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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)
Autoren: Nick Bilton
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verschlug es Ev in eine andere Stadt und an eine andere High-School, wo er wieder in Bedeutungslosigkeit und Isolation versank.
    Ständig schwirrten ihm verrückte Geschäftsideen durch den Kopf. Die meisten schlugen nie ein, vor allem nicht bei der Landbevölkerung Nebraskas. Als das Internet an den amerikanischen Küsten an Fahrt gewann, kam Ev auf die Idee, in einem VHS-Video zu erklären, was es mit diesem Netz auf sich hatte. Den ganzen Sommer fuhr er in seinem gelben BMW herum und versuchte örtliche Händler zum Kauf des Videos zu überreden. Es fand nicht gerade reißenden Absatz.
    Aber wenn Ev erst einmal eine Idee hatte, war er wild entschlossen, sie umzusetzen. Eher hätte man die Erddrehung stoppen können, als Evan Williams davon abzuhalten, eine seiner ausgebrüteten Ideen zu hegen und zu pflegen.
    Nach der High-School ging er nicht allzu weit von zu Hause entfernt an die University of Nebraska in Lincoln, empfand das College und seine Professoren aber schon nach eineinhalb Jahren als Zeitverschwendung. Eines Nachmittags im Jahr 1992 stieß er beim Schmökern in seinem Zimmer im Studentenwohnheim auf einen merkwürdigen Artikel über einen Werbeguru, der in Florida lebte und arbeitete. Ev war von dem Mann, den der Artikel beschrieb, so fasziniert, dass er ihn anzurufen versuchte, um zu fragen, ob er Leute einstellte. Nach einigen Gesprächen mit einem Anrufbeantworter, sagte Ev: »Scheiß drauf!«, stieg in den Chevy-Van seiner Familie und fuhr über 3

000 Kilometer nach Key West, Florida. Als fahnenflüchtiger Student war er völlig abgebrannt. Das Benzin bezahlte er per Kreditkarte und schlief im Van. Wenn die südliche Sonne ihn weckte, schob er eine Kassette in den Rekorder – meist ein Marketing- oder Business-Buch – und hörte sie sich auf der Fahrt über leere Straßen an. Als er in Florida ankam, klopfte er an der Tür des Werbefachmanns und bat um einen Job. Beeindruckt von Evs Hartnäckigkeit und Überredungskunst stellte dieser ihn auf der Stelle ein. Aber nach einigen Monaten erkannte Ev, dass der Mann weniger ein Werbekünstler als vielmehr ein Schaumschläger war. Also machte er kehrt und fuhr – mit einem kurzen Zwischenstopp in Texas – zurück nach Nebraska.
    Seine Entschlossenheit ging manchen gegen den Strich. Als er bei O’Reilly Media einmal das Marketingmaterial für eines der neuesten Produkte der Firma entwerfen sollte, teilte er allen Mitarbeitern der Firma in einer E-Mail mit, er werde es nicht schreiben, weil das Produkt »ein Stück Scheiße« sei.
    Auch in Kalifornien trug seine schroffe Art nicht dazu bei, Freunde zu finden. Also radelte er jeden Abend mit seinem geborgten Rad zwischen Weinstöcken, deren Trauben bald in für ihn unerschwinglich teuren Weinflaschen landen würden, nach Hause und trank allein billiges Bier über der Garage in seiner Einzimmerwohnung, die gerade groß genug war für eine Matratze, eine Schrankküche und Evs wertvollsten Besitz: seinen Computer.
    Hier brachte er sich auf eigene Faust das Programmieren bei. Die Grillen, die um die Garage zirpten, waren die einzigen Freunde, die ihn anspornten, während er eine Sprache lernte, die nur Computer verstanden.
    Schließlich entkam er der Enge der verschlafenen nordkalifornischen Kleinstadt und ging nach Palo Alto, um bei Intel und später bei Hewlett-Packard zu arbeiten. Er entwickelte langweilige Software und fand allmählich Anschluss an Kollegen aus der Branche. An Wochenenden fuhr er mit dem Zug nach San Francisco, wo seine neuen Freunde ihn mit auf Start-up-Partys nahmen. Die Anziehungskraft der Großstadt ließ ihn schließlich eine billige, verbaute Wohnung im Mission-Bezirk von San Francisco mieten.
    Als er Meg Hourihan kennenlernte, eine aufgeweckte Programmiererin, die seine Leidenschaft für klare Standpunkte und Computer teilte, entspann sich zwischen ihnen eine Liebesgeschichte. Die Beziehung dauerte zwar nicht lange, aber die beiden beschlossen, gemeinsam eine Firma zu gründen. Mit einigen Freunden eröffneten sie ein Miniunternehmen namens Pyra Lab, das sie in Evs Wohnung betrieben. Die Gruppe wollte Software zur Steigerung der Produktivität am Arbeitsplatz entwickeln. Aber nach einem Muster, das Ev im Laufe seiner Karriere begleiten sollte, erwuchs aus Pyra wie zufällig etwas Besseres.
    Ev und ein Kollege hatten eine einfache interne Journalwebseite erstellt, auf der sich Pyra-Mitarbeiter über die Arbeitsfortschritte auf dem Laufenden halten konnten. Meg gefiel dieses
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