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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)
Autoren: Nick Bilton
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Nebenprojekt nicht, sie hielt mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg und tat es als eine von Evs Ablenkungen ab. Im Sommer 1999, als Meg eine Woche Urlaub machte, gab Ev die Journalwebseite für die Welt frei. Er nannte sie »Blogger«, ein Wort, das bis dahin nicht existiert hatte. Nach seiner Überzeugung würde sie es Leuten ohne Programmierkenntnisse ermöglichen, ein Weblog oder Blog zu erstellen.
    Die zunehmende Beliebtheit, der sich Blogger bei Computerfreaks erfreute, überzeugte Meg schließlich vom Potenzial der Webseite, nicht aber von Evs Potenzial. Sie befürchtete, er habe nicht das Zeug, eine Firma zu führen, da sich der Papierkram stapelte und Rechnungen unbezahlt blieben. Bald entspann sich ein Minimachtkampf, in dem Meg die Kontrolle über die Firma anstrebte, aber Ev sich weigerte, nachzugeben. Letzten Endes löste sich das fünfköpfige Pyra-Team auf, und Ev blieb allein und ohne Freunde zurück und betrieb die Firma von seinem Wohnzimmer aus.
    Um diese Zeit platzte die Dot.com-Blase, die sich aus dem IT-Boom entwickelt hatte. Die Börse geriet in eine Abwärtsspirale, und an der NASDAQ wurden Billionen Dollar verbrannt. Innerhalb von Monaten hörten die Partys auf. Arbeitsplätze wurden knapp. Start-ups machten Bankrott. Und die meisten, die auf der Suche nach Reichtum ins Tal gekommen waren, verließen die Gegend finanziell ruiniert.
    Aber Ev ging nicht weg. Er hatte eine Vision für Blogger: Jeder sollte sein eigenes Blog in der Art einer eigenen Internetzeitung betreiben können. Anders als in seinen einsamen High-School-Tagen hatte er in seiner Abgeschiedenheit nun eine Verbindung zur Welt durch Hunderte Blogs, die in der von ihm gegründeten Gemeinde auftauchten: in der Blogger-Community mit einer Bevölkerung von Zigtausenden.
    Auf seinem eigenen Blog, EvHead , knüpfte er digitale Freundschaften. Täglich schrieb er oft 14 bis 16 Stunden lang neue Programme, erweiterte Blogger und entwickelte neue Features für diesen Dienst. Nachts verfasste er Blogbeiträge über die Musik, die er hörte, über Filme, die er gesehen hatte, oder über Auseinandersetzungen mit dem Finanzamt wegen Steuerrückständen. Wenn der Mond seinen Höchststand am Himmel erreicht hatte, schaute Ev sich ein letztes Mal die Blogs an, sagte den Leuten im Internet gute Nacht, rollte sich auf seiner Couch zwischen wochenalten Pizzaschachteln und leeren Eisteeflaschen zusammen und schlief ein. Keine Freunde, keine Mitarbeiter, kein Geld. Nur Ev.
    Bald musste er erfahren: Wenn man genügend Leuten ein Mikrofon gibt, brüllt irgendjemand etwas hinein, woran andere Anstoß nehmen. Ständig trudelten Beschwerden bei Blogger ein. Leute empörten sich über politische Blogs, religiöse Blogs, Naziblogs, Blogs, die sich abfällig über Schwarze, Hispanier, Juden, Behinderte oder Weiße äußerten. Da Ev klar war, dass sich unmöglich sämtliche Blogeinträge kontrollieren ließen, entschied er sich in der Regel für die Haltung, dass alles erlaubt sei.
    In dem Maße, wie Blogger und die Kunst des Bloggens kontinuierlich in den gesellschaftlichen Alltag vordrangen, verdiente Ev durch Anzeigen und Spenden von Nutzern der Webseite bald gerade genug Geld, dass er nach und nach ein kleines Programmiererteam einstellen konnte. Es zog 2002 in einen winzigen Raum, der 400 Dollar im Monat kostete und gespenstisch nach einem ehemaligen Detektivbüro aussah.
    Zu jener Zeit hatte der Hosting-Dienst Blogger nahezu eine Million Nutzer auf der ganzen Welt mit annähernd 90 Millionen Blogeinträgen – beides waren 2002 imposante Zahlen. Aber das »Büro« war nicht größer als eine Einzimmerwohnung in New York City – knappe 3,65 Meter im Quadrat – und feucht und dunkel. Eine der drei kleinen weißen Uhren, die an der Wand hingen, hatte schon lange zu ticken aufgehört und sah aus, als sei sie einfach eingeschlafen. Der kleine Zeiger nickte auf der Sieben, der große hielt nahe der Zehn Winterschlaf.
    Bald zeigte sich, dass Ev einen Büroleiter brauchte, der sich um so alltägliche Aufgaben wie Rechnungen, Lohnzahlungen und die Beschwerdeflut über den Inhalt von Blogger kümmerte. Also stellte er Jason Goldman ein, einen bereits zur Glatze neigenden 26-Jährigen, der sein Astrophysikstudium an der Princeton University für das gelobte Land der Computertechnik aufgegeben hatte und nun bereit war, für einen Stundenlohn von 20 Dollar für die klamme Start-up-Firma zu arbeiten.
    Goldman war in der sechsköpfigen Belegschaft nicht der erste
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