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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)
Autoren: Nick Bilton
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Gesprächen vor seiner Bürotür.
    Kurz darauf sagte jemand seiner Frau Sara, die ebenfalls bei Twitter arbeitete, Bescheid: »Mit Ev stimmt was nicht.« Sie eilte in sein Eckbüro. Ihre üppigen dunklen Locken wippten leicht beim Gehen.
    Sara warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und sah, dass Ev nur noch 45 Minuten blieben, bis er vor die 300 Twitter-Mitarbeiter treten und ihnen die Neuigkeit mitteilen sollte. Sie öffnete seine Bürotür und ging hinein.
    Ein Stück weiter den Korridor hinunter prüfte Twitters PR-Teamden Blogeintrag, der um 11:40 Uhr auf der Webseite erscheinen sollte, sobald Ev seine Ansprache an die Mitarbeiter beendet, dem neuen Vorstandschef das Mikrofon gereicht und die Macht mit einer simplen Geste übergeben hätte, als reiche er einen Staffelstab weiter.
    Der Blogpost, den Tausende Presseabteilungen und Blogs weltweit aufgreifen würden, verkündete freudig, dass das vier Jahre alte soziale Netzwerk Twitter mittlerweile 165 Millionen registrierte Nutzer habe, die täglich erstaunliche 90 Millionen Tweets sendeten. Fünf Absätze weiter stand, der gegenwärtige Vorstandschef Evan Williams trete auf eigenen Wunsch zurück.
    »Ich habe beschlossen, unseren Geschäftsführer Dick Costolo zu bitten, Twitters Vorstandschef zu werden«, hieß es in dem Beitrag, der angeblich von Ev stammte.
    Das war natürlich nicht der Fall.
    Ev saß auf dem Boden seines Büros, umklammerte einen Papierkorb und verspürte absolut nicht den Wunsch, dies mitzuteilen. Der Farmerssohn aus Nebraska, der zehn Jahre zuvor mit kaum mehr als zwei Reisetaschen voller billiger, abgetragener, zu großer Kleider und zigtausend Dollar Kreditkartenschulden nach San Francisco gekommen war, wollte Chef des Unternehmens bleiben, das er mitgegründet hatte. Aber das würde nicht passieren. Es spielte keine Rolle, dass er mittlerweile über 1 Milliarde Dollar besaß und nur für Twitter gelebt hatte. Er hatte keine Wahl: Leute, die er eingestellt und früher zu seinen engsten Freunden gezählt hatte, und einige Investoren, die das Unternehmen finanziert hatten, hatten ihn in einem üblen Coup des Verwaltungsrats von der Spitze verdrängt.
    Als Sara hereinkam, schaute Ev auf. Er wischte sich mit dem Ärmel seines Sweatshirts über seine dunklen Bartstoppeln.
    »Hey, was hast du denn? Wie fühlst du dich?«, fragte Sara.
    »Beschissen«, antwortete er und war sich nicht sicher, ob es an seinen Nerven lag oder ob er etwas ausbrütete. Vielleicht beides.
    Um die Ecke teilte Biz Stone, einer der vier Mitbegründer von Twitter, den Mitarbeitern gerade in einer E-Mail mit, dass für11:30 Uhr eine Betriebsversammlung in der Cafeteria anberaumt sei. Die Teilnahme sei verpflichtend; Gäste seien nicht zugelassen. Es gebe nichts zu essen, aber wichtige Neuigkeiten. Er klickte auf »senden«, stand vom Schreibtisch auf und machte sich auf den Weg zu Evs Büro, um seinen Freund und langjährigen Chef aufzumuntern.
    Jason Goldman, der Twitters Produktentwicklung leitete und zu Evs wenigen Verbündeten im siebenköpfigen Verwaltungsrat gehörte, saß bereits auf der Couch, als Biz hereinkam und sich neben ihn setzte. Still trank Ev aus einer Flasche Wasser, starrte niedergeschlagen in die Ferne und ließ in Gedanken den Wirbel und Wahnsinn der vergangenen Woche Revue passieren.
    »Weißt du noch …«, versuchten Goldman und Biz im Chor, Ev mit launigen Erinnerungen an die vergangenen Jahre bei Twitter aufzuheitern. Es gab unzählige Anekdoten: Einmal war Ev als Gast in der Oprah Winfrey Show aufgetreten und hatte sich nervös und linkisch vor Millionen Fernsehzuschauern präsentiert. Der russische Präsident war einmal im Schutz von Scharfschützen und Geheimdienst in die Firmenzentrale gekommen, um seinen ersten Tweet zu senden, und genau in dem Moment war die Webseite ausgefallen. Einmal hatte Al Gore Biz und Ev zum Abendessen in seine Suite im St. Regis eingeladen, und während der ehemalige Vizepräsident der USA die beiden zu überreden versucht hatte, ihm einen Anteil an Twitter zu verkaufen, hatten sie sich »total volllaufen lassen«. Abstruse Kaufangebote hatte es auch von Ashton Kutcher an seinem Pool in Los Angeles und von Mark Zuckerberg bei unbehaglichen Gesprächen in seinem spärlich möblierten Haus gegeben. Kanye West, will.i.am, Lady Gaga, Arnold Schwarzenegger, John McCain und unzählige andere Prominente und Politiker waren manchmal unangemeldet in der Zentrale aufgetaucht, hatten gerappt, gesungen, gepredigt, getwittert
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