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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)
Autoren: Nick Bilton
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Jason, sondern der dritte. Um zu vermeiden, dass drei Leute aufschauten, wenn er einen von ihnen rief, nannte Ev sämtliche Jasons beim Nachnamen. So hießen Jason Shutter, Jason Shellen und Jason Goldman schlicht Shutter, Shellen und Goldman.
    »Goldman!«, bellte Shutter an einem der ersten Arbeitstage des Neulings. »Du bist für die Kunden-E-Mails zuständig!«
    »Was heißt das?«, fragte Goldman und schaute ihn durch seine Brille verständnislos an. »Und wieso grinst du so?« Goldman war groß und drahtig und hatte einen Eierkopf. Er legte ebenso wenig Wert auf Äußeres wie Ev damals und trug oft T-Shirts und Jacken, die für seine Schultern zu weit, und Hosen, die für seine Beine zu lang waren.
    »Ach, das wirst du schon sehen. Es geht um die E-Mail-Adresse auf unserer Webseite, auf der Leute sich über andere Blogs beschweren können.« Es gab Gekicher im Büro, als Shutter Goldman zeigte, wie er das E-Mail-Account öffnen konnte. »Fang mit der Nachricht an«, sagte er und deutete auf den Monitor. Goldman klickte auf die E-Mail, in der eine Frau aus dem amerikanischen Mittelwesten sich über ein Blog beschwerte und verlangte, es unverzüglich einzustellen. Er öffnete den Link in der E-Mail, und umgehend erschien auf seinem Monitor ein Zeichentrickfilm von einer Gruppe nackter Männer, die auf einem Trampolin Sex hatten.
    »Äähhhm … Mann … Was … was soll ich damit machen?«, fragte Goldman, verlegen lachend, während alle anderen kicherten. Mit halb abgewandtem Kopf blinzelte er auf den Monitor und versuchtezu begreifen, was die Männer da trieben und wer sich überhaupt für so etwas Abstruses interessieren mochte.
    »Nichts«, sagte Ev. » PUSH-BUTTON PUBLISHING FOR THE PEOPLE. « So lautete Bloggers Motto, wonach jeder veröffentlichen durfte, was er wollte. Überall im Büro standen Becher, die in kaffeebefleckten Großbuchstaben die Firmenethik von Blogger verkündeten: »push-button publishing for the people«. Und Ev war fest entschlossen, an dieser Maxime festzuhalten. Einmal hatte ein schottisches Bergbauunternehmen mit einer Klage gedroht für den Fall, dass Blogger ein Gewerkschaftsblog nicht entfernte, auf dem das Fehlverhalten eines Kohlebergwerks aufzeigt wurde. Ev gab nie nach und hätte lieber den Betrieb aufgegeben, als sich dem Druck von Konzernen zu beugen. Letztlich gab das Bergbauunternehmen auf.
    Evs Blogaktivitäten hatten für ihn unerwartete Nebenwirkungen. Als Blogger und andere Blogdienste wuchsen, schrieb die Fachpresse über ihn, und so erlangte er allmählich eine gewisse Bekanntheit im Silicon Valley. Anstelle der endlosen Abende, die er allein mit seinem Computer auf der Couch verbrachte, kam nun mehr Abwechslung in sein Privatleben. Wie in seinen Anfangszeiten als Schüler mit eigenem Auto nahmen Bekannte ihn nun zu den wenigen Partys der IT-Szene mit, die in der Umgebung noch stattfanden, und er bandelte mit Mädchen an und trank Bier aus roten Plastikbechern.
    Außerhalb der kleinen Enklave des Silicon Valley glaubten die meisten nicht an eine Zukunft dieser seltsamen Weblogs. Manche nannten sie »blödsinnig« und »infantil«. Andere fragten sich, warum jemand Interesse haben sollte, etwas Persönliches so öffentlich mitzuteilen.
    Für Ev galt das nicht. Er war fest entschlossen, Blogger wachsen zu sehen, und wollte es jedem, der einen Computer besaß, ermöglichen, zu veröffentlichen, was er wollte. Die Medienwelt aufzumischen. Die ganze Welt aufzumischen. Programmierzeile für Programmierzeile.

@Noah
    Noah Glass ließ beinah das Forbes -Heft fallen, als er das Bild sah. Mit der magnetischen Anziehungskraft der Neugier strebten das Magazin und sein Gesicht aufeinander zu.
    An diesem warmen Sommernachmittag 2002 hing er in seiner Wohnung herum. Durch das offene Fenster wehten Verkehrsrauschen und Gemurmel von Obdachlosen von der Church Street herein. Er hatte die Zeitschrift durchgeblättert und beim Anblick eines Mannes von Mitte zwanzig gestutzt, der hinter einer aufstrebenden Webseite namens Blogger stand.
    Es war nicht der Text, der Noah beinah vom Stuhl gehauen hätte, sondern das Bild von Evan Williams, dem Rattenfänger von Blogger, der für den Fotografen stolz vor einem Computer mit einem leuchtend orangefarbenen Blogger-Sticker in der unteren Ecke des Monitors posierte. Hinter dem lächelnden Ev war durch ein Fenster im Hintergrund eine Küche zu sehen. Eben die Küche, in der Noah gerade saß.
    Noah wirbelte auf seinem Stuhl herum, hielt die
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