nahezu allen im Buch erwähnten Personen. Twitter verweigerte mir für dieses Buch zwar offiziell den Zugang zum Unternehmen, aber gegenwärtige und ehemalige Vorstandsmitglieder und alle vier Firmengründer waren bereit, mir Interviews zu geben, die sich alle zusammengenommen über mehr als 65 Stunden erstreckten. Die meisten Interviews wurden aus Gründen der Genauigkeit aufgezeichnet, aber sämtliche Gespräche fanden »on background« statt, also unter der Vereinbarung, dass die Aufzeichnungen zwar für dieses Buch verwendet, aber die einzelnen Quellen des Materials nicht explizit angeführt werden. Nur einige wenige der in diesem Buch genannten Personen lehnten ein Interview ab.
    Im Laufe der Interviews stellte sich heraus, dass die Erinnerungen an frühere Ereignisse sich mit der Zeit verändert hatten. Nur in wenigen Fällen gaben zwei Personen an, dass ein Treffen stattgefunden hatte, hatten dann aber drastisch abweichende Erinnerungen in Bezug auf Ort oder Zeit der Begegnung. Wo immer möglich, habe ich mich bemüht, Zeitpunkte und Orte von Ereignissen anhand von mir zugänglichen Do k umenten und natürlich anhand von sozialen Medien zu ermitteln. Ließ sich das nicht herausfinden, habe ich nach besten Kräften den zeitlichen Ablauf zu rekonstruieren versucht. Ich habe mich bewusst entschieden, in meiner Darstellung Aspekte wegzulassen, deren Schilderungen allzu stark voneinander abwichen. An einigen Stellen des Buches weise ich auf Ereignisse hin, die erst einige Monate später stattfanden, um den Lesern die Gesamtbedeutung eines Moments leichter verständlich zu machen.
    Dieses Buch basiert zudem auf über tausend Dokumenten, die ich im Laufe meiner Recherchen erhielt oder einsah: Mitarbeiter-E-Mails, Präsentationen der Firmenleitung, Investmentunterlagen, Verträge, Terminkalender von Angestellten, Partnerschaftsunterlagen, Kommunikation mit staatlichen Stellen, Instant-Messenger-Korrespondenz, Zeitungsartikel, Blogeinträge und streng vertrauliche juristische Unterlagen und interne E-Mails von Twitter. Schauplätze, die in diesem Buch eingehend beschrieben sind, habe ich meist persönlich besucht. Die Schilderung innerer Monologe oder Gefühle einer Person beruht auf Interviews mit dem Betreffenden, nicht auf Mutmaßungen.
    Trotz hunderter Stunden an Interviews und der internen Dokumente fand ich den genauesten Erinnerungsort im Internet, verstreut auf den Webseiten der sozialen Medien. Gemeinsam mit einer Recherchekraft sichtete ich Zigtausende Tweets, Fotos und Videos.
    Während der Recherchen zu diesem Buch stellte sich heraus, dass die Unvollkommenheiten der Erinnerung sich bei meinen Gesprächspartnern zuweilen im Laufe des letzten Jahrzehnts deutlicher ausprägten. Dagegen blieben die Hunderttausenden von Fotos, Videos und Tweets, die sie alle über die Jahre ins Netz gestellt hatten, intakt und halfen, genaue Zeitpunkte, Kleidung, Gespräche und Stimmungen festzumachen. Auch wenn es den Betreffenden damals nicht bewusst war, gewährleisteten die Tools, die sie schufen – insbesondere Twitter –, dass nur sehr wenige Unzulänglichkeiten der Dokumentation die tatsächlichen Ereignisse vernebelten, die diese Geschichte ausmachen.

Start
4. Oktober 2010, 10:43 Uhr, Twitter-Verwaltung
    »Raus«, sagte Evan Williams zu der Frau, die im Türrahmen zu seinem Büro stand.   »Ich muss mich übergeben.«
    Sie trat einen Schritt zurück und schloss die Tür mit einem metallischen Klicken, das durch den Raum hallte, während er mit feuchten, zittrigen Händen nach dem schwarzen Papierkorb in der Ecke seines Büros griff.
    Das war’s. Seine letzte Handlung als Vorstandschef von Twitter war, sich in einen Papierkorb zu übergeben.
    Eine Weile kniete er in seiner dunklen Jeans auf dem groben Teppichboden, bevor er sich an die Wand lehnte. Draußen raschelte der kalte Oktoberwind in den Bäumen der Folsom Street. Verkehrsrauschen mischte sich mit gedämpften
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