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Die Schöpfungsmaschine

Die Schöpfungsmaschine

Titel: Die Schöpfungsmaschine
Autoren: James P. Hogan
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    An der Abzweigung vom Albuquerque-Highway, ungefähr dreißig Meilen südlich von Albuquerque, stand ein vertrautes Schild. Es trug folgende Aufschrift:
     
    FORSCHUNGSZENTRUM FÜR ERWEITERTE
    KOMMUNIKATION
     
    REGIERUNGSEIGENTUM
     
    ZUTRITT FÜR UNBEFUGTE
    STRENG VERBOTEN
     
    PASSKONTROLLE
    1 ½ MEILEN
     
    Ein kaum hörbarer Piepton leitete das sanfte Bremsmanöver des Ford Cougar ein. Der Wagen wechselte auf die rechte Spur und bog dann in die Ausfahrt ein. Dr. Clifford hatte das elektronische Warngeräusch vom Armaturenbrett nicht bewusst wahrgenommen, doch jetzt spürte er, wie das Fahrzeug auf seine Lenkbewegung reagierte, nachdem es von Computer- auf Handsteuerung umgeschaltet hatte. Die Fahrbahn wich in einem weiten Bogen einer flachen, sandigen Erhebung aus, deren spärlicher Bewuchs aus ein paar vertrockneten Büschen und staubigem Wüstendorn bestand. Die Motorhaube des Cougar glitt gemächlich über das Asphaltband. Die Straße schmiegte sich an den Hang eines kahlen, felsübersäten Hügels – wie eine Eidechse, die in der Sonne badet. Voraus und rechts des Hügels ragten dunstverhangen rotbraune, zerklüftete Felsbastionen auf; Reihe um Reihe flankierten sie in altersloser, unveränderlicher Formation das Tal des Rio Grande. Bis zum fernen Horizont erstreckte sich diese Landschaft, wo in diesigem Blaugrau Felstürme und Himmel miteinander verschmolzen.
    Ungefähr auf der Mitte des Hanges erreichte die Straße ihren höchsten Punkt; dort begann eine lange, flache Gefällstrecke. Sie endete an der Mündung eines dürren Tales, an dessen anderem Ende sich der Gebäudekomplex des Forschungsinstitutes für Erweiterte Kommunikation befand. In dieser frühen Morgenstunde stand die Sonne jenseits des Institutes und verwandelte das Gewirr von Gebäuden, Antennentürmen und Parabolspiegeln in starre Silhouetten, die bedrohlich am Boden kauerten. Dahinter ragte schwarz die Felswand auf, die das Tal nach Osten abschloss. Aus der Ferne erinnerte der Anblick Clifford immer an eine unheilvolle Versammlung von gigantischen Insektenmutanten, die einen dunklen Höhleneingang bewachten. Die Formen erschienen ihm als Symbol für den Höchststand einer deformierten Wissenschaft: einer ungeheuren Anhäufung von Wissen, das nur den Zweck hatte, fortwährend machtvollere Zerstörungskräfte zu ersinnen, um eine gequälte Welt in Schrecken zu versetzen.
    Nach etwa einer Meile stieß die Straße in der Mitte des Talbodens auf die äußere Umzäunung des FEK-Komplexes. Dort befand sich ein Kontrollposten. Clifford brachte den Wagen bei einer niedrigen Säule zum Stehen, und ein schwarzer Army-Feldwebel trat an den Schlagbaum. Er trug ein kurzärmeliges Hemd, doch er war bewaffnet und hatte einen Stahlhelm auf dem Kopf. Clifford erwiderte das routinemäßige „Morgen“ des Wachsoldaten mit einem Kopfnicken, entnahm seiner Brieftasche die magnetisierte Personalkarte und schob sie in einen Schlitz in dem Kasten, der oben an der Säule angebracht war; die Brieftasche gab er der Wache. Dann drückte er seine Daumenspitze gegen eine kleine Glasplatte neben dem Schlitz. Tief im Innern des Verwaltungsgebäudes von FEK nahm ein Computer die Daten auf und verglich sie mit den Angaben in seinen Speichern. Das Ergebnis wurde einem zweiten Wachsoldaten übermittelt, der vor einem Schirm in der Wachkabine saß. Der Feldwebel legte die Brieftasche in Cliffords ausgestreckte Hand zurück, warf einen flüchtigen Blick ins Innere des Fahrzeugs, trat beiseite und hob den Arm. Der Cougar rollte vorwärts, hinter ihm fiel der Schlagbaum auf seine Halterung zurück.
     
    Fünfzehn Minuten später hatte Clifford sein Büro erreicht. Es lag im dritten Stock des Gebäudes, das die Abteilung für Angewandte Mathematik und den Computerservice beherbergte. Für gewöhnlich verbrachte er nur zwei Tage in der Woche im FEK. Er zog es vor, zu Hause zu arbeiten, wo er den Infonetz-Terminal benutzen konnte, durch den er direkten Zugang zur Datenbank und zu den Computern des Institutes hatte. Diesmal war er seit acht Tagen nicht mehr im Büro gewesen, aber als er die Liste der Mitteilungen auf seinem Schreibtisch-Terminal durchging, stellte er fest, dass nichts ungewöhnlich Dringliches dabei war. Alle wichtigen Anrufe waren auf seinen Heim-Terminal durchgestellt worden, und er hatte sie dort bearbeitet.
    Das Elf-Uhr-Treffen würde also keine unerwarteten, bösen Überraschungen bringen.
    Er hatte den Gedanken kaum beendet, als ein Summer ertönte,
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