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Vertrau mir! - Thriller

Vertrau mir! - Thriller

Titel: Vertrau mir! - Thriller
Autoren: Heyne
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1
    Der alte Mann war sein Leben lang von unermesslichem Reichtum und Macht umgeben gewesen - nur heute nicht. Er war angezogen wie für ein Theaterstück, in dem er einen Rentner spielte, der es verpasst hatte, für das Alter etwas zurückzulegen; er trug eine ausgebeulte Khakihose, eine abgewetzte Jacke und schmutzige Schuhe, als er an diesem grauen Londoner Nachmittag auf einer Parkbank saß und den Tauben Brotkrümel hinwarf. Die Krümel waren klein wie Diamanten.
    Der Mann im grauen Anzug, der neben ihm stand, tat so, als würde er mit seinem Handy telefonieren, und sah den Alten nicht an; er beobachtete die Leute, die durch den Park spazierten, und hielt Ausschau nach einem möglichen Feind. Zwei junge Leute schlenderten Hand in Hand vorbei, zwei Jungen schlurften betont lässig dahin, eine gut gekleidete Mutter schob ihren Kinderwagen vor sich her, während sie lachend mit ihrem Handy telefonierte und das Baby in eine Decke packte. Dann gab es noch zwei alte Damen mit Handtaschen, von denen die eine pausenlos redete, während die andere zuhörte und nickte. Hier drohte keine Gefahr.
    Der Mann im grauen Anzug verbiss sich ein Lächeln über die Verkleidung des alten Mannes; zu lachen wäre ein folgenschwerer Fehler gewesen. Leute mit Geld durfte man nicht vor den Kopf stoßen - schon gar nicht einen Milliardär, auch wenn er noch so exzentrisch sein mochte.

    »Ich habe Sie fast nicht erkannt, Eure Majestät«, sagte der Mann im grauen Anzug. Er ließ seinen Blick erneut über den Park schweifen, das ausgeschaltete Telefon immer noch am Ohr.
    »Sehen Sie nur, wie sie kämpfen«, sagte der alte Mann in leisem Arabisch, während sich die Tauben um die Brotstückchen stritten, indem sie eine nach der anderen hackten und am Boden herumpickten. »Sie tanzen für mich. So als würde ich an den Fäden ziehen und ihre Flügel bewegen.« Er warf links von der Vogelschar eine Handvoll Futter hin und lachte über ihre Art, sich auf die Krümel zu stürzen.
    Die Vögel sind da nicht die Einzigen, dachte der Mann im grauen Anzug. Aber er wartete, bis der alte Mann wieder sprach. Wie die meisten tyrannischen Menschen liebte er den Klang seiner eigenen Worte.
    »Ist alles vorbereitet?«, fragte der Alte.
    »Ja«, sagte er. Fast wäre zutreffender gewesen, doch Details hatten den alten Mann noch nie interessiert. Es würde früh genug alles fertig sein. Dann konnte er damit beginnen, die Welt zu verändern.
    »Sind Ihre Leute bereit für das Geld?«
    »Ja. Ihr Banker war eine große Hilfe. Er hat Konten eingerichtet und unsere Spuren verwischt, damit niemand Verdacht schöpft.« Es fiel ihm schwer, sich zu beherrschen und nicht zu sagen: Ja, du alter Narr, gib mir einfach, was ich haben will, und verschwinde. Der Mann im grauen Anzug stellte die Frage, wegen der er gekommen war. »Ich muss nur wissen, welchen Betrag Sie investieren wollen.«
    »Fünfzig Millionen Dollar fürs Erste.« Der Reiche in den Kleidern eines Armen streute eine letzte Handvoll Brotkrumen auf den Boden und sah zu, wie die Tauben danach pickten. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als die
Vögel um das Futter kämpften. »Wenn die Anschläge, die Sie für die nächsten fünf Jahre geplant haben, erfolgreich sind, gebe ich Ihnen noch einmal fünfzig Millionen.«
    Der Mann im grauen Anzug hatte das Gefühl, es würde ihm die Brust zuschnüren, und er hörte das Blut in seinen Ohren pochen. Hundert Millionen Dollar, die er in die Hände bekäme. Doch er zeigte keine Emotion. Er hielt sein Mobiltelefon weiter ans Ohr gedrückt. »Nine-Eleven hat nicht einmal eine Million Dollar gekostet.«
    »Ja, aber das war keine langfristige Investition. Ich biete Ihnen viel mehr. Ich stelle Ihnen viel größere Mittel zur Verfügung, als für Nine-Eleven eingesetzt wurden.« Der alte Mann blickte zu dem Mann im grauen Anzug auf und lächelte einen Moment lang mit einer hässlichen Grimasse. »Ich erwarte von Ihnen ein Vielfaches von dem, was bei dem Anschlag damals herausgekommen ist. Die sollen sich nie mehr erholen.«
    »Dafür werde ich sorgen.«
    Der Alte hielt inne, und einen Moment lang hörte man nur das Rauschen des Verkehrs in der Umgebung und das Flüstern des Windes in den Zweigen. »Es ist eine Investition. In die Zukunft einer besseren Welt.« Die Tauben scharten sich um die Füße des Alten und verlangten nach mehr. Er knurrte angewidert und verscheuchte sie mit Fußtritten.
    »Sie sind sehr großzügig.«
    Der alte Mann blickte auf. »Sollten
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