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Die Schöpfungsmaschine

Die Schöpfungsmaschine

Titel: Die Schöpfungsmaschine
Autoren: James P. Hogan
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Minuten beginnen würde.
     

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    Professor Richard Edwards, der verantwortliche wissenschaftliche Leiter und zweite Mann in der Rangfolge des FEK, betrachtete das Dokument, das vor ihm auf dem Tisch lag. Das Titelblatt trug folgende Aufschrift: K-Raum-Rotationen und Schwerkraft-Impulse. An der Ecke des Tisches, zur Linken des Professors, saß Walter Massey. Er blätterte versonnen in den Seiten seiner Kopie; offensichtlich konnte er mit den komplexen Formeln nicht viel anfangen. Massey gegenüber saß Miles Corrigan. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte Clifford mit einem kalten, ablehnenden Blick. Er gab sich keine Mühe, seine Abneigung gegen alle Wissenschaftler zu verbergen.
    „Die Regeln unseres Institutes sind völlig eindeutig“, begann Edwards, und während er sprach, betrachtete er seine gefalteten Finger. „Alles wissenschaftliche Material, das von einer Person erarbeitet wird, solange diese beim FEK beschäftigt ist, ganz gleich, ob sie es während ihrer Dienstzeit oder in ihrer Freizeit erarbeitet hat, unterliegt automatisch den bekannten Sicherheitsbestimmungen. Was sind nun die genauen Gründe, aus denen Sie eine Ausnahmegenehmigung fordern und die Erlaubnis, dieses Papier zu veröffentlichen?“
    Clifford erwiderte seinen Blick mit ausdruckslosem Gesicht. Ihm kam es vor allem darauf an, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn die ganze Angelegenheit verwirrte. Die allgemeine Inquisitionsstimmung, die den Raum beherrschte, seit sie sich niedergelassen hatten, behagte ihm gar nicht.
    Seine Antwort war knapp formuliert: „Wissenschaftliches Material von rein akademischem Interesse. Sicherheitsfragen sind nicht betroffen.“
    Edwards wartete ab. Offensichtlich erwartete er eine weitere Erläuterung. Nach ein paar langgedehnten Sekunden bewegte Massey hörbar die Füße unter dem Tisch und räusperte sich nervös.
    Massey war Cliffords direkter Vorgesetzter bei Mathe-Komps. Er war mit jedem Zoll ein Praktiker, ein Verfechter der angewandten Wissenschaften. Fünfzehn Jahre im technischen Dienst der Armee hatten ihm alle Zuneigung zur Theorie ausgetrieben. Wenn ihm eine Aufgabe übertragen wurde, dann ging er sie an, ohne Fragen nach den Absichten oder der Weisheit seiner Vorgesetzten zu stellen. Er kannte keine Zweifel. Es war besser, über solche Dinge gar nicht erst nachzudenken, das brachte sowieso nur Ärger. Er repräsentierte das Endprodukt eines Systems; er hatte seine individuelle Freiheit zugunsten einer allgemeinen Sicherheit geopfert. Er empfand sich als Teil des FEK und des Systems, zu dem das Institut gehörte. Auf gleiche Weise empfand er sich als Teil der Armee. Er wollte genau wissen, wohin er gehörte, darauf kam es ihm an. Er diente der Organisation, und die Organisation diente ihm: Sie bezahlte ihn, bildete ihn aus und nahm ihm alle wichtigen Entscheidungen ab. Sie klopfte ihm auf die Finger, wenn er aus der Reihe tanzte, und beförderte ihn, wenn er es nicht tat. Wenn es darauf ankam, würde er sein Leben opfern im Kampf für das, was die Organisation für ihn verkörperte.
    Aber deshalb hielt Clifford ihn nicht für einen schlechten Menschen.
    Augenblicklich war Massey verärgert über die Art, in der Clifford sein Anliegen verfocht. Es interessierte ihn keinen Deut, ob das Papier veröffentlicht werden würde oder nicht, aber es ärgerte ihn, dass jemand aus seiner Abteilung für seine Sache nicht anständig kämpfen wollte. Der Name der ganzen Gruppe geriet so in Verruf.
    „Was Brad eigentlich sagen möchte, ist folgendes: Das gesamte Thema seines Papiers ist rein abstrakt und theoretischer Natur. Es kommt nichts darin vor, das auch nur entfernt mit den Fragen der nationalen Sicherheit in Zusammenhang gebracht werden könnte.“ Massey sah von Edwards zu Corrigan und wieder auf den Professor. „Man könnte sagen, es ist so ’ne Art Hobby, nur dass Brads Hobby eben eine Menge mit Mathematik zu tun hat.“
    „Mmmh …“ Edwards massierte mit seinen Daumen die Kinnspitze und dachte über das Gesagte nach. Abstrakt theoretische Konzepte hatten die Eigenschaft, sich mit erschreckender Geschwindigkeit in Wirklichkeit zu verwandeln. Selbst die unschuldigsten Gedankenspielereien konnten eine unerwartete Bedeutung erlangen, wenn man sie mit anderen Gedankenmustern in einen geeigneten Zusammenhang brachte. Er hatte keine Vorstellung davon, was in anderen, hermetisch abgeschirmten Forschungsinstituten vorgehen mochte. Das galt für sein eigenes Land und erst recht
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